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Innenpolitik

Hormonaler Faschismus

Von Helmut Dahmer, Wien | 01.12.2006

Frank Schirrmacher deutet (im FAZ-Feuilleton vom 20. 9. 2006) den jüngsten Wahlerfolg der NPD in Mecklenburg-Vorpommern „demographisch”. „Kulturkritiker glauben immer noch gerne”, Chancenlosigkeit und Orientierungslosigkeit begünstigten die Adoption eines völkischen „Weltbilds” – also den Wunsch, eine ethnisch homogene Volksgemeinschaft, in der man vor den Schrecken der Moderne sicher ist, gewaltsam „herzustellen”.

Frank Schirrmacher deutet (im FAZ-Feuilleton vom 20. 9. 2006) den jüngsten Wahlerfolg der NPD in Mecklenburg-Vorpommern „demographisch”. „Kulturkritiker glauben immer noch gerne”, Chancenlosigkeit und Orientierungslosigkeit begünstigten die Adoption eines völkischen „Weltbilds” – also den Wunsch, eine ethnisch homogene Volksgemeinschaft, in der man vor den Schrecken der Moderne sicher ist, gewaltsam „herzustellen”.

Schirrmacher hingegen glaubt, der Trend zum Rechtsradikalismus resultiere aus dem „Verteilungskampf… um die weniger werdenden Frauen”. Junge, unqualifizierte Männer, die weder Job noch Partnerin finden und  mit lauter Alten zusammenleben müssen, wenden sich, testosteron-getrieben, „wegen seiner männerbündischen Elemente” dem neu-alten Nationalsozialismus zu. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Die Umstrukturierung der Bevölkerung ist, wie das „zirkulierende” Testosteron in den Körpern derer, die sich zu “Kameradschaften” zusammenfinden und NPD wählen, eine Naturgegebenheit: „Wir können nicht heilen”, allenfalls „überwachen und strafen”.

Ehe man sich nun aber anschickt, die abgeblühten Landschaften im deutschen Osten in Strafkolonien umzuwandeln, wäre vielleicht doch nach alternativen „Lösungen” zu suchen. Ließe sich etwa die „explosive” Lage durch organisierte Abwanderung überschüssiger Männer und Anwerbung unqualifizierter Frauen (aus Ost- und Südeuropa) mildern? Spätestens angesichts solcher (und anderer) unsinniger Folgerungen sollten wir die neueste Faschismus-Theorie noch einmal unter die Lupe nehmen. Dann „fällt es einem wie Schuppen von den Augen”.

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