Es ist unbestreitbar, dass Marx sich mit den Umweltproblemen seiner Zeit auseinandergesetzt und die durch die kapitalistische Produktionsweise verursachten Schäden kritisiert hat. Aber man muss zugeben, dass ökologische Themen im Marxschen Theoriegebäude keinen zentralen Platz einnehmen und dass Marxʼ Schriften über die Beziehung zwischen den menschlichen Gesellschaften und der Natur alles andere als eindeutig sind und daher unterschiedlich interpretiert werden können.
Viele Ökolog:innen üben Kritik an Marx und fordern die Marxisten auf, das rote Paradigma aufzugeben und das grüne anzunehmen. Wie lauten ihre Hauptargumente?
Die Ökolog:innen meinen, dass Marx, dem englischen Ökonomen David Ricardo folgend, den Ursprung allen Werts und Reichtums der menschlichen Arbeit zuschreibt und den Beitrag der Natur vernachlässigt. Diese Kritik beruht auf einem Missverständnis: Marx verwendet die Arbeitswerttheorie, um den Ursprung des Tauschwerts im Rahmen des kapitalistischen Systems zu erklären. Im Gegensatz dazu ist die Natur an der Entstehung des wahren Reichtums beteiligt, der nicht aus Tauschwerten, sondern aus Gebrauchswerten besteht. Diese These vertritt Marx in der Kritik des Gothaer Programms (1875) ganz explizit, einem Text, der sich gegen die Ideen des deutschen Sozialisten Ferdinand Lassalle und seiner Schüler richtet:
Die Arbeit ist nicht die Quelle alles Reichtums. Die Natur ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die Äußerung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft.[1]
Die Ökolog:innen beschuldigen Marx und Engels des Produktivismus. Ist dieser Vorwurf gerechtfertigt?
Nein, denn niemand hat die kapitalistische Logik der Produktion um der Produktion willen, die Akkumulation von Kapital, Reichtum und Waren als Selbstzweck so sehr angeprangert wie Marx. Die eigentliche Idee des Sozialismus ‒ im Gegensatz zu seinen erbärmlichen bürokratischen Fälschungen ‒ ist die Produktion von Gebrauchswerten, von Gütern, die für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse notwendig sind. Das höchste Ziel des technischen Fortschritts ist laut Karl Marx nicht die unendliche Vermehrung von Gütern (das „Haben“), sondern die Verkürzung des Arbeitstages und die Erhöhung der Freizeit (das „Sein“).[2]
Es stimmt jedoch, dass man bei Marx oder Engels (und noch mehr im späteren Marxismus) oft eine unkritische Haltung gegenüber dem vom Kapital geschaffenen System der industriellen Produktion und eine Tendenz findet, die „Entwicklung der Produktivkräfte“ zum Hauptträger des Fortschritts zu machen. Der „kanonische“ Text ist in dieser Hinsicht das berühmte Vorwort zu seinem Buch Zur Kritik der politischen Ökonomie (1859), eine der am stärksten von einem gewissen Evolutionismus, von der Philosophie des Fortschritts, vom Szientismus (dem Modell der Naturwissenschaften) und von einer in keiner Weise problematisierten Sicht der Produktivkräfte geprägten Schriften von Marx:
Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen (…).Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. (…) Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist (…).[3]
In dieser berühmten Passage werden die bestehenden Produktivkräfte nicht in Frage gestellt, und die Revolution hat nur die Aufgabe, die Produktionsverhältnisse abzuschaffen, die zu einer „Fessel“ für eine unbegrenzte Entwicklung der Produktivkräfte geworden sind.
