Am 1. März erklärte Claus Weselsky die Verhandlungen zwischen dem Vorstand der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), nach einer knapp 4-wöchigen Streikpause, für gescheitert. Offensichtlich hat der Vorstand der Bahn sich geweigert, mit der GDL ernsthaft über die Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich für Schichtarbeiter:innen zu verhandeln.
Dabei hat die GDL inzwischen mit 28 Bahnunternehmen Vereinbarungen erzielen können, die sowohl materiell wie auch in der Frage der Arbeitszeit Regelungen vorsehen. Die letzten „Angebote“ des Bahnvorstandes liegen erheblich unter den Ergebnissen der Verhandlungen mit den anderen Bahnunternehmen. Vor allem in der Frage der Arbeitszeit konnte eine schrittweise Einführung der 35-Stundenwoche bis 2028 erreicht werden. Diese Regelung lässt den Bahnunternehmen Zeit, zusätzliches Personal einzustellen, um dem Mangel nicht nur an Zugführer:innen zu beheben und die Arbeitsbedingungen bei der Bahn zu verbessern.
Deswegen muss man sich fragen, was der Bahnvorstand da für ein Spiel treibt. Will er die GDL in die Knie zwingen, um endlich eine kämpferische Gewerkschaft loszuwerden? Fühlt der Bahnvorstand sich so stark, um die GDL mit Unterstützung der Bundesregierung zu zwingen, auf ihre wichtigste Forderung zu verzichten? Oder steht dahinter, dass der Bahnvorstand Arbeitszeitverkürzungen mit vollem Lohnausgleich zum Tabu erklärt hat? Auf jeden Fall ist es eine Konfrontationsstrategie gegen die GDL, die einer Antwort bedarf.
Momentan laufen auch Tarifrunden von ver.di im Nahverkehr und bei Lufthansa. Auch hier kommt es häufig zu Streiks, wie z. B. am 5. und 6. März in ganz NRW. Auch hier geht es um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Auch wenn ver.di nicht um die 35-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich kämpft, möchte sie doch eine Entlastung durch zusätzliche freie Tage durchsetzen. In der Tarifrunde bei Lufthansa geht es um eine Anhebung der Einkommen der Beschäftigten im Bodendienst, damit sie endlich einen Ausgleich für die höheren Lebenshaltungskosten bekommen. Auch bei Lufthansa wird am 7. und 8. März gestreikt.
Ver.di und GDL hätten in den laufenden Tarifrunden die Möglichkeit, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam in den Streik zu gehen. Welche Kraft dadurch entwickelt werden kann, hat im letzten Jahr der 27. März gezeigt, als ver.di und EVG gemeinsam gestreikt und den Bahn-, Flug und Nahverkehr flächendeckend lahmgelegt haben.
Dafür muss die gegenseitige Abneigung überwunden und müssen Gespräche zwischen den Vorständen aufgenommen werden. Kämpferische Gewerkschafter:innen sollten diese Gelegenheit nutzen und die Vorstände auffordern, gemeinsam zu kämpfen, um ihre Ziele durchzusetzen.