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Gründungsprinzipien der Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA)

Von NPA | 02.06.2009

In diesem Dokument werden die wesentlichen Elemente definiert, auf deren Grundlage wir uns neu formieren, um unsere Partei zu gründen. Es ist das Ergebnis einer langen, kollektiven Ausarbeitung, mit ihren Stärken und Schwächen, ihren formalen Unvollkommenheiten, aus Hunderten von Änderungsanträgen, die nach Diskussionen innerhalb der Komitees vorgeschlagen wurden, Skizze der lebendigen Demokratie, die den Prozess, in dem wir uns alle engagieren, in Gang hält.

In diesem Dokument werden die wesentlichen Elemente definiert, auf deren Grundlage wir uns neu formieren, um unsere Partei zu gründen. Es ist das Ergebnis einer langen, kollektiven Ausarbeitung, mit ihren Stärken und Schwächen, ihren formalen Unvollkommenheiten, aus Hunderten von Änderungsanträgen, die nach Diskussionen innerhalb der Komitees vorgeschlagen wurden, Skizze der lebendigen Demokratie, die den Prozess, in dem wir uns alle engagieren, in Gang hält.
Es ist kein vollständiges, detailliertes Programm, kein „Manifest“, sondern fasst vielmehr unsere Bezugspunkte zusammen: Die radikale Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft, mit der wir brechen wollen. Eine Kritik, die die Prinzipien der Gesellschaft, die wir wollen, darstellt und die Strategie, sie zu erreichen. Diese Prinzipien bilden unsere politische Visitenkarte: die einzige Antwort auf die weltweite Krise des Kapitalismus, der Kampf, von dem die Zukunft der Menschheit abhängt, d.h. der Kampf für einen feministischen, demokratischen und ökologischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts.

1 – Der Kapitalismus gefährdet den Planeten und die Menschheit
Das kapitalistische System erzeugt ineinander verschränkte Krisen: Nahrungsmittelkrisen, Wirtschaftskrisen, ökologische Krisen, Energiekrisen, Finanzkrisen, Gesundheitskrisen, soziale Krisen, internationale Spannungen und Kriege, deren Folgen immer dramatischer werden.

Die Globalisierung, geprägt durch eine Offensive der herrschenden Klassen gegen die Lohnabhängigen und die Völker zur Erhöhung der Profite, führt zu einer tiefen, strukturellen Krise der kapitalistischen Produktionsweise selbst.
Seit den 1980er Jahren verschlimmert sie die Ausbeutung und die Konkurrenz unter den Lohnabhängigen im Rahmen einer verstärkten internationalen Arbeitsteilung, erweitert die Ungleichheiten aller Art, verewigt die Ausplünderung der Völker im Rahmen der imperialistischen Verhältnisse, erschöpft die Ressourcen und zerstört den Planeten.

Die Verwüstungen der Herrschaft des Kapitals verschaffen der Alternative „Sozialismus oder Barbarei“ eine neue Aktualität.
Im Namen des Profits organisieren die Kapitalisten die Überproduktion unnützer und/oder schädlicher Waren, während mehr als 3 Milliarden Bewohner des Planeten, nahezu die Hälfte der Menschheit, mit weniger als einem Euro täglich auskommen müssen. Eine Milliarde Menschen leben in Slums und 970 Millionen leiden an Unterernährung. Nach dem Leiter der FAO (Welternährungsorganisation der UN) würde die Summe von 20 Milliarden Euro jährlich in einem Zeitraum von 15 Jahren ausreichen, um die Nahrungsmittelversorgung sicher zu stellen, während stattdessen Tausende Milliarden Dollars verschwendet werden, um den Spekulanten unter die Arme zu greifen.

Die Konzentration der Treibhausgase hat schon zu einer Klimaerwärmung mit weiterhin steigender Tendenz geführt. Mittlerweile stellen die Prognosen einen Aufschrei dar: Bald schon können Entwicklungen unumkehrbar sein, können unmöglich zu regulieren sein, und schon heute verspüren wir die Folgen, die sich noch verschlimmern werden:  Überschwemmungen für die Einen, Dürren für die Anderen, verheerende Stürme, Umwälzungen und Verschwinden einer zunehmenden Zahl lebender Arten, Zerstörung der Artenvielfalt, Landwirtschaftskrisen. Der Produktivismus führt durch die Vergiftung der Luft, des Wassers und der Nahrungsmittel zu einer Verschlechterung der Gesundheit der Bevölkerung.

