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Innenpolitik

Spalier beim Starkbieranstich

Von Korrespondentin München | 01.04.2006

Neben dem weltberühmten Oktoberfest findet in München jährlich auch das vor allem lokal bekannte und genutzte Starkbierfest am Nockherberg statt.

Neben dem weltberühmten Oktoberfest findet in München jährlich auch das vor allem lokal bekannte und genutzte Starkbierfest am Nockherberg statt.

Bei der Eröffnung des Starkbierfestes gibt es traditionell politische Satire, ein Bruder Barnabas (seit mehreren Jahren dargestellt vom Kabarettisten Bruno Jonas) zieht die PolitikerInnen und ihre Programme durch den Kakao. Alle wichtigen bayerischen Größen aus den bürgerlichen Parteien von Grün bis zur CSU kommen zur Eröffnungsveranstaltung in die Festhalle, um sich vormittags gemütlich mit einer Maß Starkbier die Spitzen der Kabarettisten runterzuspülen. Diesmal waren wieder alle da, die in Bayern und im Bund Rang und Namen haben und das sind diejenigen, die die 42 Stundenwoche und die Lohnsenkungen einführen wollen: Ministerpräsident Stoiber, der bayerische SPD-Vorsitzende Stiegler, CSU-Generalsekretär Söder oder der Agrarminister Seehofer gaben sich die Ehre.
Ungemütlich mit Spalier
Dieses Jahr wurde die sonst so entspannte Veranstaltung, bei der die Regierenden allenfalls vor möglichen Angriffen von der Bühne Angst haben, von den Streikenden aus dem Öffentlichen Dienst besucht. Mehrere hundert wütende DemonstrantInnen säumten die Straße zum Brauereigelände und bildeten ein Spalier, durch das die PolitikerInnen mit ihren teuren Limousinen fahren mussten. Stoiber traute sich nicht, sich den Streikenden die laut “Stoiber – Räuber” skandierten, zu zeigen. Dagegen lief die grüne Parteivorsitzende Roth durch die Reihen des Streikspaliers und zeigte demonstrativ Solidarität – das fällt ihr jetzt als Opposition im Bund natürlich leicht. Auch der bayerische DGB-Vorsitzende Schösser wollte den Starkbieranstich nicht verpassen, immerhin zog er eine Streiktüte über und betrat so den Saal.
Öffentlichkeitswirksam
Dieses Streikspalier beim Starkbierfest war vor allem eine öffentlichkeitswirksame Aktion, bei der die PolitikerInnen auf ihrem eigenen Terrain besucht wurden. Schon seit nun 6 Wochen läuft der Streik an Bayerns Universitäten, Fachhochschulen, Unikliniken, Straßenmeistereien, Staatstheatern, Nationalopern und bei den Politessen. Weil viele der Streikenden vereinzelt an Standorten sind, bspw. die streikende Verwaltungskraft eines Fachbereiches an der Uni, sind gemeinsame und betriebsübergreifende Aktionen um so notwendiger – inzwischen gibt es fast jeden dritten Tag Demos! Die Staatstheater und die Nationaloper können nur noch Konzerte spielen, da die Bühnentechniker und die Requisite streiken. Die Pflegekräfte in den Unikliniken werden jetzt durch die streikenden Ärzte unterstützt und durch den Streik der Politessen gehen den Kommunen viele Einnahmen verloren. Der Streik und die Streikenden brauchen alle Solidarität, damit sie mit ihrem Arbeitskampf erfolgreich sind! 

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