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Ökologie

Kein Castor von Dresden nach Ahaus!

Von Karl Lindt | 01.05.2005

Während die Behörden eine Informationsperre verhängt haben, arbeiten sie derweilen emsig an der Vorbereitung des anstehenden Transportes von 951 abgebrannten Brennelementen nach Ahaus. Doch auch die oft totgesagte Anti-Atom-Bewegung rüstet sich für zwei Wochen Dauerwiderstand.

 
Die münsterländischen Bürgerinitiativen bereiten sich auf den größten Castor-Straßentransport seit 15 Jahren vor. Schon im November 2004 legte die sächsische und die nordrhein-westfälische Landesregierung den Zeitraum vom 27. Mai bis 14. Juni 2005 für die anstehenden drei Transporte von Rossendorf nach Ahaus fest. Im letzten Jahr hatten u.a. Aktionen der Bürgerinitiativen in beiden Gemeinden dafür gesorgt, dass geplante Transporttermine abgesagt werden mussten. Aber auch diverse organisatorische und technische Probleme verzögerten die Transporte immer wieder. Nun soll aber der Transport definitiv stattfinden können. Wann aber die drei Einzeltransporte nun genau die 600 km zwischen dem ehemaligen Forschungsreaktor in Rossendorf und dem münsterländischen Zwischenlager Ahaus zurücklegen werden, wird  geheimgehalten.
Informationsperre bei den Behörden
Das Dresdner Umweltministerium hat sich laut Presseberichten geweigert, weitere Auskunft über die Transporttermine zu geben. Auch die NRW-Landesregierung übt sich in Geheimhaltung. Die Menschen im Münsterland, in Sachsen und entlang der Transportstrecke werden auf den Mai vertröstet, wo weitere Informationen kommen sollen. Die Geheimhaltungsstrategie erinnert vielfach an das Vorgehen beim letzten Ahaus-Transport 1998, wo seitens der Landesregierung und der Polizeiführung offensiv versucht wurde, die Öffentlichkeit zu täuschen. Anscheinend hat die Landesregierung große Angst, dass sich ihre Wahlchancen am 22. Mai durch die Öffentlichkeit rund um die  Castortransporte drastisch verschlechtern könnten. Anders wäre es sicherlich nicht zu erklären, warum Ministerpräsident Steinbrück, Innenminister Behrens (beide SPD) und Umweltministerin Höhn (Grüne) kollektiv auf Tauchstation gegangen sind, was das Thema Ahaus-Transporte angeht. Während aber in der Politik und den Massenmedien versucht wird, das Thema unter den Tisch zu kehren, arbeiten schon seit einem halben Jahr in Sachsen und Dresden Hunderte von BeamtInnen bei Landes- und Bezirksregierungen, sowie bei der Polizei an der konkreten Planung der anstehenden Atomtransporte. Ihr größtes Problem sind momentan die wenigen Erfahrungen mit  Atom-Straßentransporten in der BRD. Die letzten derartigen Transporte fanden vor 15 Jahren statt. Desweiteren wurden die Castorbehälter MTR-2 noch niemals auf LKW verwendet, was zu weiteren Komplikationen führen könnte.
Zwei Wochen lang Ausnahmezustand
Die Bürgerinitiativen bereiten sich derweilen zusammen mit anderen Umweltorganisationen und Einzelpersonen auf über zwei Wochen Dauer-Widerstand vor. Die Ausgangslage ist diesmal anders als bei den Transporten nach Gorleben. Es müssen drei Transporte nacheinander auf der Straße nach Ahaus gebracht werden. Zusätzlich muss der Spezial-LKW Stoßdämpfer nach jedem Transport wieder nach Rossendorf  zurückgebracht werden, um den nächsten Transport zu starten. Durch diesen Pendelverkehr ergeben sich insgesamt fünf notwendige Fahrten à 600 km. Die Rossendorfer BI hat geplant, schon den Transport beim Losfahren zu blockieren, bevor er die 20km zur Autobahn zurückgelegt hat. Anschließend werden viele Aktionen und Demos an und auf den Autobahnen nach Ahaus stattfinden. Ziel der öffentlichen Aktionen wie Camps an den Autobahnen, Mahnwachen auf Autobahnbrücken, an Autobahnzufahrten und Rastplätzen ist es die Transporte in die öffentliche Diskussion zu bringen. Bei zweiwöchigem Ausnahmezustand entlang einer 600 km Strecke wird die Atomproblematik auch in der veröffentlichten Meinung  diskutiert werden müssen. Fernziel bei derartigen Protesten war und ist immer noch, die Transporte von radioaktivem Müll so zu verteuern, dass sie undurchführbar werden. Wenn der Castor einen Aktionsort auf der Strecke passiert hat, sind alle daran Beteiligten aufgerufen nach Ahaus zu kommen, um dort den Castor zu empfangen bzw. die Stoßdämpfer nicht mehr nach Rossendorf zu lassen. Schon am Sonntag vor dem ersten Transport wird ein außerordentlicher Sonntagsspaziergang in Ahaus stattfinden und ein Widerstandscamp eingerichtet werden. Für alle Aktionen rufen die Bürgerinitiativen derweilen dazu auf, sich nicht von der Polizei provozieren zu lassen. Ziel der Proteste sei nicht die Auseinandersetzung mit der Polizei, sondern mit der verantwortlichen Politik und der Atomindustrie, so ein Aufruf.

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