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Betrieb & Gewerkschaft

Mannheimer Appell: Den Widerstand gemeinsam organisieren!

Von D.B. | 01.09.2005

Aufgrund der gegenwärtigen Kräfteverhältnisse  befindet sich die ArbeiterInnenklasse in der BRD ganz  eindeutig in der Defensive. Aber der Wille zum Widerstand ist nicht tot. Ihn zu fördern ist das Ziel des Mannheimer Appells.

Nicht nur die bürgerliche Presse schweigt die Widerstandsaktionen der Belegschaft von Alstom Mannheim weitgehend tot. In der überörtlichen Presse war bisher kaum etwas zu lesen (Näheres in der Avanti v. Juni, sowie im Labournet.de.) Auch in der Metall, dem Monatsheft der zuständigen Gewerkschaft, findet der Kampf nur in kleinen Notizen Beachtung. Ganz offensichtlich passt die Unruhe der in Bewegung gekommenen Belegschaft nicht ins Konzept der „Suche nach Verständigung“.
Die Belegschaft (mit ca. 2000 Lohnabhängigen) ist vom Abbau von ca. 900 Arbeitsplätzen bedroht, was die Existenz des gesamten Standorts in Frage stellt. Und das, obwohl der Betrieb schwarze Zahlen schreibt. Vor allem dieser Punkt hat die Belegschaft erzürnt und zum Widerstand angespornt. Dem Kapital reichen nicht einfach Gewinne, es muss der Maximalprofit sein.

IG Metall tatenlos
Die monatelange Unruhe (eine Betriebsversammlung lief mit Unterbrechungen über 5 Tage, begleitet von täglichen Demonstrationen in die Stadt) konnte die Geschäftsleitung bisher nicht zur Umkehr bewegen. Die Handlungsmöglichkeiten der Belegschaft sind unter den hiesigen rechtlichen Möglichkeiten sehr beschränkt. Hinzu kommt, dass in Teilen des Werks immer noch phasenweise kurz gearbeitet wird. Da die IG Metall sich der Sache nicht annimmt, wenden sich die AktivistInnen im Betrieb mit dem Mannheimer Appell an die gewerkschaftliche Öffentlichkeit.
Dieser Schritt ist nach unserer Auffassung goldrichtig. Er macht deutlich, dass einzelne Belegschaften, wenn sie sich selbst überlassen bleiben, zumeist wenig Chancen haben, sich in so weitreichenden Fragen gegen die Konzernspitze durchzusetzen. Es kommt jetzt darauf an, ein Band der Solidarität zu knüpfen.
Vorbildlich am Mannheimer Appell ist der Vorschlag, sich – zum „Wohle der Allgemeinheit“ (Art. 14 GG) – für eine Enteignung solcher Betriebe einzusetzen. Dies muss verknüpft werden mit einer breiten Kampagne für ein Verbot von Entlassungen. Machen wir uns alle in einer breiten Front für diese Ziele stark. Anzufangen ist mit der massiven Verbreitung des Appells und der Kontaktaufnahme mit dem Betriebsrat von Alstom Mannheim.

TiPP!
 Den Appell als Datei runterladen unter: http://www.labournet.de/branchen/sonstige/masch/alstom_appell.pdf

Mannheimer Appell – Widerstand gegen "Globalisierung" und Arbeitsplatzabbau!
> Jedes Jahr vernichten Unternehmen mehrere hunderttausend Arbeitsplätze in der Bundesrepublik. Von A wie Alstom Power in Mannheim bis Z wie ZF Boge in Bad Godesberg.
> Oft schreiben die Firmen wie im Falle Alstoms sogar schwarze Zahlen. Oft wird die Verlagerung der Arbeitsplätze durch Steuermittel gefördert. Dieser Prozeß zerstört soziale Werte, wertvolles Fachwissen und wirtschaftliche Existenzen. Er beschleunigt Erwerbslosigkeit und Massenverarmung. Gleichzeitig explodieren die Gewinne. Diese Situation ist unerträglich!
> Die Belegschaft von Alstom Power wehrt sich gegen die geplante Arbeitsplatzvernichtung mit aller Entschiedenheit. Genauso leisten viele Kolleginnen und Kollegen in anderen bedrohten Betrieben Widerstand.
> Was jedoch fehlt, das ist eine betriebsübergreifende Gegenwehr und ein allgemeiner gewerkschaftlicher Kampf gegen Arbeitsplatzvernichtung.
> Wir rufen deshalb alle Kolleginnen und Kollegen innerhalb unserer Gewerkschaften auf: Fordert in den Betriebsräten und in den gewerkschaftlichen Gremien eine aktive Politik gegen Arbeitsplatzabbau!
> Wir rufen die Gewerkschaftsführungen auf: Setzt unsere gewerkschaftliche Kraft für die gemeinsame Verteidigung unserer Rechte ein!
> Wir rufen deshalb alle von Entlassungen oder Werksschließungen bedrohten Belegschaften und unsere Gewerkschaften auf: Koordiniert den Widerstand über alle Grenzen hinweg!

Fordern wir gemeinsam die Einhaltung des Grundgesetzes ein: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. Eine Enteignung ist … zum Wohle der Allgemeinheit zulässig.“ (Artikel 14 GG.) Kämpfen wir deshalb auch für ein Verbot von Entlassungen! Unterstützen wir aktiv den Widerstand gegen Arbeitsplatzabbau – ob bei Alstom oder anderswo!:

Betriebsrat und IGM-Vertrauenskörperleitung Alstom Power MA  (11. Juli 2005)

Unterstützungsunterschriften an: Betriebsrat Alstom Power, Kft/BR, Boveristr. 22, 68309 Mannheim, Tel.: 0621/329-2233, Fax: 0621/329-5508, E-Mail: alstom.resistance@web.de

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