Neue Antikriegsbewegung in den USA

Kundgebung vor dem Weißen Haus Foto: Ted Eytan, cc-by-sa 2.0

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Folge des israelisch-palästinensischen Konflikts

Neue Antikriegsbewegung in den USA

Von Dan La Botz | 22.10.2023

Israels gnadenlose Bombardierung des Gazastreifens, die Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen und religiöse Stätten zerstört und Tausende tötet, seine Belagerung, die Nahrung, Wasser und Strom abschneidet, und sein Aufmarsch von Zehntausenden von Soldat:innen an der Grenze zu Gaza, die eine Invasion vorbereiten, hat Millionen von Amerikaner:innen entsetzt, und Tausende von ihnen haben sich Protestdemonstrationen in Los Angeles, Chicago, New York, Washington D.C. und anderen Städten angeschlossen. Diese Demonstrationen, die von jüdischen, palästinensischen und linken Gruppen unter dem Motto „Waffenstillstand jetzt“ organisiert wurden, waren überraschend groß und kämpferisch und verbanden Massenmärsche mit gewaltfreien Aktionen des zivilen Ungehorsams, bei denen Hunderte verhaftet wurden. All dies hat plötzlich eine neue amerikanische Antikriegsbewegung geschaffen.

In Washington DC besetzten am 18. Oktober Hunderte von Demonstranten, die einen Waffenstillstand forderten, ein Bürogebäude des Kongresses. Organisiert war die Aktion von den jüdischen Gruppen „Jewish Voice for Peace“ und „If Not Now“. Während der Besetzung lasen fünf Rabbiner Erfahrungsberichte von Palästinenser:innen und die Gruppe betete und sang auf Hebräisch und Englisch. Dreihundert wurden hier verhaftet. In Los Angeles und Chicago marschierten Tausende und forderten, wie in anderen Städten, nicht nur einen Waffenstillstand, sondern auch das Ende des israelischen Völkermordkriegs, ein Ende der ethnischen Säuberungen und ein Ende der Apartheid in Israel/Palästina. In New York City, wo ich am 20. Oktober an der Kundgebung und dem Marsch von Tausenden teilnahm, beteiligten wir uns am zivilen Ungehorsam und blockierten eine der Hauptstraßen Manhattans vor den Büros von Senatorin Kristen Gillibrand. Etwa 150 von uns wurden verhaftet und eingesperrt. Und auch in New York versammelten sich am nächsten Tag Tausende in Bay Ridge, einem palästinensischen Viertel, wo es ein Meer palästinensischer Flaggen gab und einige der Sprechchöre auf Arabisch waren.

Überall waren diese Demonstrationen sehr emotional; viele Juden und Palästinenser beteiligten sich, von denen einige Familie entweder in Israel oder in Palästina haben. Auf einigen Kundgebungen wurde deutlich gemacht, dass wir die palästinensische Bewegung für Selbstbestimmung unterstützen, aber nicht den abscheulichen gewaltsamen Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten. In New York, wo ich dabei war, wurde gesagt: „Wir werden Hassreden in dieser Bewegung nicht tolerieren, keinen Antisemitismus, keine Islamophobie, keinen Hass gegen irgendeine Gruppe“ – eine Erklärung, die mit Applaus und Jubel begrüßt wurde. Viele der jungen Demonstrant:innen, unabhängig von ihrer Nationalität oder Religion, haben Kufiyas („Palästinsertücher“) als Symbol der Solidarität mit Palästina getragen.

Bidens buchstäbliche Umarmung von Netanyahu, das Veto des US-Botschafters gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrates, in der Gewalt gegen alle Zivilisten verurteilt wurde, und die überwältigende Unterstützung des US-Parlaments für Israel haben viele enttäuscht und verärgert. Diese Demonstrationen, die Druck auf den US-Gesetzgeber ausüben sollen, fordern ein Ende der Finanzierung der israelischen Kriegsmaschinerie durch die USA. Bei einigen Kundgebungen skandierten wir: „Kein Cent, kein Zehner, kein Geld mehr für Israels Verbrechen.“ In der Wiederbelebung einer Parole aus der Anti-Vietnamkriegsbewegung skandierten die Leute: „Hey, Biden, wie sieht’s aus? Wie viele Kinder hast du heute getötet?“ Manchmal wurde Bidens Name durch Netanyahu ersetzt. Auf den Plakaten einiger Demonstranten stand die Zahl der getöteten palästinensischen Kinder – eine Zahl, die jeden Tag wächst.

Die neue Antikriegsbewegung kämpft gegen mächtige Pro-Kriegspropaganda aus den Vereinigten Staaten, Israel und einem Großteil der Medien. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass unter den registrierten Wählern 61 % mit Israel und nur 13 % mit Palästina sympathisierten. Unter den Anhängern der Demokratischen Partei geben 48 % an, dass sie mehr mit den Israelis sympathisieren, verglichen mit 22 % für die Palästinenser. Dies ist eine völlige Umkehr der Meinung seit einer Umfrage vor drei Jahren.

Alle in der Bewegung erkennen an, dass es anhaltenden Druck, mehr Proteste und mehr zivilen Ungehorsam und vieles mehr braucht, um die Komplizenschaft der USA an Israels Kriegsverbrechen zu stoppen.

22. Oktober 2023
Quelle: International Viewpoint


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