Die folgende Passage aus den Grundrissen (1857‒59, eine Skizze für das Kapital) ist ein gutes Beispiel für Marxʼ zu unkritische Bewunderung für die „zivilisatorische“ Leistung der kapitalistischen Produktion und ihre brutale Instrumentalisierung der Natur:
Die „auf das Kapital gegründete Produktion“ schafft „ein System der allgemeinen Exploitation der natürlichen und menschlichen Eigenschaften (…). So schafft das Kapital erst die bürgerliche Gesellschaft und die universelle Aneignung der Natur wie des gesellschaftlichen Zusammenhangs selbst durch die Glieder der Gesellschaft. Hence the great civilising influence of capital [Daher der große zivilisierende Einfluss des Kapitals]; seine Produktion einer Gesellschaftsstufe, gegen die alle frühren nur als lokale Entwicklungen der Menschheit und als Naturidolatrie [Vergötterung der Natur] erscheinen. Die Natur wird erst rein Gegenstand für den Menschen, rein Sache der Nützlichkeit; hört auf als Macht für sich anerkannt zu werden; und die theoretische Erkenntnis ihrer selbständigen Gesetze erscheint selbst nur als List, um sie den menschlichen Bedürfnissen, sei es als Gegenstand des Konsums, sei es als Mittel der Produktion zu unterwerfen.[4]
Diese noch unkritische Sicht auf das Verhältnis des Kapitalismus zur Natur sollte in den folgenden Jahren überwunden werden. In Wirklichkeit muss man die Schriften von Marx (oder Engels) über die Natur nicht als einen einheitlichen Block, sondern als ein Denken in Bewegung betrachten. Diesen Beitrag leistet das kürzlich erschienene Buch Natur gegen Kapital: Marx’ Ökologie in seiner unvollendeten Kritik des Kapitalismus von dem jungen japanischen Wissenschaftler Kohei Saito (dt. Ausg. 2016; engl. 2017): Er zeigt die Entwicklung von Marxʼ Überlegungen zur natürlichen Umwelt in einem Prozess von Lernen, Korrigieren und Umformulieren in seinem Denken.
Sicherlich gibt es in einigen Fragen eine große Kontinuität in seinen Schriften. Dies gilt insbesondere für die Ablehnung der kapitalistischen „Trennung“ zwischen den Menschen und der Erde, d. h. der Natur. Marx war davon überzeugt, dass es in primitiven Gesellschaften eine Art Einheit zwischen den Produzent:innen und der Erde gab, und er sah es als eine wichtige Aufgabe des Sozialismus an, diese von der bürgerlichen Gesellschaft zerstörte Einheit wieder herzustellen, allerdings auf einer höheren Ebene (Negation der Negation). Dies erklärt Marxʼ Interesse an vormodernen Gemeinschaften, sowohl in seinen ökologischen Überlegungen ‒ z. B. ausgehend von Carl Fraas ‒ als auch in seiner anthropologisch-engagierten Forschung ‒ Georg Maurer, zwei Autoren, die er als „unbewusste Sozialisten“ betrachtete.[5]
Saito zeigt jedoch bei den meisten Fragen zum Thema Umwelt deutliche Veränderungen auf. Vor dem Kapital (1867) fand sich in Marxʼ Schriften eine eher unkritische Sicht auf den kapitalistischen „Fortschritt“. Dies wird im „Kommunistischen Manifest“ deutlich, in dem die „Unterjochung der Naturkräfte“ und die „Urbarmachung ganzer Weltteile“ durch die Bourgeoisie gefeiert werden.[6]
Die Veränderungen begannen ab 1865/66, als Marx durch die Lektüre der Schriften des Agrikulturchemikers Justus von Liebig die Probleme der Bodenausbeutung und den Riss im Stoffwechsel zwischen den menschlichen Gesellschaften und der Natur entdeckte. Dies führte ihn im ersten Band des Kapital (1867), aber auch in den beiden anderen, unvollendeten Bänden, zu einer sehr viel kritischeren Sicht auf die Schäden des kapitalistischen „Fortschritts“.
