Zum Brief von Gen. Hagen aus Bernau in Avanti Nr. 160
Liebe Genossinnen und Genossen, um das Verhältnis zur Religion genauer zu bestimmen, bedürfte es einer längeren Debatte. Aber einen Irrtum möchte ich korrigieren. In der DDR ist die Religiosität nicht einfach versickert, sondern sie ist teilweise massiv bekämpft worden. 1952 spitzte sich der Kampf gegen die Junge Gemeinde der Evangelischen Kirche zu. Hier Beispiele aus einer Kleinstadt in Thüringen. Mit den üblichen absurden Anschuldigungen – Mitglieder der Jungen Gemeinde hätten den FDJ-Sekretär verprügelt – wurde verunsichert. Namentliche Erklärungen, in denen die Abkehr von der Jungen Gemeinde zu dokumentieren war, wurden an der „Wandzeitung“ veröffentlicht. Ein Verbleib auf der Oberschule, d. h. die Aussicht auf ein Studium, wurde davon abhängig gemacht. Das hat zu einer Anzahl von Flüchtlingen geführt, aber auch dazu, dass 40 Jahre danach die Wut über die Demütigung noch lebendig war. Kirche im Sozialismus war dann gezähmt, aber ältere GenossInnen wissen vielleicht noch, wo auch wir unsere Literatur untergebracht haben – in der Umweltbibliothek der Zionskirche in Berlin-Mitte.