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Betrieb & Gewerkschaft

Israel Chemicals Limited Rhein-Neckar: Standorte sollen zerschlagen werden

Von Korrespondent Mannheim | 30.06.2014

Israel Chemicals Ltd. (kurz ICL) beschäftigt weltweit 12.000 Menschen. Seine Wurzeln hat der Konzern in der Ausbeutung und Verarbeitung israelischer Bodenschätze (Phosphat, Kali, Magnesium und Brom). 2011 erzielte er mit 7,1 Mrd. US$ Umsatz 1,5 Mrd. US$ Gewinn. 2013 waren es „nur noch“ 6,3 Mrd. US$ Umsatz und 820 Mio. US$ Gewinn.

Israel Chemicals Ltd. (kurz ICL) beschäftigt weltweit 12.000 Menschen. Seine Wurzeln hat der Konzern in der Ausbeutung und Verarbeitung israelischer Bodenschätze (Phosphat, Kali, Magnesium und Brom). 2011 erzielte er mit 7,1 Mrd. US$ Umsatz 1,5 Mrd. US$ Gewinn. 2013 waren es „nur noch“ 6,3 Mrd. US$ Umsatz und 820 Mio. US$ Gewinn.

Im September 2012 wurde Stefan Borgas Konzernchef. Unter dem Motto ONE ICL (siehe Siemens) startete er den Konzernumbau, den er rücksichtslos umsetzt. Unter seiner Führung wurde die ICL-Strategie 2020 (!) aufgelegt. Die Kerngeschäfte wurden definiert, eine Umsatzverdopplung als Ziel formuliert und Effizienz als wichtiges Ziel des Konzerns benannt. Damit unmittelbar verbunden sind Angriffe auf die Arbeitsplätze und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.

Während in Israel die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften frühzeitig versuchten, sich u. a. mit Streiks gegen ONE ICL zu wehren, blieb es an den deutschen Standorten ruhig. Es dauerte bis März 2014, bis endlich verstanden wurde, dass ONE ICL auch die deutschen Standorte massiv trifft, vor allem die rund 1.000 Beschäftigten der ICL-PP Ladenburg und Ludwigshafen (vormals BK Giulini) in der Rhein-Neckar-Region.

Laut Betriebsrat wird BK Giulini von folgenden Konzernplänen betroffen sein:

  1. Ein Shared-Service-Center in Amsterdam ist in Planung, in das wesentliche Teile der Verwaltung europa- bzw. weltweit zentralisiert werden sollen. Dies trifft bei ICL-PP Rhein-Neckar rund 100 Beschäftigte. Damit sollen europa- und weltweit Kosten und Steuern gesenkt werden.
  2. Der Ludwigshafener Standort (kein Kerngeschäft) soll komplett ausverkauft werden. Davon betroffen sind rund 550 KollegInnen.
  3. Die „standortgebundenen Dienste“ sollen „überprüft“ werden. Dies bedeutet die mögliche Ausgründung oder die Fremdvergabe.
  4. Der Ladenburger Standort (Teil eines Kerngeschäfts) wird „optimiert“ und massiv unter Ergebnisdruck gebracht.

Der Konzernumbau zerstört über Jahre gewachsene Produktionsstrukturen, Wissen und Erfahrung. Er zerstört nach Auffassung des Betriebsrates auch die derzeitige Vielfalt und Kompetenz der Standorte und damit die Fähigkeit, als eigenständiges Unternehmen zu existieren. Zurück bleiben „nackte“ Produktionskerne, die strikt in globale Plan- und Profitvorgaben eingebunden und anfällig gegenüber Schwankungen des Marktes und den Entscheidungen des Konzerns sind.

Seit März 2014 hat der Betriebsrat begonnen, die Belegschaft gegen ONE ICL und die damit verbundenen Angriffe und Folgen zu mobilisieren. Mehrfach hat er an den beiden Standorten zu so genannten „aktiven Pausen“ aufgerufen, an denen sich die Beschäftigten massiv beteiligten. Eine von Stefan Borgas einberufene Belegschaftsversammlung Anfang Mai 2014 konnte für eine große gemeinsame Protestkundgebung beider Standortbelegschaften genutzt werden.

Der Konzern betont, das Beste für beide Standorte und die Beschäftigten zu wollen. Doch diesen Erklärungen wird mehrheitlich nicht mehr geglaubt. Letztendlich zählen nicht Worte, sondern konkrete Zusagen. Und die gibt der Konzern nicht. Der Forderung des Betriebsrates nach Absicherung der Standorte und aller Arbeitsplätze sowie den Erhalt der betrieblichen und tariflichen Standards ist ICL bis heute (Stand 21.05.14) nicht nachgekommen. Ebenso wenig ist ICL bereit, dies von möglichen Käufern zu verlangen.

In Veröffentlichungen und Interviews macht der Betriebsrat immer wieder deutlich, dass er gegen ein ONE ICL auf Kosten der Beschäftigten ist und beide Standorte von den Angriffen betroffen sind. Damit ist es ihm bislang gelungen, die vom Konzern versuchte Spaltung der Belegschaft in zwei Standorte mit unterschiedlicher Betroffenheit und unterschiedlichen Interessen zu verhindern. Wie lange dies noch gelingt, ist offen.

Auf Dauer werden die bisherigen Aktionen nicht ausreichen. Es bedarf einer betrieblichen Widerstandskultur, die vorhandene Ängste und die gesetzlichen Hürden der Gegenwehr überwindet. Die gemeinsame Aktion mit widerstandserfahrenen Belegschaften in der Rhein-Neckar-Region (z. B. Alstom) könnte dafür ein wichtiger Schritt sein. Angesichts der Konzernpläne und dem engen Zeitplan für deren Umsetzung bleibt dafür jedoch nicht mehr viel Zeit. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie lernfähig die ICL-PP-Belegschaft ist und wozu sie letztendlich in der Lage sein wird.

Solidaritätsadressen an:
Betriebsrat
BK Giulini GmbH
Postfach 217251
67072 Ludwigshafen
Tel. 0621/5709-6318

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