Die bloße Existenz von Millionen ist unmittelbar bedroht, an erster Stelle die der Ärmsten, die doch am wenigsten für die Treibhausgasemissionen können. Das kann zu massiven Migrationsbewegungen führen.
Die zivile Nutzung der Kernenergie, als Energiealternative aufgedrängt, wie ihre militärische Nutzung bilden Bedrohungen für die Umwelt, für Gesundheit und Sicherheit der Lohnabhängigen, der Bevölkerung und zukünftiger Generationen.

Diese Feststellungen allein reichen schon aus, sich das Ausmaß der sozialen und ökologischen Kosten der kapitalistischen Ordnung der Welt auszumalen, in der sogar die Spekulation mit Verschmutzungsrechten legalisiert ist. Sie reichen auch, um den Diskurs der Anhänger des Systems zu entwerten, der darin besteht, zu erwägen, dass der Fortschritt durch viele kleine Schritte eine allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen und eine Verminderung von Ungleichheit hervorbrächten. Im Gegenteil: Sogar in der Wachstumsperiode explodieren die Ungleichheiten.

In Frankreich besitzen die reichsten 10% der Einwohner 46% des landesweiten Vermögens, während nach der amtlichen Statistik fast 7,9 Millionen im Jahr 2006 unter der Armutsgrenze lebten, d.h. mit weniger als 880 Euro im Monat. In den letzten 20 Jahren haben die Ungleichheiten und die Zahl der Armen in zwei Dritteln der OECD-Länder zugenommen.

Die Profitlogik ist nicht von der Vermarktung aller menschlichen Aktivitäten zu trennen (namentlich bei öffentlichen Dienstleistungen durch das GATS). (GATS: General Agreement on Traffic and Services – Allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen, ein Vertragswerk der Welthandelsorganisation mit dem Ziel grenzenloser Liberalisierung im Dienstleistungssektor, Anm. d. Ü.) Sie führt zu Standortkonkurrenz, aber auch zur Konkurrenz der Institutionen und  Individuen, was soziale und solidarische Beziehungen zerstört, das Leben der Lohnabhängigen kaputtmacht und Menschen ausgrenzt.

Die Lebensbedingungen verschlechtern sich. Die „Arbeitgeber“ entlassen mit aller Härte und verschärfen damit die Konkurrenz unter den Lohnabhängigen weltweit, mit dem Ziel möglichst niedrige Löhne zu erreichen und das Arbeitsrecht niederzureißen. Die Prekarität explodiert. Es entstehen zunehmend prekäre, scheinselbständige Subunternehmerverhältnisse, die Lohnabhängigen werden in neue soziale Kleinstbereiche zerstreut und die Arbeitswelt zersplittert: Befristet Beschäftigte, Praktikanten, Arbeitslose, Aushilfen, Teilzeitbeschäftigte, Leiharbeiter, Bezieher ergänzender Sozialleistungen usw. Flexibilisierung und Intensivierung der Arbeit erzeugen einen Verfall der Arbeitsbedingungen (Leiden, Unfälle, Berufskrankheiten, Selbstmorde)
Die öffentlichen Dienstleistungen werden zerschlagen, ihre profitabelsten Bereiche privatisiert. Die ständige Suche nach neuen Märkten hat zu einem hinterhältigen und manipulativen Modell auf Basis des Konsums geführt. Das Individuum wird damit der unaufhörlichen Schaffung neuer Reize ausgesetzt, die gleichzeitig Frustration und Abhängigkeit vom System erzeugen.
Die soziale Sicherheit ist auf dem Rückzug. Das Recht auf Rente wird in Frage gestellt. Die Umweltbedingungen versc
hlechtern sich derart, dass die ökologische Katastrophe droht.
Das zügellose Profitstreben einer winzigen Minderheit stellt die Ursache dieser Krise dar.
Der derzeitige Bankrott ist die logische Konsequenz eines bankrotten Systems. Er ist Ergebnis des Widerspruchs zwischen der schrankenlosen Entwicklung des Kredits, der Schuldenwirtschaft einerseits, und dem Markt andererseits, der umso begrenzter ist, als die herrschende Klasse Massenarbeitslosigkeit, Prekarität, Niedriglöhne usw. aufrecht erhält, weil sie nach maximaler Rentabilität strebt.

