TEILEN
Innenpolitik

Keine Barmherzigkeit mit den Profithaien!

Von Korrespondent Berlin | 01.10.2006

Seit 2004 gibt es am Berliner Universitätsklinikum Charité keinen Tarifvertrag mehr, dafür aber schleichende Privatisierung, Personalabbau und Arbeitsverdichtung ohne Ende. Nach einem Jahr Verhandlungen hat ver.di jetzt endlich zum Streik für 4,4% mehr Lohn und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen aufgerufen.

Seit 2004 gibt es am Berliner Universitätsklinikum Charité keinen Tarifvertrag mehr, dafür aber schleichende Privatisierung, Personalabbau und Arbeitsverdichtung ohne Ende. Nach einem Jahr Verhandlungen hat ver.di jetzt endlich zum Streik für 4,4% mehr Lohn und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen aufgerufen.

Über 90% der gewerkschaftlich organisierten KollegInnen stimmten für Streik. Gründe gibt es mehr als genug. So will das Management 40 Mio. € beim Personal sparen. Sicherheits- und Reinigungskräfte müssen bei einer Charité-Tochter z. T. für 4,50 € die Stunde arbeiten.
Obwohl der Marburger Bund Ende 2005 selbst eine Streikwoche an der Charité durchführte, sind vor allem ChefärztInnen unsolidarisch. Viele Operationen wurden zu „Notfällen” erklärt, die trotz Streik operiert werden müssen. Einer streikenden Kollegin wurde sogar eine Anzeige wegen „unterlassener Hilfeleistung” angedroht.
Statt Schwerpunktstreiks: Alle raus!
Gerade um dem ärztlichen Streikbruch zu begegnen, wäre es wichtig, möglichst viele KollegInnen in den Streik zu rufen. Doch während in der ersten Woche fast nur die OP-Säle streikten, wurde in der zweiten Woche jeweils einer der drei Hauptstandorte der Charité für einen Tag rausgerufen.
Nachdem die Charité ein kaum verbessertes Angebot vorgelegt hatte, hat die Streikleitung eine gemeinsame Demo aller Standorte, die am 22.9. stattfinden sollte, abgesagt. Auch die Folgewoche sollte nicht gestreikt, sondern in Ruhe verhandelt werden. Die Argumente dürften aber nach 26 Verhandlungsrunden seit 2005 ausgetauscht sein.
WASG bietet keine Perspektive für den Streik
Die Berliner WASG hat erklärt, den Kampf an der Charité zu ihrem Schwerpunkt zu machen. Mit Carsten Becker, der auf Listenplatz 3 der WASG kandidiert hat und in der Streikleitung sitzt, hätte sie die Möglichkeit direkt einzugreifen. Anstatt die zögerliche Streikführung durch den Apparat zu kritisieren und ihren Einfluss auszunutzen, begnügt sich die WASG aber damit, ihre Solidarität mit dem Streik zu erklären… und der Bürokratie freie Hand zu lassen. Dafür braucht aber niemand eine neue Partei.

Das 2wöchig erscheinende RSB-Betriebsflugblatt “Vitamin C(harité)” im Internet lesen: www.rsb4.de/charite

Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Zur Startseite