“In dieser Krise sind wir es, die auf der Seite der Vielen stehen”
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Rede von Antifa - Kundgebung 12. Februar in Bergedorf

“In dieser Krise sind wir es, die auf der Seite der Vielen stehen”

Von Michael Petersen | 16.02.2022

Liebe Antifaschistinnen, liebe Kolleginnen, liebe Genossinnen und Freunde! Zuerst Dank an alle die hier sind, und Dank vor allem an diejenigen Personen und Gruppen, die hier in Bergedorf seit Wochen in aufwändiger Kleinarbeit diese Veranstaltungen organisieren. Und dass wir heute wieder hier sind, und dass wir wiederkommen bei den nächsten Malen, ist dringend notwendig.

Und warum sind wir hier? Warum bin ich heute hier? Weil es unerträglich ist, dass im Namen einer vermeintlichen Freiheit nichts anderes als hemmungsloser Egoismus gefordert wird.

Bespiel: Maske

Mit ist es egal, was die Regierung sagt, aber uns sagt doch der gesunde Menschenverstand, dass – wenn ein Virus durch die Atemluft übertragen werden kann, eine Maske schützt. Also tragen wir Masken, wenn wir mit anderen zusammen sind, wir tragen Masken, weil wir uns und andere schützen!

Und ein Protest gegen eine Maskenpflicht was bedeutet das? Das bedeutet, dass eine vermeintliche individuelle Freiheit über die Gesundheit anderer Menschen gestellt wird – das geht gar nicht! Niemand hat das Recht oder eine sogenannte „Freiheit“, andere ins Grab zu husten!

Ja, und man könnte im Zusammenhang mit dem Tragen von Masken Einiges kritisieren:

  • Warum gibt es Masken nicht kostenlos? Für eine alleinerziehende Mutter mit schulpflichtigen Kindern z. B. ist es tatsächlich eine Belastung, ständig frische und eine ausreichende Anzahl von Masken für die Kids anzuschaffen.
  • Warum sind die Bedingungen am Arbeitsplatz, oder in der Schule, oder im Öffentlichen Nahverkehr so, dass es notwendig und sinnvoll ist, eine Maske zutragen?
  • Wir sind jetzt im dritten Jahr der Pandemie. Warum sind die Arbeitsplätze, die Schulen, Busse und Bahnen immer noch nicht so, dass wir möglichst wenig Maske tragen bräuchten?

Das sind Kritikpunkte, aber es wäre eine Kritik, die von der Lage, von den Interessen von Vielen ausgeht. Und das ließe sich sicher an einer Reihe weiterer Beispiele genauso ausführen.

Diejenigen aber, gegen die wir hier heute hier auf der Straße stehen, gehen nur von ihrem eigenen jämmerlichen, egoistischen, individuellen Interesse aus. Die interessieren sich nicht für die Lage der Vielen, für die Situation der Mehrheit, die wollen nur eine Verbesserung für sich, für einige Wenige, die es sich leisten können.

Kolleginnen und Kollegen,

und unerträglich ist es auch, dass diese Demonstranten des Egoismus und Eigennutzes sich nicht abgrenzen, wenn sich Rechte, Rechtsextreme oder Faschisten auf ihren Veranstaltungen wie Fische im Wasser tummeln.

  • Im Gegenteil, unwidersprochen kann in diesen Versammlungen die vermeintliche Diskriminierung der Ungeimpften in Verbindung mit dem Völkermord an den europäischen Juden gebracht werden.
  • Unwidersprochen werden die gleichen Argumente gegen das Impfen als solches vorgebracht, mit denen schon die Ideologen der NSDAP bis 1945 gegen das Impfen agitiert haben.
  • Unwidersprochen wird auf diesen Demonstrationen und sogenannten Spaziergängen aller möglicher Quatsch darüber verbreitet, wie und wer in dieser Gesellschaft was macht oder warum.

Kolleginnen und Kollegen,

das alles ist uns unerträglich, dagegen wehren wir uns, dagegen stehen wir auf und wir damit werden nicht nachlassen. Corona hat dieses Land – und das gilt auch weltweit – in eine Krise gestürzt. Man kann auch sagen, dass die Coronapandemie die schon vorhandenen Krisenhaftigkeit des Kapitalismus zugespitzt und offensichtlicher gemacht hat.

Aber in dieser Krise sind wir es, die auf der Seite der Vielen, auf der Seite der Mehrheit in der Gesellschaft stehen:

  • Wir tragen Maske, um uns selbst und andere zu schützen;
  • Wir halten Abstand, um uns selbst und andere zu schützen;
  • Wir sind geimpft, um uns selbst und andere zu schützen;
  • Wir sind für die Freigabe und Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten nicht nur hier sondern weltweit – wie sonst soll eine globale Seuche wirksam bekämpft werden?
  • Wir sind in Betriebsräten aktiv, um am Arbeitsplatz Bedingungen zu schaffen, damit Kolleg*innen gesund arbeiten können;
  • Wir sind als Gewerkschaften aktiv, um wirtschaftliche Folgen der Pandemie für Beschäftigte abzumildern;
  • Wir organisieren Streiks in den Krankenhäusern für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen – wie zuletzt in Berlin bei der der Charité und Vivantes;
  • Wir organisieren Tarifrunden für bessere Löhne im Gesundheitswesen;
  • Wir sind als Ärztinnen und Beschäftigte des Gesundheitswesen unterwegs, um dort Menschen zu Impfen, wo die offiziellen Impfangebote nicht ankommen.
    usw., usf.

Wir wollen die Krise mit Solidarität bewältigen – nicht mit Egoismus.

Deshalb sind wir heute hier! Glückauf!

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