Dies ist die Logik des Kampfes, den die multinationale, die Finanz-, Handels-, Bank-, und Spekulantenbourgeoisie mit ihren Verbündeten, den Regierungen, den internationalen Institutionen (IWF, WTO, EU, EZB, Weltbank) voller Zynismus führen. So viele Gegner, die national, europaweit und weltweit bekämpft werden müssen. Mit der Entwicklung des Kapitalismus und der Ausdehnung der Marktsphäre über den ganzen Planeten, geht eine noch nie da gewesene ökologische Krise einher. Wenn menschliche Gesellschaften schon wegen eines unvernünftigen Ressourcenverbrauchs Umweltkrisen die Stirn bieten mussten, , so ist es jetzt das erste Mal, dass die Krise derartige Ausmaße annimmt, dass sie mehr oder weniger alle Bewohner des Planeten betrifft und dabei auch die gesellschaftlichen Ungleichheiten verschärft.

Im Rahmen der kapitalistischen Globalisierung, die von einem Weg zum Frieden weit entfernt ist, sind wir Zeugen eines Overkills und der Zuspitzung internationaler Konflikte und Spannungen. Vom Irak bis Georgien, ebenso wie in Afghanistan, Afrika oder Palästina, zwingen die imperialistischen Mächte, darunter Frankreich, den Völkern ihre Herrschaft auf, samt der Kontrolle über Versorgungsquellen, Rohstoffe, Erdöl usw. zum Wohl der Multis, darunter der Rüstungskonzerne. Diese Aggressionspolitik fördert einen Anstieg des Nationalismus, des religiösen Fundamentalismus und der Ideologie sich gegenüber anderen abgrenzender Gemeinschaften, die alle dazu benutzt werden, die Völker auseinander zu bringen.

Deswegen müssen die Antikapitalisten eines Landes vor allem ihre nationalen Kapitalisten und ihren eigenen Staat samt Armee bekämpfen. In diesem Sinne unterstützen wir die Enteignung der französischen Unternehmen, die in unterdrückten Ländern Ressourcen und Arbeitskraft ausbeuten, durch die Lohnabhängigen und die Völker der betroffenen Länder. Und überall dort, wo die französische Armee (oder die anderer imperialistischer Länder) ist, unterstützen wir den Widerstand und die militärische Niederlage der imperialistischen Streitkräfte.
Frieden ist inkompatibel mit diesem System: „Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich, wie die Wolke den Regen“. (Jean Jaurès)
Die Kapitalistenklasse diktiert diese Politik allen Parteien und Regierungen, ob links oder rechts, die sich der Marktwirtschaft anpassen und beugen oder sie sogar preisen, wie sie sich auch den Erfordernissen für den Fortbestand des Ausbeutungssystems anpassen. Diese Politik geht einher mit dem Willen, die Demokratie zu ersticken. Die Bevölkerung hat keine Kontrolle über die Politik. Auch nicht über die Abgeordneten, die diese Politik mit der Komplizenschaft der Medien und derjenigen Presse durchführen, die selbst im Besitz  einiger Großkonzerne ist und im Dienst der herrschenden Ideologie steht.