In mehreren Passagen im Kapital, die sich auf die Landwirtschaft beziehen, zeichnet sich eine echte ökologische Problemstellung und eine radikale Kritik der Katastrophen ab, die Ergebnis des kapitalistischen Produktivismus sind: Marx stellt eine Art Theorie des „metabolic rift“ (Riss des Stoffwechsels) zwischen den menschlichen Gesellschaften und der Natur[7] auf, der aus dem kapitalistischen Produktivismus resultieren würde. Der Ausdruck „Riss des Stoffwechsels“ [im Original deutsch] taucht insbesondere in einer Passage in Kapitel 47 („Genesis der kapitalistischen Grundrente“), im dritten Band des Kapital auf:
Auf der anderen Seite reduziert das große Grundeigentum die agrikole Bevölkerung auf ein beständig sinkendes Minimum und setzt ihr eine beständig wachsende, in großen Städten zusammengedrängte Industriebevölkerung entgegen; es erzeugt dadurch Bedingungen, die einen unheilbaren Riß hervorrufen in dem Zusammenhang des gesellschaftlichen und durch die Naturgesetze des Lebens vorgeschriebnen Stoffwechsels (…).[8]
Wie in den meisten Beispielen, die wir später betrachten werden, konzentriert sich Marx auf die Landwirtschaft und das Problem der Verwüstung der Böden, aber er verbindet diese Frage mit einem allgemeineren Prinzip: der Unterbrechung des Stoffwechsels zwischen den menschlichen Gesellschaften und der Umwelt, im Widerspruch zu den „Naturgesetzen“ des Lebens.
Das Thema Riss des Stoffwechsels findet sich auch in einer Passage im ersten Buch des Kapital. Es ist einer der Texte von Marx, in denen die Schädigung der natürlichen Umwelt durch das Kapital am explizitesten erwähnt wird; hier wird eine dialektische Sicht der Widersprüche des „Fortschritts“ deutlich, der durch die Produktivkräfte hervorgerufen wird:
Sie [die kapitalistische Produktion] zerstört (…) zugleich die physische Gesundheit der Stadtarbeiter und das geistige Leben der Landarbeiter. (…) Aber sie zwingt zugleich durch die Zerstörung der bloß naturwüchsig entstandnen Umstände jenes Stoffwechsels, ihn systematisch als regelndes Gesetz der gesellschaftlichen Produktion und in einer der vollen menschlichen Entwicklung adäquaten Form wiederherzustellen. (…) Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung für eine gegebne Zeitfrist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land, wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika z.B., von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zerstörungsprozeß. (…) Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und die Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen allen Reichtums: die Erde und den Arbeiter.[9]
An diesem Text sind mehrere Aspekte bemerkenswert: Zunächst einmal die Idee, dass Fortschritt destruktiv sein kann, ein „Fortschritt“ in der Degradierung und Verschlechterung der natürlichen Umwelt also. Hier wird eine Parallele zwischen der Ausbeutung und der Erniedrigung der Arbeitenden und der Natur gezogen, ein Ergebnis der gleichen räuberischen Logik, die in der Entwicklung der kapitalistischen Großindustrie und Landwirtschaft vorherrscht.
Die direkte Verbindung, die Marx zwischen der Ausbeutung des Proletariats und der Ausbeutung des Bodens herstellt, ist ein guter Anlass, um über die Verbindung von Klassenkampf und Umweltkampf in einem gemeinsamen Kampf gegen die Herrschaft des Kapitals nachzudenken.
Neben der Erschöpfung des Bodens ist die Zerstörung der Wälder ein weiteres Beispiel für eine Umweltkatastrophe, das Marx und Engels häufig erwähnen. Es taucht in Das Kapital mehrfach auf:
Die Entwicklung der Kultur und Industrie überhaupt hat sich von jeher so tätig in der Zerstörung der Waldungen gezeigt, daß dagegen alles, was sie umgekehrt zu deren Erhaltung und Produktion getan hat, eine vollständig verschwindende Größe ist.[10]
Die beiden Phänomene ‒ Wald- und Bodendegradation ‒ sind in ihren Analysen übrigens eng miteinander verknüpft.
Wie bestimmen Marx und Engels das sozialistische Programm in Bezug auf die natürliche Umwelt? Welche Veränderungen muss das Produktionssystem erfahren, damit es mit der Erhaltung der Natur vereinbar wird?
