Erstmals fand die Ökosozialistische Konferenz der ISO, die fünfte in Folge, an einer Universität statt. Das hat ihr einen deutlichen Schwung gegeben, wenngleich auch bemängelt wurde, dass die Teilnehmenden sich in den Weiten der Universität zu stark verlaufen haben.
Der Fachschaftsrat des Fachbereichs Sozialökonomie, der ehemaligen Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP) in Hamburg, war der Meinung, die Beschäftigung mit dem Thema stünde der Universität gut zu Gesicht und hat sich als Mitveranstalter für die Ökosozialistische Konferenz 2024 angeboten, die vom 31. Mai bis 2. Juni stattgefunden hat. Mit der Folge, dass er einen eigenen Workshop im Rahmen der Konferenz angeboten hat, der während des laufenden Seminarbetriebs stattfand. Der Arbeitskreis Plurale Ökonomen, vor ein paar Jahren entstanden, um der neoliberalen Wirtschaftslehre etwa entgegenzusetzen, hat ebenfalls eigene Workshops zu den Themen „Transformatives Potential von Realutopien“ und „Degrowth“ angeboten. Und auch die Beteiligung der Studierenden an den von der ISO organisierten Veranstaltungen war rege.
Das war sicher ein Grund, warum die Beteiligung an den Veranstaltungen im Schnitt gegenüber dem Vorjahr um ungefähr 50 Prozent höher lag.
Inhaltlich fielen zwei Dinge auf:
1) Das Angebot an Workshops zu internationalen Themen war diesmal größer, behandelt wurden: Neokolonialismus, Palästina, die extreme Rechte in Frankreich, der demokratische Konföderalismus in Rojava, die deutsche Afrikapolitik, Ansätze zur Solidaritätsarbeit mit der Ukraine, antirassistische Kämpfe. Eine Palästina-Veranstaltung fand außerhalb des Rahmens der Ökosozialistischen Konferenz, aber in zeitlicher Abstimmung zu dieser statt. Das Interesse an diesen Veranstaltungen war hoch – zum einen bedingt durch die aktuelle politische Lage, zum anderen aus gestiegener Sensibilität dafür, die Klimakatastrophe im globalen Rahmen zu denken und dabei die imperialistische Seite der bürgerlichen Klimapolitik aufs Korn zu nehmen.
2) Die öffentliche Veranstaltung am Freitagabend wie auch der Workshop über „Climate engineering“ haben uns einen Schritt näher an die Tatsache geführt, dass wir mitten in der Klimakatastrophe drin sind, das 1,5-Grad-Ziel bereits gerissen ist und die Frage nicht mehr lautet, wie wir die Klimakatastrophe abwenden können, sondern wie wir den Blick stärker auf die Schutzmaßnahmen, insbesondere für die arbeitende Klasse richten können, ohne die notwendige gesellschaftliche Umwälzung aus dem Auge zu verlieren. Die Frage wurde bislang nur aufgeworfen. Wir werden viel Gehirnschmalz darauf verwenden müssen, wie wir die Gratwanderung zwischen Defätismus und Verdrängung bewerkstelligen können.
Die Konferenz hat auch der besseren Vernetzung bestehender praktischer Ansätze gedient: etwa in der Kampagne #wir fahren zusammen oder dem Widerstand gegen Großbauprojekte wie Stuttgart 21 und Bahnhof Altona.
Am Ende der Veranstaltung stand die Vorstellung eines ökosozialistischen Manifests der Vierten Internationale, der 2025 vom nächsten Weltkongress beschlossen werden soll; der Entwurf soll in den nächsten Monaten einem breiteren Publikum zur Diskussion angeboten werden. Allerdings konnte es auf der Konferenz vor allem vorgestellt, nicht ausführlich diskutiert werden. Dafür wird ein eigener Diskussionsprozess organisiert, intern wie auch mit anderen am Thema Interessierten.
Der Entwurf für das Manifest gibt es als Broschüre, es ist für 1,50 € von Mitgliedern der ISO zu beziehen. Wer keine am Ort hat, kann es per E-Mail bestellen bei: broschuere-entwurf-manifest-vierte@intersoz.org. Der Text ist auch auf der Webseite der ISO veröffentlicht, der Inhalt der Broschüre kann als pdf-Datei heruntergeladen werden.
Anmerkung der Redaktion: Eine Auswertung der Konferenz durch die Gremien der ISO gibt es noch nicht, sie muss noch zusammengetragen werden. Dieser Bericht ist ein individueller Beitrag. Die Verfasserin war an der Organisierung der Konferenz beteiligt.