Die demokratischen Rechte brauchen wir, verteidigen und nutzen wir, um den politischen Kampf zu führen. Es ist unmöglich, den bestehenden Staat und seine Institutionen für einen politischen und sozialen Übergang zu benutzen. Seine an die Verteidigung der Interessen der Bourgeoisie angepassten Organe müssen überwunden werden um neue Institutionen zu gründen, die im Dienste und unter der Kontrolle der Lohnabhängigen und der Bevölkerung stehen. Die Gewalt des Kapitalismus ist auch die Klassenjustiz und die Polizeigewalt. Von der Revolte der Vorstädte zur Unterdrückung der Jugend- oder Arbeiterdemonstrationen, über die Kriminalisierung der Kinder der Menschen ohne Ausweispapiere (sans-papiers) und aller, die gegen das System kämpfen, verteidigen Polizei und Justiz diese unterdrückerische Gesellschaft.
Die Logik des Systems entwertet die Absichten es gesitteter zu gestalten, es zu regulieren oder zu reformieren, zu humanisieren, seien sie ehrlich oder heuchlerisch. Die Logik des Systems trägt selbst dazu bei, die Bedingungen für seine Überwindung herzustellen, für eine revolutionäre Transformation der Gesellschaft, wobei es täglich beweist, wie weit der Wohlstand, die Demokratie und der Frieden mit dem Privateigentum der großen Produktionsmittel unvereinbar sind.
2 – Eine andere Welt ist möglich : der Sozialismus des 21. Jahrhunderts

Die große Mehrheit der Bevölkerung besteht aus Lohnabhängigen, nämlich „Handarbeitern“ und „Kopfarbeitern“: Sie alle haben nichts als ihre Arbeitskraft, um etwas zu erreichen, meistens gegen Lohn, ob sie Beschäftigung haben oder ihrer beraubt sind, ob sie aktiv oder in Rente sind. Die erdrückende Mehrheit der Jugendlichen in Ausbildung, ist dazu bestimmt, Teil dieser ArbeiterInnenklasse zu werden.

Für die Lohnempfänger und die ganze ausgebeutete Bevölkerung gibt es nur eine Lösung: Das bankrotte System bei der Wurzel zu packen. Es gibt keinen „guten“ produktiven Kapitalismus, der dem pervertierten Finanzkapitalismus gegenüberstünde. Industrielles und Finanzkapital haben sich schon seit Langem gegenseitig durchdrungen. Die kapitalistische Globalisierung war die Antwort der Bourgeoisie der entwickelten Länder auf den Fall der Profitrate, der eingetreten ist, als der Nachkriegsboom zu Ende ging.

In den letzten drei Jahrzehnten hat die Arbeitswelt mehr und mehr Einkommen verloren, zum Wohl der Aktionäre. (1982 betrugen die Dividenden 4,4% der Lohnsumme, heute sind es 12,4%) Deswegen ist es immer schwieriger für die Kapitalisten, für ihre Produkte kaufkräftige Nachfrage zu finden. Diese Situation hat sie dazu gedrängt, mit immer mehr Kapitalien zu spekulieren, was die natürliche Tendenz des Kapitalismus zum Geldmarktverschärft.

Die Perspektive einer hypothetischen Rückkehr zu einem „menschlicheren“ Kapitalismus ist völlig unrealistisch. Die Periode der „glorreichen“ dreißig Jahr nach dem II. Weltkrieg steckt fest in den Köpfen als eine, in der die Anmaßungen der Bosse sich im Rahmen hielten und begrenzt waren. Aber das war Ausfluss vor allem eines Kräfteverhältnisses, das durch große Klassenkämpfe und Revolutionen hergestellt worden war. Und das, ohne in Rechnung zu stellen, dass es dafür nötig war, die Leiden der großen Depression der 30er Jahre und die Schrecken von Faschismus und Krieg zu durchleben.

