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Feminismus

Jeder Tag ein 8. März – brecht dem Patriarchat das Herz!

Von Olga Dedinas, Sara Fervor | 01.04.2011

Es war ein großer Tag für den Tarifkampf im öffentlichen Dienst, dieser 8.3.2011, zehntausend Gewerkschafterinnen demonstrierten durch Potsdam, kämpften für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Nur mit drei, am Rande gefallenen Sätzen, gaben sie zu erkennen, dass an diesem Tag noch etwas anderes als ein Tarifkampf von Bedeutung sein könnte. Es waren ein paar Grußworte der Frauenbeauftragten anlässlich des Weltfrauenkampftages.

Es war ein großer Tag für den Tarifkampf im öffentlichen Dienst, dieser 8.3.2011, zehntausend Gewerkschafterinnen demonstrierten durch Potsdam, kämpften für Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Nur mit drei, am Rande gefallenen Sätzen, gaben sie zu erkennen, dass an diesem Tag noch etwas anderes als ein Tarifkampf von Bedeutung sein könnte. Es waren ein paar Grußworte der Frauenbeauftragten anlässlich des Weltfrauenkampftages.

Denn es war auch ein großer Tag für die Frauenbewegung in Potsdam. Seit Ewigkeiten gab es keine Demonstration mehr zum Frauenkampftag. Aus der Initiative des RSB Potsdam heraus, hat sich dieses Jahr das „Bündnis 8. März“ gegründet. Es bestand aus verschiedenen Potsdamer und Berliner Gruppen. Meist gemeinsam wurde mobilisiert und unter dem Aufruf „Frauen raus aus den Lagern und rein in die Gesellschaft!“ gingen gut dreihundert Menschen auf die Straße. Vorneweg lief der FLT*-Block (FrauenLesbenTrans*-Block) und sorgte für gute Stimmung sowie hitzige Parolen. Die ersten Reihen bildeten Migrantinnen, die aus mehreren Lagern des Landes Brandenburg kommen. Und hinterdrein ertönten die gemischten und Männerchöre, die selbst den Lauti übertönten. Doch egal, wo sich die Menschen auf der Demo befanden, alle kämpften gemeinsam für die Rechte von Frauen, insbesondere die der in Lagern festgehaltenen Migrantinnen. Denn diese beiden Themenkomplexe – Migration und Frauenrechte – verknüpft ein wichtiger Gedanke: Wer gegen die Benachteiligung von Frauen kämpfen will, muss bei den am meisten Benachteiligten anfangen.

Vor diesem Hintergrund bewegte sich die kleine Schar, statt die übliche Route durch die Innenstadt zu wählen, durch Zentrum-Ost, eines der marginalisierten Stadtviertel. Zuvor hatte es eine kleine Kundgebung im Schlaatz gegeben, in einer anderen Plattenbau-Siedlung. Es war für die Organisatorinnen eine neue Erfahrung, eine Kundgebung inmitten von Hochhausschluchten zu halten, aber keine schlechte, denn an die hundert Menschen hörten von ihren Balkonen und Fenstern aus zu.

Ebenso war es für die Organisatorinnen eine neue Erfahrung alle wichtigen Aufgaben an Frauen zu verteilen – von der Anmelderin über die Pressesprecherin bis hin zu den Ordnerinnen waren an diesem Tag Frauen in Aktion. An dieser Stelle zeigte sich besonders, wie sehr eine antisexistische Arbeit auch in linken Kreisen notwendig ist, denn genug aktive, organisierte Frauen zu finden, war äußerst schwierig.

Der Demozug zum Frauentag war kürzer als der der Gewerkschaften, dennoch transportierte er ein Anliegen, welches immer im Vordergrund stehen sollte. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass auch nach hundert Jahren Frauenkampftag für die Emanzipation auf die Straße gegangen werden muss. Emanzipation – in den Reihen der Gewerkschaften, die nicht nur unsolidarisch, sondern sogar behindernd auf den Plan traten. Emanzipation – in den Hochhausvierteln, in denen Frauen wohnen müssen, die nur aufgrund ihres Geschlechts keine andere Miete bezahlen können. Und nicht zuletzt Emanzipation auf dem eigenen Plenum. Denn es ist kein Zufall, dass Frauen auf Demos zwar die 50-%-Quote erfüllen, aber niemals in einer festen, linken Organisation.

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