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Länder

Lügen über einen schmutzigen Krieg

Von M. Anwar Karimi | 01.10.2006

Die Intensität des Kriegs in Afghanistan seit Anfang des laufenden Jahres haben endlich die westlichen bürgerlichen Medien dazu veranlasst, das jahrelange Schweigen zu brechen und darüber Bericht zu erstatten. Von „wackliges Afghanistan“ (Die Zeit vom 14. September) bis Pulverfass Afghanistan (Rheinische Post vom 15. September) ist die Rede.

Die Intensität des Kriegs in Afghanistan seit Anfang des laufenden Jahres haben endlich die westlichen bürgerlichen Medien dazu veranlasst, das jahrelange Schweigen zu brechen und darüber Bericht zu erstatten. Von „wackliges Afghanistan“ (Die Zeit vom 14. September) bis Pulverfass Afghanistan (Rheinische Post vom 15. September) ist die Rede.

Die Haupt- oder einzige Quelle dieser Berichterstattung ist die Pressestelle der Koalitionstruppen in Kabul. Regionale Presse, Augenzeugen des Geschehens und Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet in Afghanistan und in den Nachbarländern (Iran und Pakistan) werden gar nicht berücksichtigt.

Die Unzulänglichkeit dieser Informationen wird einem dann bewusst, wenn mensch plötzlich über Hunderte toter Talibankämpfer in den südlichen Provinzen (zurzeit im Rahmen der Operation Medusa unter Führung der Nato) oder in den östlichen Provinzen (Operation Mountain Fury unter Führung der USA) hört und die eigenen Verluste in den meisten Fälle runtergespielt werden. Es ist ein Fakt: Wie in allen Kriege wird auch in diesem Krieg gelogen und es werden bewusst falsche Informationen an die Medien weitergeleitet.
Gefärbte Berichte
Mitte August dieses Jahres berichtete ein Sprecher der US-Truppen in Kabul, dass sie im Süden von Kandahar an der Grenze zu Pakistan 24 Taliban-Kämpfer getötet haben. Verluste in den eigenen Reihen gab es nicht. Augenzeugen in diesem Gebiet (Spin Boldak) berichteten in der pakistanischen Zeitung Daily News von 12 getöteten US- und 4 afghanischen Soldaten und 13 Talibankämpfern. Die extremen Unterschiede zeigen, wie stark die Berichterstattung gefärbt ist und dass die Aussage, es habe „keine eigenen Verluste“ gegeben längst nicht immer der Wahrheit entspricht.

Die Verluste der Zivilisten bei den Luftbombardements werden als getötete feindliche Kämpfer angegeben. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, was nach massiven Protesten der Zivilbevölkerung die Kabuler Regierung und die Führung der Besatzungstruppen dazu veranlasst hat, Untersuchungen einzuleiten, was in den meisten Fällen ergebnislos blieb. In seltenen Fällen wird eine sehr geringe Entschädigung pro getötetem Familienmitglied (unter 500 $ pro Mensch) gezahlt.

Am Ende der Operation Mountain Thrust (Avanti Nr.134 August 2006) berichtete die Nato Mitte August des Jahres über 900 getötete und mehr als 1500 verletzte und gefangen genommenen Talibankämpfer. Dabei verschwiegen sie, dass die meisten Todesopfer Bauern aus den umliegenden Dörfern von Kandahar waren, Während dieser Operation starben allein in Panjway (in der Nähe von Kandahar) mehr als 75 Dorfbewohner, darunter 33 Kinder, in Sangen (Provinz Helmand) starben bei einem Luftangriff mehr als 230 Dorfbewohner, darunter mehrere schwangere Frauen und ein Dorf in Uruzgan (die Nachbarprovinz von Kandahar) wurde ebenfalls von der Luft angegriffen. Dabei wurden mehr als 80 Menschen getötet darunter 33 Familienangehörige eines afghanischen Parlamentariers des noch amtierenden prowestlichen Parlaments.

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