Die Krise zu beenden schließt ein, die Ausbeutung zu beenden, also das Privateigentum an den grundlegenden Kommunikations-, Handels- und Produktionsmitten, die deren Grundlage bilden. Das Finanzsystem, die lebenswichtigen Dienstleistungen und die großen Unternehmen müssen unter die Kontrolle der Lohnabhängigen und der Bevölkerung gestellt werden, die sie übernehmen und ihre Geschäftsführung im Rahmen einer demokratischen Planung sicherstellen. Von der Aneignung und dem Besitz der Kapitalisten befreit,
können Produktion und Verteilung der Reichtümer der gesamten Gesellschaft zugute kommen. Ernährung, Heizung, Wohnung, Pflege, Erziehung, Bildung und Verkehr: Das sind grundlegende Bedürfnisse, die für alle garantiert sein müssen.
Sozialismus, Ökosozialismus, ist die Macht der Lohnabhängigen in allen Bereichen und auf allen Ebenen des sozialen, wirtschaftlichen und politischen Lebens. Er ist die Demokratie der assoziierten Produzenten, die frei und souverän entscheiden, was, wie und zu welchen Zwecken produziert wird. Eine solche Reorganisation der Wirtschaft erfordert zuerst einmal ein Emanzipationsniveau der Arbeit. Das ist unverzichtbar, damit die Kollektive der Arbeitenden und Staatsbürger sich tatsächlich um die Unternehmensführung und die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten kümmern können. Eine massive Arbeitszeitverkürzung, möglich durch die technischen Fortschritte, ermöglicht dies. Nebenbei wird damit die Arbeitslosigkeit abgeschafft und die notwendige Arbeit auf alle verteilt.


Ohne sich der Illusion hinzugeben, eine Gesellschaft frei von Ausbeutung und Unterdrückung könne alle Krankheiten, Pflegebedürftigkeit oder Gesundheitsprobleme vermeiden, besteht das Recht auf Gesundheit, für das wir streiten, vor allem darin, die Ursachen zu verhüten, die zu einem schlechten Gesundheitszustand führen, die verbunden sind mit einer Gesellschaft, die auf Streben nach Maximalprofit gegründet ist: Arbeitsunfälle, Arbeitsstress, Giftstoffe, schlechte Nahrungsmittel, Umweltverschmutzung …

Wie jede menschliche Produktion sind auch die künstlerischen und kulturellen Produktionen nicht autonom. Sie sind von politischen und ideologischen Spannungen durchdrungen. Eine radikale, zusammenhängende und ernsthafte Kritik des kapitalistischen Systems, kann nicht ohne radikale Kritik von Kunst, Kultur und Medien geübt werden, da sie Schloss und Riegel der herrschenden Ideologie darstellen und damit ein wichtiges Hindernis für die Emanzipation aller. Die vom Kapitalismus befreite Gesellschaft garantiert für alle den Zugang zu diesen Produktionen und macht mit ihrer Vermarktung Schluss. Die demokratische Wiederaneignung der Medien, der Kunst und der Kultur ist eine erstrangige Herausforderung.

Sozialismus hat offensichtlich nichts mit der prokapitalistischen Politik der sozial-liberalen Formationen zu tun, wie in Frankreich der „sozialistisch“ genannten Partei. Zudem stellt er sich grundsätzlich gegen bürokratische Diktaturen, wie in der ehemaligen UdSSR und China, die den Begriff usurpiert haben, während sie diejenigen Ausbeutungs- und Unterdrückungsmechanismen reproduzierten, die sie vorgeblich bekämpften, und die die schlimmsten Auswüchse des Produktivismus förderten. Wir wollen zur Selbstorganisation voranschreiten sowie zur demokratischen Selbstverwaltung der Gesellschaft. Das schließt die breitestmögliche Freiheit der politischen, gewerkschaftlichen und sozialen Organisation und Ausdrucksmöglichkeiten ein. Die demokratischen Freiheiten, die im Kapitalismus errungen werden konnten, werden konsolidiert und entwickelt. Der Sozialismus ist die ausgedehnteste und realste Herrschaft der Demokratie.

So wie es keinen guten produktiven Kapitalismus gibt, kann es keinen guten „grünen Kapitalismus“ geben. Weil nur der Bruch mit dem Kapitalismus demokratische und vernünftige wirtschaftliche Entscheidungen ermöglicht, ist er eine notwendige Bedingung, um die ökologische Krise zu stoppen, deren katastrophale Auswirkungen sich vervielfältigen. Im Rahmen einer neuen Gesellschaftsordnung, deren Ziel der soziale Nutzen und nicht länger der Profit ist, entscheiden die autonomen und verantwortlichen Produzenten und Staatsbürger über wirtschaftliche Aktivitäten, die der Gemeinschaft zugute kommen und wehren diejenigen ab, die die Bevölkerungen und ihre Umwelt gefährden. Der Sozialismus, den wir wollen, schlägt keinesfalls eine unbegrenzte Entwicklung der Produktion vor, sondern im Gegenteil, er gründet auf der ökologischen Befriedigung sozialer Bedürfnisse: Er ist ein Ökosozialismus. Allein eine Gesellschaft, die von der Diktatur des Kapitals befreit ist, wird in der Lage sein, Mensch und Natur in Einklang zu bringen.

