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Länder

Tsunamihilfe

Von D. Berger | 01.06.2005

Vor allem die direkt organisierte Hilfe war erfolgreich. Der RSB beendet seine Spendensammlung für die Leidtragenden der Tsunamikatastrophe vom vergangenen Dezember.

 

Die hohe Spendenbereitschaft für die Opfer der Tsunamikatastrophe vom 26.12.04 war überwältigend. Innerhalb von nur 8 Wochen kamen in Deutschland 450 Millionen Euro zusammen. Die Berichte von sorgfältig recherchierenden JournalistInnen wie auch von GenossInnen der IV. Internationale aus der Region bestätigen allerdings, was wir schon wenige Wochen nach Anlaufen der Hilfslieferungen zum Teil erkennen konnten und zum Teil befürchten mussten.
Erstens: Ein bedeutender Teil der Gelder ging für die Infrastruktur der „Spendenorganisationen“ drauf. Vorsichtige Schätzungen gehen von mindestens 15% der gesammelten Spenden aus. Vor allem deutsche Spendenorganisationen unterhalten einen aufwendigen Apparat.
Zweitens: In den meisten Fällen wurde – wie bei ähnlichen Ereignissen in der Vergangenheit – die Hilfe von Regierungsstellen kanalisiert, wobei ganz klar politische Überlegungen bei der Zuteilung eine Rolle spielten. Ganz extrem war dies in Indonesien, wo gerade in Aceh das Militär die Katastrophe zur Forcierung ihres Umsiedlungsprogramms nutzte, um damit der Unabhängigkeitsbewegung die Basis zu entziehen. Laut Prem John vom People’s Health Movement (PHM) stehen wir „vor der entscheidenden Frage, ob die Wiederaufbauprogramme dazu dienen, die Menschen zu unterstützen oder sie zu unterdrücken“.
Drittens: Dort, wo es einzelnen Hilfsorganisationen gelang, unabhängig von Regierungsstellen Hilfe zu verteilen oder Kranke zu versorgen, waren sie oft von lokalen Clan-Chefs abhängig, die die Verteilung der Hilfe zur Stärkung ihrer lokalen Machtstellung nutzten.

Direkt organisierte Hilfe erfolgreich

Am wirksamsten wurde die Hilfe von Organisationen umgesetzt, die auf politisch progressiver Basis arbeiten und vor Ort Schwesterorganisationen haben. Am umfangreichsten gelang dies den Verbänden, die in dem weltweiten Netzwerk von Bauernorganisationen via campesina zusammengeschlossen sind. Aber auch diverse Gesundheitsorganisationen konnten hier sehr wirkungsvoll helfen. Neben dem People’s Health Movement (PHM) möchten wir vor allem medico international hervorheben. In Indien unterstützt medico den „Tsunami-Watch“ des PHM und der freien JournalistInnen von Indiadisasters.org; in Sri Lanka arbeitet medico international mit MONLAR (Movement of National Land and Agricultural Reform) zusammen.1
Nach ähnlichen Prinzipien wurde die Hilfe durch die IV. Internationale organisiert. Wir hatten im Februar unsere LeserInnen zu Spenden aufgerufen. Ziel war es, unserer Schwesterorganisation NSSP, Sektion der IV. Internationale in Sri Lanka, Hilfsgelder direkt zukommen zu lassen. Schließlich wissen unsere GenossInnen vor Ort besser als jede ausländische Hilfsorganisation, wo die Hilfe am dringlichsten gebraucht wird und wie vermieden werden kann, dass sie von Regierungsstellen zweckentfremdet oder von lokalen Clanchefs usurpiert wird. Auf den Konten von Avanti und Inprekorr2 sind insgesamt 6300 Euro eingegangen.
Zusammen mit den auch von anderen Sektionen der IV. Internationale überwiesenen Geldern konnten die GenossInnen der NSSP v. a. obdachlos gewordenen Menschen helfen. Wir beenden hiermit unsere Spendensammlung für die Opfer der Tsunamikatastrophe. Wenn weiter mit diesem Verwendungszweck Spenden überwiesen werden, werden wir sie selbstredend weiterleiten.
Zur Illustration der humanitären wie politischen Aktivitäten der NSSP im Zusammenhang mit der Katastrophe verweisen wir auf unsere kleine Auswahl aus der großen Zahl von Bildern, die uns die GenossInnen geschickt haben.

1 Details unter: www.medico-international.de/projekte/suedasien/tsunami/aktuell.asp
2 Inprekorr ist das Organ der IV. Internationale in deutscher Sprache und wird herausgegeben von der deutschen Sektion, dem RSB und der isl in Zusammenarbeit mit den GenossInnen der Internationale in Österreich und der Schweiz

 

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