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Linke

Pakistan: Interview mit Nisar Shah*)

Von Fragen von H. N. | 12.05.2013

*) Nisar Shah ist Jurist und Menschenrechtsaktivist. Die Awami Workers Party, der er angehört, ist aus dem Zusammenschluss der Labour Party of Pakistan, IV. Internationale, mit zwei weiteren linken Organisationen im Dezember 2012 hervorgegangen.

*) Nisar Shah ist Jurist und Menschenrechtsaktivist. Die Awami Workers Party, der er angehört, ist aus dem Zusammenschluss der Labour Party of Pakistan, IV. Internationale, mit zwei weiteren linken Organisationen im Dezember 2012 hervorgegangen.
Frage:
Welches sind die hauptsächlichen Herausforderungen für die ArbeiterInnenbewegung in Pakistan?
Nisar Shah:
Der Aufbau einer Gewerkschaft ist eine der wichtigsten Herausforderungen für die pakistanische ArbeiterInnenklasse. Wir haben insgesamt 55 Millionen Lohnabhängige bei einer Bevölkerung von 160 Millionen. Bloß 3 % der ArbeiterInnen sind in Gewerkschaften organisiert. Im Bereich der Marktwirtschaft sind die Gewerkschaftsgesetze nicht arbeiterInnenfreundlich. Die Regierung versucht, die Kapitalisten zu schützen und die ArbeiterInnenklasse einzuschränken.
Frage:
Kannst Du uns einige allgemeine Informationen zu den Problemen der ArbeiterInnenklasse geben?
Nisar Shah:
Eine große Zahl der Lohnabhängigen ist nicht in der Gewerkschaft und fällt nicht unter die Gewerkschaftsgesetze, so dass sie auch nicht in den Genuss der entsprechenden Rechte kommt. Sie haben keine soziale Absicherung, keine Rente, keine Lohnsteigerungen, keinen Arbeitsschutz, keine Gesundheitsversorgung und keine Bildungseinrichtungen.
Frage:
Die wichtigste Industrie ist die Textilindustrie. Kannst Du die gegenwärtige Lage genauer beschreiben?
Nisar Shah:
Die große Industrie in Pakistan ist die Textilbranche, die 8,5 % zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt – mit einer Exportkapazität von 22 Milliarden Dollar pro Jahr. Aber wegen der Energiekrise, schlechter Arbeitsbedingungen und veralteter Technik produziert sie lediglich im Gegenwert von 12 Milliarden Dollar pro Jahr mit 15 Millionen Arbeitskräften. Sie exportiert sehr billige Textilprodukte in entwickelte Länder wie Deutschland. Die ArbeiterInnen leben unter sehr schlechten Bedingungen, ohne soziale Absicherung, ohne Rente, ohne Arbeitssicherheit/Arbeitsschutz, Gesundheitsversorgung und Bildungseinrichtungen.

Im Jahr 2012 haben wegen des fehlenden Arbeitsschutzes 400 ArbeiterInnen ihr Leben verloren. In Fasilabad sind sechs Gewerkschaftsführer seit drei Jahren im Gefängnis. In betrügerischer Weise haben Fabrikeigentümer Anti-Terror-Gesetze gegen sie verwendet. Es gibt ein verbrecherisches Schweigen Deutschlands und anderer Länder, in denen die Waren gekauft werden, welche die Arbeitsbedingungen ignorieren, bloß um in den Genuss der billigen Erzeugnisse zu kommen.
Frage:
Gibt es erfolgreiche Aktionen, um diese Bedingungen zu verändern?
Nisar Shah:
Ja, nur organisierte, einheitliche Aktionen können die Lage ändern. Die ArbeiterInnen sollten diese Lektion der Geschichte aufnehmen, dass sie nur mit klarer Weltanschauung und Kampf den Status Quo aufbrechen können.
Frage:
Welche Rolle spielt die (radikale) Linke in den Klassenkämpfen?
Nisar Shah:
Die radikale Linke spielt eine sehr lebendige Rolle im Klassenkampf. Die linken Organisationen bilden die ArbeiterInnen ideologisch und ermutigen sie, zu kämpfen, und versuchen, sie in der Partei und Gewerkschaft zu organisieren.
Frage:
Was können InternationalistInnen in Deutschland tun, um Eure Kämpfe zu unterstützen?
Nisar Shah:
Die Internationale in Deutschland kann die Solidarität mit unserem Kampf ausweiten, z. B. mit politischen Kampagnen und natürlich in Form von Kampfkassen für die Ausbildung der Mitglieder und Organisation von Bewegungen. Wir haben sehr ernsthafte finanzielle Probleme.

Fragen von H. N., aus dem Englischen von P. L..

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