Wir wollen ein kollektives Organisationssystem errichten, dass die individuelle Entfaltung aller fördert und ermutigt. „Eine Assoziation worin die freie Entwicklung eines Jeden die Bedingung für die freie Entwicklung Aller ist“. (aus dem Kommunistischen Manifest von Marx und Engels, 1848), worin der Mensch als Zweck an sich und nicht länger als Mittel betrachtet wird. Das kapitalistische System stützt sich auf eine Gesamtheit von Herrschaftsnormen und auf die Hierarchisierung der Bevölkerung. So werden Minderheiten mit moralischem Druck, Stigmatisierung, Zurückweisung wie moralischer, verbaler und physischer Gewalt konfrontiert, wenn sie sich diesen Normen widersetzen und sich an die vorgegebene Ordnung nicht anpassen. Der Sozialismus bedeutet das Ende aller Unterdrückung, aller Diskriminierung und des Rassismus. Er bedeutet Respekt vor den Kulturen, den Sprachen, den sexuellen Orientierungen, philosophischen oder religiösen Überzeugungen und die Trennung von Religion und öffentlichen Angelegenheiten.
Insbesondere bedeutet er das Ende der spezifischen Frauenunterdrückung, die dem Kapitalismus zwar vorangeht, die dieser jedoch für seine eigenen Zwecke integriert und instrumentalisiert hat. Man findet diese Unterdrückung in allen Bereichen der Gesellschaft und in allen sozialen Schichten in unterschiedlichen Formen. Die Unterdrückung der Frauen verbindet sich mit anderen Arten der Herrschaft: Der Ausbeutung, dem Rassismus oder der Gewalt gegen alle, die nicht den hetero-sexistischen Normen entsprechen. Kein Menschenwesen kann frei sein, solange die Hälfte der Menschheit in untergeordneter Stellung bleibt, Opfer der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, der Diskriminierung im Unternehmen oder im politischen Leben, der Doppelbelastung, der patriarchalischen Familie, der häuslichen Gewalt, der Gewalt bei der Arbeit, auf der Straße usw. Der Kampf der Frauen gegen ihre Unterdrückung ist ein wesentlicher Aspekt des Kampfes gegen die kapitalistische Herrschaft. Es gibt keinen Sozialismus ohne vollständige Befreiung der Frau. Und die Frauenbefreiung, insbesondere in den unteren Schichten, braucht das Ende der Herrschaft des Profits und eine neue Gesellschaft, die auf der Befriedigung der sozialen Bedürfnisse beruht.

Der Sozialismus ist notwendigerweise internationalistisch. Er bedeutet das Ende der untergeordneten und ausbeuterischen Beziehungen, wie sie auch das neokoloniale Frankreich mit Afrika, den Überseedepartements und anderswo unterhält. Er erkennt die Selbstbestimmung der Völker an, ebenso wie die Nahrungsmittelsouveränität, Zugang zu Wasser, d.h. das Recht aller Völker, über ihre Zukunft selber zu entscheiden. Er unterstützt die nationalen Befreiungskämpfe unterdrückter Völker, beginnend mit den letzten französischen Kolonien. Wir wissen auch, dass er nicht errichtet werden kann, indem er innerhalb der französischen Grenzen verbleibt. Jeder antikapitalistische Sieg in Frankreich oder einem Nachbarland wäre unmittelbar prädestiniert dafür, sich in Europa und darüber hinaus in die ganze Welt auszubreiten.
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3 – Unser Leben, nicht ihre Profite
Mit unseren Bestrebungen wollen wir auf die dringenden öko
logischen, demokratischen und sozialen Herausforderungen antworten.
Es ist kein Minimalprogramm zum Sparpreis, sondern eine Reihe Zielsetzungen für die Mobilisierung, Maßnahmen, die das System in Frage stellen und den Sozialismus, den wir wollen, vorbereiten.

