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Ökologie

Verändert die Welt – nicht das Klima!

Von IV. Internationale | 01.12.2009

Wir drucken im Folgenden den Text des Flyers, den die Sektionen der IV. Internationale bei den Protesten gegen den Klimagipfel in Kopenhagen verteilt haben.

Wir drucken im Folgenden den Text des Flyers, den die Sektionen der IV. Internationale bei den Protesten gegen den Klimagipfel in Kopenhagen verteilt haben.

Der Klimawandel beschleunigt sich und erreicht einen Grenzwert, dessen Konsequenzen schwer  abzuschätzen sind. Aber wir haben eine Vorstellung davon: überschwemmte Küstengebiete, weltweit schlechtere Ernten; mehr und intensivere Dürren; schwere Katastrophensituationen auch in unseren Regionen.  Hunderte Millionen Menschen, insbesondere die Armen, werden die Zeche zu bezahlen haben oder tun es bereits.
Die Lüge
„Menschliches Tun“ im allgemeinen Sinne ist nicht die Ursache der globalen Erwärmung; die Schuldige ist die kapitalistische Produktionsweise. Dieses System ist wie ein Fahrrad, das nur dadurch vor dem Umfallen bewahrt wird, dass man immer schneller strampelt – und am Schluss gegen die Wand fährt! Wie für die ökonomische Krise ist auch der Motor für die Umweltzerstörung die Logik des Wettrennens um Profite. KapitalistInnen akkumulieren Profite, um damit zu spekulieren oder um mehr und mehr zu produzieren, mehr zu verkaufen, und sie sind beständig dabei, neue Bedürfnisse durch Werbung zu erzeugen. Gleichzeitig werden die Grundbedürfnisse (Nahrung, Wasser, Krankenversorgung, Wohnen, Arbeit) ignoriert.
Die Sackgasse
Um die Umweltkrise lösen zu können, müssen wir einerseits weniger produzieren und weniger Energie und Ressourcen verbrauchen. Um die soziale Krise zu lösen, müssen wir andererseits Zugang zu gesunder Ernährung, ein ausreichendes Einkommen, vernünftige Wohnverhältnisse, soziale Absicherung, gute Bildung und ein wirksames Gesundheitssystem für alle schaffen, die das benötigen.
Diese beiden Bedingungen zu erfüllen, ist mit einem „grünen Kapitalismus“ nicht möglich. Der Kapitalismus kann nicht für die Befriedigung von Grundbedürfnissen sorgen, weil er nur eines kennt: An die zu verkaufen, die sich den Preis leisten können.
Der Kapitalismus ist nicht in der Lage, seine Jagd nach Profit zu bremsen oder zu kontrollieren. Alles, was er tun kann, ist, von Zeit zu Zeit die Produktion durch Krisen, Massenarbeitslosigkeit, Kriege und allgemeine Verelendung zu drosseln – und dabei die Illusion zu verbreiten, dass „die Wissenschaft“ Lösungen für alles habe. Aber dieser Griff nach dem Strohhalm ist keine Lösung – um die Klimafrage UND die soziale Krise zu lösen, müssen wir hier und jetzt handeln!
Ihre Politik …
Die Maßnahmen der Regierungen sind unzureichend, unrealistisch, gefährlich und unvernünftig. Sie dienen nur den Interessen der Geschäftemacher, die von der ökologischen Krise profitieren. Was propagieren sie?

  • • Agrosprit – ein ökologisches und ernährungspolitisches Desaster.
  • Neubau von durchschnittlich zwei Kernkraftwerken pro Monat für die nächsten 40 Jahre. Belgien beispielsweise könnte die Laufzeitverlängerung für Schrottreaktoren wie Tihange zur neuen Hochrisikozone in Europa machen.
  • Individuelle Anreize – obwohl es sich um ein soziales Problem handelt, weil Mieter in der Regel am schlechtesten dran sind, was Wärmedämmung und Energieverbrauch betrifft.
  • Die Klimaziele der EU sind viel zu niedrig. Um eine Katastrophe zu vermeiden, müssen die CO2-Emissionen bis 2020 um 40% gesenkt werden, nicht um 20%!

… und unsere
Gegen die globale Krise des Kapitalismus brauchen wir einen radikalen Bruch, um den Weg für eine nichtkapitalistische, nichtproduktivistische Gesellschaft zu öffnen. Ein Übergang zu einer ökosozialistischen Gesellschaft, gegründet auf sozialer Gerechtigkeit, Solidarität und klugem Ressourcenmanagement ist ein Muss. Eine Gesellschaft, in der die Produktion nicht länger den Händen einiger Bürokraten, „Experten“ oder Ausbeuter überlassen wird, sondern die demokratisch durch die Mehrheit der Bevölkerung auf der Basis ihrer Bedürfnisse geplant wird. Das Herzstück eines Programms für den Kampf gegen den Kapitalismus muss es sein, die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen unter gleichzeitiger Wahrung des ökologischen Gleichgewichts. Nur die massenhafte Mobilisierung der sozialen und der Umweltbewegung kann dieses Programm Wirklichkeit werden lassen.
Wie beginnen?

  • Jegliche überflüssige Produktion (Waffen, Werbung) muss beseitigt werden, die entsprechenden Industrien werden konvertiert und die Arbeiter aus verschmutzender Produktion in anderen Bereichen eingesetzt.
  • Gründung eines öffentlichen Unternehmens zur Wärmedämmung aller Gebäude.
  • Entwicklung eines soliden, kostenlosen und engmaschigen öffentlichen Transportsystems, Vorrang für den Güterverkehr auf der Schiene und zu Wasser.
  • Unterstützung der kleinräumigen Landwirtschaft.
  • Radikale Verkürzung der Arbeitszeit, um weniger zu arbeiten, Arbeit für alle zu schaffen, weniger zu produzieren und dafür mehr zu leben!
  • Vollständige Ersetzung der nicht erneuerbaren Energieformen durch erneuerbare, unabhängig von den Kosten.
  • Finanzierung einer Forschung aus öffentlichen Mitteln, die nicht an den Interessen der Industrie ausgerichtet ist und Erarbeitung von Konzepten für eine effiziente Versorgung mit erneuerbaren Energieformen.
  • Vergesellschaftung der Energiewirtschaft und Einforderung der Milliardenprofite, die sie sich ergaunert hat.
  • Freier Zugang für die Völker des Südens zu sauberer Technologie, die sie für ihre Entwicklung brauchen und die Bildung eines globalen Fonds für die Anpassung an die jetzt bereits unvermeidlichen Folgen der Erwärmung, gespeist aus den Profiten der kapitalistischen Wirtschaft und kontrolliert von den sozialen Bewegungen des Südens.


„Unser Leben und unser Planet sind mehr wert als ihre Profite! Rettet das Klima – auf den Müll mit dem Kapitalismus!“

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