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Linke

Herbst-Seminar des RSB

Von Karl Lindt | 01.11.2007

Unter dem Titel „Vor 40 Jahren: Die Ermordung Che Guevaras – Zur Aktualität des revolutionären Internationalismus in Lateinamerika” veranstaltete der RSB Anfang Oktober ein Seminar in Weimar.

Unter dem Titel „Vor 40 Jahren: Die Ermordung Che Guevaras – Zur Aktualität des revolutionären Internationalismus in Lateinamerika” veranstaltete der RSB Anfang Oktober ein Seminar in Weimar.

Einleitend beschäftigten wir uns mit der Frage, wer Che überhaupt war. Wie kam der in Argentinien geborene Arzt zur Gruppe um Castro und unter welchen Umständen gelang es den Guerilleros dann 1959 den Sieg der Revolution zu erringen. Eine intensive Diskussion entwickelte sich während des Seminars auch um den sehr heterogenen ideologischen Charakter der Bewegung, die Widersprüche, wie sie noch heute im Kuba vorhanden sind, und die Umstände unter denen Che seinen Ministerposten aufgab, um sich der Entwicklung des revolutionären Kampfes in anderen Ländern zu widmen.

Wie sich im weiteren Verlauf des Seminars herausstellte, war Che nicht nur ein Praktiker der „Permanenten Revolution“ in den unterentwickelt gehaltenen Ländern, sondern auch ein Theoretiker des revolutionären Marxismus, wie es in dieser Art nur wenige zu dieser Zeit gab. Neben seinen Schriften zum Konzept des “Neuen Menschen”, zum Antiimperialismus und der internationalen Solidarität (vgl. den Artikel zu Che Guevara in der letzten Ausgabe der Avanti) leistete er auch einen Beitrag zur Entwicklung der Theorie der marxistischen Ökonomie.
Kuba
Doch in diesem Seminar blieb die Diskussion nicht mit dem Tod des Che vor 40 Jahren stehen. Am zweiten Tag beschäftigten wir uns mit der Frage: Wie steht es um die lateinamerikanische Revolution heute, 40 Jahre später? Dabei ging es um die Einschätzung der Bolivarianischen Revolution in Venezuela, sowie der Entwicklungen auf Kuba. Die Schwierigkeiten Kubas, das im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Staaten hohe Niveau des Bildungs- und Gesundheitssystems zu halten, seinem Anspruch in Sachen internationaler Solidarität zu genügen und die Probleme, welche sich für die Zukunft nach Castro ergeben, waren einige wichtige Punkte in der Diskussion. Dabei konnten sich seit der Abkehr einiger lateinamerikanischer Staaten vom Neoliberalismus, wie z.B. Venezuelas, aber auch Boliviens und Ecuadors, die internationalen Beziehungen Kubas positiv entwickeln und so die Insel nach knapp 50 Jahren aus ihrer Isolation in Lateinamerika herauskommen.
Venezuela
Am weitesten fortgeschritten ist sicherlich der Prozess zur Entwicklung eines zum Neoliberalismus alternativen Gesellschaftsmodells in Venezuela. So ging es auch im weiteren Verlauf des Seminars um die Probleme und Möglichkeiten des revolutionären Prozesses dort. In diesem Zusammenhang war ein Teil des Seminars auch der Frage gewidmet, ob und in welcher Weise das Konzept des „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“, das vor allem durch den Berater von Chavez, Heinz Dieterich, geprägt wurde, wirklich eine Weiterentwicklung des klassischen Marxismus ist und den Verhältnissen in der heutigen Gesellschaft entspricht, wie es Dieterich behauptet. Obwohl dieser Ansatz sehr kritisch diskutiert wurde, empfanden die SeminarteilnehmerInnen es als sehr positiv, das im Zusammenhang mit der Konzeption Dieterichs erstmals seit langem wieder eine internationale Diskussion um die Entwicklung einer alternativen, sozialistischen Gesellschaft entstanden ist.

Interview mit Michael Löwy zu Che Guevara (13.10.2007)
(französischsprachig, der deutsche Untertitel folgt noch)

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