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SEAT Martorell: Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt

Von Thadeus Pato | 01.03.2008

SEAT war eine Gründung des faschistischen Diktators Franco. Am 9. Mai 1950 wurde das Unternehmen als Sociedad Española de Automóviles de Turismo, S.A. (Spanische PKW-Gesellschaft) in Barcelona gegründet. Das Gründungskapital stammte zu 51 % vom staatlichen Industrieinstitut Instituto Nacional de Industria, zu 42 % von spanischen Banken und zu 7 % von Fiat. Bis 1979 wurden auschließlich Fiat-Modelle in Lizenz gebaut. Dann stieg Volkswagen ein und baute seine Beteiligung zwischen 1990 und 1999 von 75 % auf 99 % aus. 2007 kündigte der Konzern an, 4,5 Mrd. € in SEAT investieren zu wollen.

SEAT war eine Gründung des faschistischen Diktators Franco. Am 9. Mai 1950 wurde das Unternehmen als Sociedad Española de Automóviles de Turismo, S.A. (Spanische PKW-Gesellschaft) in Barcelona gegründet. Das Gründungskapital stammte zu 51 % vom staatlichen Industrieinstitut Instituto Nacional de Industria, zu 42 % von spanischen Banken und zu 7 % von Fiat. Bis 1979 wurden auschließlich Fiat-Modelle in Lizenz gebaut. Dann stieg Volkswagen ein und baute seine Beteiligung zwischen 1990 und 1999 von 75 % auf 99 % aus. 2007 kündigte der Konzern an, 4,5 Mrd. € in SEAT investieren zu wollen.

Irgendwoher muss das Geld ja kommen und so wurde im Hauptwerk in Martorell 2005 ein Sparprogramm beschlossen. Dieses sah zunächst mehr als 1 300 Entlassungen vor. Es gab eine Einheitsfront der drei großen Gewerkschaften, aber mit der war es schnell zu Ende, als die damalige Koalitionsregierung von Katalonien (die zwischen 2003 und 2004 insgesamt 147 Mio. € an Subventionen an SEAT/VW gezahlt hatte!) Druck ausübte. Der Hintergrund hierfür war, dass sich die Auseinandersetzung schnell zu einer Regierungskrise hätte ausweiten können. Also wurden die Gewerkschaftsführungen zur Raison gebracht: Mit Beteiligung der beiden großen Gewerkschaften UGT (Arbeiterunion, PSOE-dominiert) und CCOO (Arbeiterkommissionen, KP-dominiert) wurde ein Abkommen über die Entlassung von nun 660 Beschäftigten beschlossen. Nur die (anarchistische) CGT stimmte nicht zu. Nach Aussagen des Gewerkschaftsaktivisten Diosdado Toledano, der selbst auf der Entlassungsliste stand, gab es für die Kündigungen keinen wirklichen ökonomischen Grund: Zwar war die Zahl der verkauften Automobile gesunken, das hatte aber mit der geänderten Schwerpunktsetzung von Kleinwagen (die weniger Profit pro Einheit generierten) auf Mittelklassewagen zu tun, und das Betriebsergebnis war dadurch real nicht schlechter geworden.
Auffällig war zum einen, dass offensichtlich die Gewerkschaftsführer, die an der Auswahl der zu kündigenden MitarbeiterInnen beteiligt waren, dafür sorgten, dass kritische Gewerkschafter (vor allem der CGT, aber auch ihrer eigenen Organisationen) auf die Liste kamen und zum anderen, dass überproportional viele Frauen betroffen waren. (siehe Avanti 4/2006). Sogar Schwangeren wurde gekündigt.

Gemäß eines Abkommens wurden in den letzten Monaten 250 der Entlassenen wiedereingestellt. 66 allerdings wurde die Wiedereinstellung verweigert, und zwar, weil sie gerichtlich gegen die Entlassung vorgegangen waren, aber den Prozess verloren hatten. Es gibt allerdings 33 Beschäftigte, die vor Gericht ihre Wiedereinstellung durchsetzten, darunter Diosdado Toledano. Diese wiederum bekommen seither ihr Gehalt, gelten als Teil der Belegschaft, dürfen allerdings ihren Arbeitsplatz nicht betreten…
Noch mehr Stellenabbau
2007 kündigte VW übrigens an, bei SEAT in den nächsten drei Jahren weitere 1600 Stellen abbauen zu wollen. Begründet wird das mit „roten Zahlen“, allerdings weisen MitarbeiterInnen darauf hin, dass die Verrechnungen zwischen SEAT und der „Mutter“ VW nicht immer so ganz nach den Marktgesetzen stattfinden, der Verdacht der Gewinnverschiebung liegt nahe.
Das ist der Hintergrund dafür, dass sich Diosdado Toledano, 58, Wenceslao Calero, 60, und José María Requena, 40, alles Mitglieder der CGT oder ihr nahe stehend, derzeit in einem Caravan vor dem Haupttor von SEAT Martorell im Hungerstreik befinden.

Wir dokumentieren ebenfalls das Kommunique der Hungerstreikenden.

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