Die beiden Denker scheinen die sozialistische Produktion häufig als kollektive Aneignung der vom Kapitalismus entwickelten Kräfte und Produktionsmittel zu verstehen: Sobald die „Fessel“, das die Produktionsverhältnisse und insbesondere die Eigentumsverhältnisse darstellen, beseitigt ist, können sich diese Kräfte ungehindert entwickeln. Es gäbe also eine Art substantielle Kontinuität zwischen dem kapitalistischen und dem sozialistischen Produktionsapparat, wobei die sozialistische Herausforderung vor allem in der geplanten und rationalen Verwaltung der vom Kapital geschaffenen materiellen Zivilisation bestünde.
So schreibt Marx beispielsweise am Schluss des Kapitels über die ursprüngliche Akkumulation des Kapitals:
Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit ihm und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. (…) die kapitalistische Produktion erzeugt mit der Notwendigkeit eines Naturprozesses ihre eigne Negation.[11]
Ungeachtet des fatalistischen und positivistischen Determinismus, die diese Passage auszeichnet, scheint darin die gesamte Produktionsweise, die „unter“ dem Kapital entstanden ist, in der sozialistischen Zukunft intakt belassen und nur die „Hülle“ des Privateigentums in Frage gestellt zu werden, das zu einer „Fessel“ für die materiellen Triebfedern der Produktion geworden ist.
Es gibt jedoch auch andere Schriften, in denen die ökologische Dimension des sozialistischen Programms in Betracht gezogen und einige interessante Wege aufgezeigt werden. Marx scheint die Erhaltung der natürlichen Umwelt an mehreren Stellen als eine grundlegende Aufgabe des Sozialismus zu betrachten. Beispielsweise wird in Band III des Kapital der kapitalistischen Logik der landwirtschaftlichen Großproduktion, die auf der Ausbeutung und Verschwendung der Bodenkräfte beruht, eine andere, sozialistische Logik gegenüber gestellt: die „selbstbewußte rationelle Behandlung des Bodens als des gemeinschaftlichen ewigen Eigentums, der unveräußerlichen Existenz- und Reproduktionsbedingung der Kette sich ablösender Menschengeschlechter“. Eine analoge Argumentation findet sich einige Seiten vorher:
Selbst eine ganze Gesellschaft, eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der Erde. Sie sind nur ihre Besitzer, ihre Nutznießer, und haben sie als boni patres familias [gute Familienväter] den nachfolgenden Generationen verbessert zu hinterlassen.[12]
Es wäre nicht schwer, weitere Beispiele für ein echtes Gespür in der Frage der natürlichen Umwelt der menschlichen Tätigkeit zu finden. Dennoch fehlt Marx und Engels eine umfassende ökologische Perspektive.
Zwar nimmt die Ökologie im theoretischen und politischen Instrumentarium von Marx und Engels keinen zentralen Platz ein (weil die ökologische Krise damals noch keine Lebensfrage für die Menschheit war, wie es heute der Fall ist), aber es trifft auch zu, dass es unmöglich ist, eine kritische Ökologie auf der Höhe der heutigen Herausforderungen zu denken, ohne die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie und seine Analyse der Unterbrechung des Stoffwechsels zwischen den menschlichen Gesellschaften und der Natur zu berücksichtigen. Eine Ökologie, die den Marxismus und seine Kritik am Warenfetischismus ignoriert oder verachtet, ist dazu verurteilt, dass sie nur ein Korrektiv für die „Exzesse“ des kapitalistischen Produktivismus ist.
In den USA hat sich eine marxistische ökologische Theorie entwickelt, die von Marxʼ und Engelsʼ Schriften ausgehet; ihr Pionier ist John Bellamy Foster, Paul Burkett, Brett Clark, Fred Magdoff und andere sind daran beteiligt; sie wird von der Zeitschrift Monthly Review, einer der bedeutendsten Publikationen der nordamerikanischen Linken, unterstützt. Sie wird als „Schule des Stoffwechsel-Risses“ bezeichnet.[13] Diese Autoren haben einen wichtigen Beitrag zur Wiederentdeckung der ökologischen Dimension in den Werken der Begründer des modernen Kommunismus geleistet, auch wenn ihre Tendenz zur Übertreibung dieser Dimension kritisiert werden kann.
