Wir müssen die Macht des fossilen Kapitalismus angreifen

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Erklärung des Global Ecosocialist Network (GEN) zur COP28 in Dubai

Wir müssen die Macht des fossilen Kapitalismus angreifen

Von Global Ecosocialist Network | 28.11.2023

Im Mai meldete die Weltorganisation für Meteorologie, dass die 1,5-Grad-Celsius-Grenze zwischen 2023 und 2027 mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 % in mindestens einem Jahr überschritten wird. Am 21. November, nur neun Tage vor Beginn der COP28 in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten, veröffentlichte Bill McKibben von 350.org eine alarmierende Grafik, die zeigt, dass die globalen Oberflächentemperaturen zum ersten Mal vorübergehend um 2 °C im Vergleich zu vorindustriellen Werten gestiegen sind. Klimawissenschaftler:innen kommen zu dem Schluss, dass das verbleibende Kohlenstoffbudget für eine 50-prozentige Chance, die Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, ab Januar 2023 etwa 250 Gigatonnen Kohlendioxid (CO2) beträgt, was etwa sechs Jahren der derzeitigen CO2-Emissionen entspricht.

Trotz der Tatsache, dass wir am Rande der Klimaklippe stehen, sind die kapitalistischen Regierungen weit davon entfernt, die Treibhausgasemissionen und den Kohlenstoffabbau drastisch zu reduzieren, die notwendig wären, um zu verhindern, dass dieser „vorübergehende“ Temperaturanstieg zur Norm wird und uns auf den Weg zu einem für die Mehrheit der menschlichen und nicht-menschlichen Weltbevölkerung unbewohnbaren Planeten bringt. Im Gegenteil, die Emissionen haben in den letzten Jahren stetig zugenommen.

Die durch Kriege, Besetzungen und den militärisch-industriellen Komplex verursachte Umweltzerstörung verschärft die Krise. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien hat dadurch einen Rückschlag erlitten, und die Gefahr eines Atomkonflikts schwebt wieder über uns. Indigene Völker sind weiterhin mit Landraub und Enteignung konfrontiert, da die Unternehmen für fossile Brennstoffe und Bergbau (und die Regierungen, die in ihrem Namen regieren) gewaltsam Land an sich reißen. Greta Thunberg hat vor kurzem in den Niederlanden gesagt: „Es gibt keine Klimagerechtigkeit auf besetztem Land“, und wir stimmen dem voll und ganz zu. Der Völkermord, dessen Zeuge wir sind, ist untrennbar mit der Verteidigung der fossilen Brennstoffe durch die imperialistischen Mächte verbunden.

Die Inselstaaten im Pazifik verhandeln derzeit über Abkommen, die ihrer Bevölkerung eine „Migration in Würde“ ermöglichen, da ihr Land mit Meerwasser überschwemmt und unbewohnbar wird.

Und dennoch wird die COP28, das wichtigste globale Treffen von Regierungen, um eine Einigung zur Bewältigung der Krise zu erzielen, von einem Erdölstaat ausgerichtet, der Stimmen, die Widerspruch äußern, zum Schweigen bringt. Klimajournalist:innen haben jetzt aufgedeckt, dass die Vereinigten Arabischen Emirate die COP28 nutzen wollten, um Ölverträge zu unterzeichnen ‒ ein zynischer Akt, der die eklatante Heuchelei der kapitalistischen Klasse in Bezug auf die globale Erwärmung offenlegt.

Die erste COP fand 1995 in Bonn, Deutschland, statt. Trotz 30 Jahren COP-Treffen steigen die Emissionen von Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas weiter an, und ist etwas mehr als die Hälfte aller kumulativen globalen CO2-Emissionen seit 1990 entstanden.

Die Verantwortung für diese drohende Katastrophe liegt in erster Linie bei den kapitalistischen Klassen des Globalen Nordens. Die Verluste und Schäden werden unverhältnismäßig stark von den ärmsten Menschen der Welt getragen, während die Gewinne von den Konzernen im Besitz der Reichsten angehäuft werden.

In einer vor kurzem durchgeführten Studie ist errechnet worden, dass die reichen Länder dem globalen Süden bis 2050 192 Billionen Dollar für die Aneignung ihrer atmosphärisch gerechten Anteile schulden. Sinnvolle Reparationen, die von den kapitalistischen Klassen des Nordens bezahlt werden, sind notwendig. Sie würden direkte Geldtransfers, Zuschussfinanzierung für Klimaschutz und Anpassung, Schuldenerlass und Entschädigung für Länder des globalen Südens, die fossile Brennstoffe nicht ausbeuten, umfassen.

Solange die Welt in miteinander konkurrierende Nationalstaaten und den Marktkapitalismus mit seinem rücksichtslosen Bedürfnis nach Akkumulation und Profit geteilt bleibt, reduziert sich der COP-Prozess auf das Greenwashing von Unternehmen, die Verwässerung von Vereinbarungen durch die großen Verschmutzerländer und Zusagen, die routinemäßig gebrochen oder schlichtweg ignoriert werden.

Viele Menschen, darunter auch Greta Thunberg, sind der Ansicht, dass die COPs ein ausgeklügeltes Greenwashing betreiben, und der Aufruf zum Boykott der COP28 ist lauter geworden, auch von der angesehenen Autorin Naomi Klein. Wir müssen diese beiden wichtigen Stimmen ernst nehmen.

Wir erkennen auch an, dass die Bewegung für Klimagerechtigkeit, insbesondere in den Ländern an vorderster Front, versucht, jede mögliche Plattform zu nutzen, einschließlich der COPs, um die globalen kapitalistischen Regierungen und die klimazerstörenden Industrien, denen sie dienen, anzuprangern. Insofern sind Bemühungen, Aktionen „inside“ zu organisieren in Kombination mit Basisversammlungen und Mobilisierungen „outside“ ebenfalls legitime Reaktionen.

So und so kommt es darauf an, eine Klimabewegung von unten aufzubauen, die stark genug ist, um die Macht des fossilen Kapitalismus anzugreifen und sich mit anderen sozialen Bewegungen zu verbinden, um für eine ökosozialistische Zukunft zu kämpfen.

28. November 2023

http://www.globalecosocialistnetwork.net/2023/11/28/cop28-we-need-to-challenge-the-power-of-fossil-fuel-capitalism/

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