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Betrieb & Gewerkschaft

Israel Chemicals Limited – Nichts Neues im Südwesten

Von Korrespondent Mannheim | 01.07.2014

Ende Juni konnten wir ein Interview mit dem Betriebsratsvorsitzenden der ICL-PP Ladenburg und Ludwigshafen (vormals BK Giulini), Georg Selinger, führen.

Ende Juni konnten wir ein Interview mit dem Betriebsratsvorsitzenden der ICL-PP Ladenburg und Ludwigshafen (vormals BK Giulini), Georg Selinger, führen.

Avanti: Seit Ende April führt Ihr gegen die Angriffe des Unternehmens (siehe letzte Avanti; d. Red.) regelmäßige Toraktionen durch. Wie ist die Beteiligung?

Georg: Zuerst muss ich erwähnen, dass wir in der Rhein-Neckar-Region zwar ein einheitliches Unternehmen mit einem Betriebsrat sind, aber zwei Standorte haben. Die Entfernung zwischen diesen Standorten beträgt etwa 20 km. Die Standorte sind von ONE ICL (Motto des Konzernumbaus, d. Red.) sehr unterschiedlich betroffen. Dennoch gelingt es immer noch, an beiden Standorten Toraktionen durchzuführen.

Was sind das für Toraktionen?

Es sind keine Blockaden, sondern Kundgebungen, die während der Mittagspause vor dem Werksgelände durchgeführt werden. Zu Beginn konnten wir an beiden Standorten über 300 Kolleginnen und Kollegen mobilisieren. Jetzt sind es noch 200 bis 250.

Bedeutet das, das die Belegschaft resigniert?

Nein, von Resignation würde ich nicht sprechen. Sicher gibt es auch Müdigkeit. Aber die sinkende Teilnahme hat auch andere Gründe. Der einfachste ist die Urlaubszeit. Dann sind die beiden Standorte, wie gesagt, sehr unterschiedlich betroffen. Schließlich ist es nicht einfach, die Beschäftigten über Wochen hinweg immer wieder für Aktivitäten zu gewinnen, die für die Unternehmensleitung zwar ärgerlich, aber nicht wirklich spürbar sind.

Bedeutet das, dass die Belegschaft radikalere Aktionen fordert?

Für einzelne Beschäftigte trifft dies zu. Diese fragen, warum wir nicht streiken, so wie zum Beispiel die Metaller oder die ver.di. Sie können kaum glauben, dass das deutsche Streikrecht sehr reglementiert und eingeschränkt ist. Diejenigen, die ein radikaleres Vorgehen fordern sind unzufrieden, weil sie mit ansehen müssen, wie die Konzern- und Geschäftsleitung ihre Strategie durchzieht und wir sie mit den herkömmlichen Mitteln nicht aufhalten können. Aber die Mehrheit scheut sich noch vor weiter gehenden Aktionen.

Du sprachst von den zwei Standorten. Werden die gegeneinander ausgespielt?

Schon. Der eine soll laut Konzernleitung „entwickelt“, der andere verkauft werden. Dennoch verstehen die Ladenburger KollegInnen, dass auch sie von ONE ICL getroffen werden, und sie misstrauen den Versprechen der Konzernleitung. Manche kommen auch einfach, um solidarisch zu sein.

Was ist Euer Ziel?

Wir wollen die Konzernpläne verhindern. Wir wollen keine Zerschlagung in kleine Unternehmen. Auf jeden Fall wollen wir die Absicherung der Arbeitsplätze sowie den Erhalt der betrieblichen und tariflichen Standards. Aber diesbezüglich hat sich der Konzern bisher nur ablehnend geäußert.

Wie siehst Du Eure Chancen?

Das kann ich nicht einschätzen. Aber klar ist, dass wir mit unseren Aktionen nicht nachlassen dürfen. Ob wir etwas erreichen können, kann ich nicht sagen, aber tun wir nichts, erreichen wir ganz sicher nichts. Wir müssen mehr Phantasie entwickeln und von den Beispielen betrieblicher Gegenwehr in der Region (z. B. Alstom) lernen. Ob uns das in der zur Verfügung stehenden Zeit gelingt, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen.

Solidaritätsadressen an:
Betriebsrat
BK Giulini GmbH
Postfach 217251
67072 Ludwigshafen
Tel. 0621/5709-6318

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