Man kann sich keine ökosozialistische Alternative zum gegenwärtigen Prozess der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen auf dem Planeten vorstellen, ohne Marxʼ und Engelsʼ Kritik am Kapitalismus, an der blinden Logik des Werts und an der brutalen Unterwerfung von Mensch und Natur unter die Imperative der Kapitalakkumulation zu berücksichtigen. Und man kann nicht an eine kommunistische Zukunft denken, ohne sich auf ihre Vorschläge zu beziehen: Kollektivierung der Produktionsmittel, Produktion von Gebrauchswerten und nicht von Warenwerten, demokratische Planung von Produktion und Konsum. Gleichzeitig müssen aber auch die ökologischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in die marxistischen Überlegungen einbezogen werden: Kampf gegen den Klimawandel, Abschaffung fossiler Energieträger, massive Reduzierung unnötiger Produktion, Entwicklung erneuerbarer Energien, organische Landwirtschaft anstelle der auf Pestiziden basierenden Agrarindustrie, Anerkennung der ökologischen Schuld gegenüber den Ländern des Südens etc. Die Marxist:innen unserer Zeit sollten dem Beispiel von Karl Marx folgen und mithilfe der dialektischen Methode auf die durch den historischen Wandel entstandenen neuen Probleme reagieren.
Aus dem Französischen übersetzt von Wilfried
https://lanticapitaliste.org/actualite/politique/karl-marx-et-lecologie
Dieser Beitrag ist zuerst in L’Anticapitaliste, die Monatszeitschrift der NPA, Nr. 142, Januar 2023, veröffentlicht worden.
Michael Löwy wurde
1938
in Brasilien geboren und lebt in Paris. Er ist emeritierter Forschungsdirektor
am französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) in
Paris.
Zuletzt erschienen von ihm auf Französisch die Bücher Kafka, Welles, Benjamin: Éloge du pessimisme culturel (2019), La Comète incandescente: Romantisme, surréalisme, subversion (2020), Marx Inconnu (2022), alle in
Orange bei den éditions le Retrait.
Auf Deutsch erschienen in den letzten Jahren: Ökosozialismus ‒ Die
radikale Alternative zur ökologischen und kapitalistischen Katastrophe
(Hamburg: Laika, 2016); Revolutionäre Annäherung: Unsere roten und schwarzen Sterne (mit Olivier
Besancenot, Berlin: Die Buchmacherei, 2016);
Rosa Luxemburg: Der zündende Funke der
Revolution (Hamburg: VSA, 2020); Erlösung und Utopie: Jüdischer Messianismus und libertäres Denken. Eine Wahlverwandtschaft,
3. dt. Ausg., (Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2021); ad Walter Benjamin: Die Revolution als Notbremse
(Hamburg: Europäische Verlagsanstalt, 2022).
Literaturverzeichnis
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Foster, John Bellamy: „Marx’s Grundrisse and the Ecological Contradictions of Capitalism“, in: Marcello Musto (Hrsg.), Karl Marxʼ Grundrisse. Foundations of the Critique of Political Economy 150 Years Later, London u. New York: Routledge, 2008, (Routledge Frontiers of Political Economy, Bd. 109), S. 93‒106.
Foster, John Bellamy: „Marxʼs Theory of Metabolic Rift:
Classical Foundations for Environmental Sociology“, in: American Journal of
Sociology, Chicago, Bd. 105, Nr. 2, September 1999, S. 366–405.
Überarbeitete und korrigierte Version in: John Bellamy
Foster, The Ecological Revolution. Making Peace with the Planet, New
York: Monthly Review Press, 2009. Auf Deutsch: „Die marxsche Theorie des
metabolischen Bruchs: Klassische Grundlagen der Umweltsoziologie“, in: J. B.
Foster, Ökologische Revolution. Frieden zwischen Mensch und Natur, aus
dem amerikanischen Englisch übersetzt von Klaus E. Lehmann, Hamburg: Laika
Verlag, 2012, (Laika Theorie, Bd. 24), S. 193‒243.
Marx, Karl: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. (Rohentwurf), 1857‒1858. Anhang 1850‒1859,
[hrsg. von]
Marx-Engels-Lenin-Institut Moskau, Berlin: Dietz Verlag, 1953. ‒
XVI, 1102 S.
Verfasst Oktober 1857 bis Mai 1858.
Fotomechanischer Nachdruck der Erstausgabe in zwei Bänden (Moskau: Verlag für
fremdsprachige Literatur, 1939/1941).
Marx, Karl: „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“, in: Karl Marx / Friedrich Engels, Werke, Bd. 42, Berlin: Dietz Verlag, 1983, S. 15–768.
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Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen
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von Friedrich Engels, Berlin: Dietz Verlag, 1963, (Karl Marx / Friedrich
Engels, Werke, Bd. 24). – 559 S.
Verfasst in den 1860er und 1870er Jahren. 1. Ausg., hrsg. von Friedrich
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Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen
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Verfasst 1864/65. 1. Ausg., hrsg. von Friedrich Engels, Hamburg: Verlag
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Marx, Karl / Engels, Friedrich: „Manifest der
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Marx / F. Engels, Werke, Bd. 4, Berlin: Dietz Verlag, 1959,
S. 459‒493.
Geschrieben Dezember 1848 / Januar 1848.
Anonym veröffentlicht Ende Februar oder März 1848: Manifest der Kommunistischen Partei, London: Office der
„Bildungs-Gesellschaft für Arbeiter“ von J. E. Burghard, 1848; 2. dt. Ausg.
1866; 3. dt. Ausg. 1872; 4. dt. Ausg. 1883; 5. dt. Ausg. 1890; 6. dt. Ausg.: Das
kommunistische Manifest, 1891; 7.
dt. Ausg. 1892.
Marx, Karl: „Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem
Jahre 1844“, in: Karl Marx / Friedrich Engels, Werke, Ergänzungsband, 1.
Teil, Berlin: Dietz Verlag, 1968, S. 465–588.
Verfasst April bis August 1844. Zuerst veröffentlicht in: Karl Marx, Der
historische Materialismus. Die Frühschriften, Leipzig: Alfred Kröner
Verlag, 1932, sowie Karl Marx u. Friedrich
Engels, Historisch-kritische
Gesamtausgabe, Erste Abteilung,
Bd. 3, Berlin: Marx-Engels-Verlag, 1932. Neue Ausgabe: Karl Marx /
Friedrich Engels, Werke, Bd. 40, Berlin: Dietz Verlag, 1985.
Marx, Karl: „Randglossen zum Programm der deutschen
Arbeiterpartei“ [Kritik des Gothaer Programms], in: Karl Marx / Friedrich
Engels: Werke, Bd. 19, Berlin: Dietz Verlag, 1962, S. 15–32.
Geschrieben Anfang April bis Anfang Mai 1875; mit
einigen ausgelassenen Stellen zuerst veröffentlicht in Die Neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens, Stuttgart,
IX. Jg., I. Bd. (1890/91), Nr. 18, [Januar?] 1891 (redigiert und
mit einem Vorwort von Friedrich Engels, datiert: London, 6. Januar 1891;
veröffentlicht zusammen mit Karl Marxʼ Begleitbrief an Wilhelm Bracke, datiert:
London, 5. Mai 1875).
Marx, Karl: „Zur Kritik der politischen Ökonomie“, in: Karl
Marx / Friedrich Engels: Werke, Bd. 13, Berlin: Dietz Verlag, 1961,
S. 7–160.
Verfasst August 1858 bis Januar 1859. Erste Ausgabe: Zur Kritik der
politischen Oekonomie. Erstes Heft, Berlin: Verlag von Franz Duncker (W.
Besserʼs Verlagshandlung), 1859.
Saito, Kohei: Natur
gegen Kapital. Marx’ Ökologie in seiner unvollendeten Kritik des
Kapitalismus, Frankfurt a. M. u. New York: Campus Verlag, 2016. ‒
328 S.
[1]
Karl Marx, „Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei“, in: MEW
Bd. 19, 1962, S. 15.
Siehe auch Das Kapital: „Arbeit ist
also nicht die einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des stofflichen
Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine
Mutter.“ (Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band,
Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals, MEW, Bd. 23, S. 58.)
[2]
Zum Gegensatz zwischen „Haben“ und „Sein“ siehe die Manuskripte von 1844: „Je
weniger du bist, je weniger du dein Leben äußerst, um so mehr hast
du, um so größer ist dein entäußertes Leben, um so mehr speicherst du
auf von deinem entfremdeten Wesen.“ (MEW, Bd. 40, S. 549)
Zur freien Zeit als Hauptgrundlage des Sozialismus siehe Das Kapital, Dritter Band, Buch III: Der Gesamtprozeß der
kapitalistischen Produktion, MEW, Bd. 25, S. 828.
[3] Karl Marx, „Zur Kritik der politischen Ökonomie“, in: MEW, Bd. 13, S. 9.
[4] Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. (Rohentwurf), Berlin: Dietz Verlag, 1953, S. 313; neue Ausgabe: „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“, MEW, Bd. 42, S. 323.
[5]
Der deutsche Botaniker und Agrarwissenschaftler Carl Nikolaus Fraas (1810‒1875),
ein produktiver Fachautor, war ab 1847 Professor an der Universität München; in
seiner Agrikulturphysik hob er die Einflüsse des Klimas auf die Vegetation und
die menschliche Zivilisation hervor.
Der bayrische Jurist, Staatsmann und Rechtshistoriker Georg Ludwig Konrad
Maurer (1790‒1872) wurde 1831 zum lebenslangen Reichsrat des Königreichs Bayern
ernannt; er erforschte die Rechtsverhältnisse in Deutschland in der Frühzeit
und im Mittelalter, in seinem Hauptwerk Geschichte der Markenverfassung in
Deutschland (1856) entwickelte er die Lehre, dass bei den germanischen
Völkern ursprünglich ein Gemeineigentum an Grund und Boden auf der Grundlage
von Markgenossenschaften, Siedlungsverbänden mit einer gemeinsamen Wirtschafts-
und Gerichtsordnung, bestand.
Zu Karl Marxʼ Äußerungen zu G. Maurer und C. Fraas siehe unter anderem seinen
Brief vom 25. März 1868 an Friedrich Engels, in dem Marx sowohl die
„außerordentlich bedeutenden“ Bücher von G. Maurer als auch „dieser Fraas“
(„immer noch [ein] flotter Bursche“) erwähnt, letzteren mit dem Kommentar „Also
auch wieder sozialistische Tendenz unbewußt!“ (MEW, Bd. 32, S. 51‒53)
(Anm. d. Übers.)
[6] Karl Marx u. Friedrich Engels, „Manifest der Kommunistischen Partei“, in: MEW, Bd. 4, S. 467 (Anm. d. Übers.).
[7] Ich übernehme diesen Begriff und die darauf folgende Analyse aus John Bellamy Fosters wichtigen Werk Marx’s Ecology. Materialism and Nature, New York: Monthly Review Press, 2000, S. 155‒167.
[8] Das Kapital, Dritter Bd., MEW, Bd. 25, S. 821 (Anm. d. Übers.).
[9] K. Marx, Das Kapital, Erster Bd., MEW, Bd. 23, S. 528, 529/530.
[10] Karl Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Zweiter Band: Der Zirkulationsprozeß des Kapitals, MEW, Bd. 24, S. 247.
[11] K. Marx, Das Kapital, Erster Bd., MEW, Bd. 23, S. 791.
[12]
K. Marx, Das Kapital, Dritter Bd.,
MEW, Bd. 25, S. 820, 784.
Das Wort „Sozialismus“ kommt in diesen Passagen nicht vor, ist aber implizit darin
enthalten.
[13] Der Ausdruck ist in den 1990er Jahren von John Bellamy Foster geprägt worden; siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Metabolic_rift (Anm. d. Übers.)