Wir treten für ein Sofortprogramm ein, das als Reaktion auf die unmittelbaren Notwendigkeiten das kapitalistische Eigentum an Produktionsmitteln in Frage stellt, das Kapital und seinen Profit angreift, um die Löhne, Renten und Sozialleistungen zu erhöhen, damit die Bedürfnisse der Bevölkerung befriedigt werden.

Das Programm besteht auf der sozialen Aneignung des Arbeitsprodukts durch die entschädigungslose Enteignung der großen Kapitalistengruppen, beginnend bei denen des CAC 40 (französische Entsprechung des DAX, Anm. d. Ü.), den grundlegenden Branchen und Dienstleistungen unter der Kontrolle der Lohnabhängigen und der Bevölkerung.

Bestimmte Bereiche müssen als weltweite, öffentliche Güter betrachtet werden: Gesundheit, Bildung, Wasser, Energie, Verkehr, Post, Telekommunikation, Versorgung in Kindheit und Alter. Sie müssen öffentliche Dienstleistungen sein, geführt und kontrolliert von den Lohnabhängigen und den Verbrauchern, mit dem einzigen Zweck, die Gesamtheit der sozialen Bedürfnisse für alle zu befriedigen, bei gleichem Zugang und bei gleicher Leistung.

Arbeit ist keine Ware. Die Lohnabhängigen sind keine anzupassenden Variablen. Entlassungen müssen bei Strafe der entschädigungslosen Enteignung verboten werden. Der Lohn muss in Zeiten der Krankheit, Arbeitslosigkeit, Rente oder Ausbildung aufrechterhalten werden, dank uneingeschränkter sozialer Sicherung.

Für uns macht die Demokratie nicht am Firmeneingang Halt. Es obliegt den Lohnabhängigen, ihre Bedingungen und ihre Arbeitsorganisation zu bestimmen.

Die Arbeit, wie sie heutzutage organisiert ist, verbraucht und schädigt die Gesundheit der Lohnabhängigen. Die Massenarbeitslosigkeit nützt nur den Bossen: Arbeitszeitverkürzung und Verteilung der Arbeit, bis zur Abschaffung der Arbeitslosigkeit.

Ökologie, Feminismus, der Kampf der sexuellen Minderheiten (LGBTI), Kampf gegen alle Formen der Diskriminierung und Unterdrückung, gegen die Ausgrenzung Behinderter und Kranker, für die Solidarität der Generationen: Das alles sind keine Haltungen mit zweitrangigem Stellenwert, sondern bilden das Herzstück unseres Projekts.

Die drängenden ökologischen Probleme bedeuten, den Gedanken einer unbegrenzten und zerstörerischen Ausdehnung der Herrschaft des Menschen über die Natur und damit aller Art des Produktivismus zurückzuweisen. In den Fragen des Klimas, der Energie und der Ernährung ist eine demokratische Planung nötig, um die Logik der Zerstörung des Planeten umzukehren. Im Widerspruch zur gegenwärtigen Produktions- und Konsumptionsweise schlagen wir einen Standortwechsel der Wirtschaft und eine Neuverteilung der Reichtümer vor, ebenso wie eine Verminderung des Verbrauchs nicht erneuerbarer Ressourcen und die Infragestellung der Energie verschlingenden, unnützen, verschmutzenden oder gefährlichen Sektoren, allen voran der Kernenergie.
Wasser, Luft, Erde und alles Lebendige sind nicht privatisierbare Gemeinschaftsgüter.

Die Verfügungsgewalt über ihren Verbrauch muss im Mittelpunkt unserer Sorge stehen.

Deswegen müssen Verkehrsmittel sowie Wasser- und Energieversorgung von öffentlichen Diensten bewirtschaftet und  von Lohnabhängigen und Verbrauchern kontrolliert werden, um die sozialen Bedürfnisse zu befriedigen und Ressourcen und die Umwelt zu erhalten.

Wir kämpfen für einen schnellen Atomausstieg.

Die Landwirtschaft ist den Verwüstungen des Kapitalismus nicht entkommen. Überall in der Welt sind die Bauern den Profiten des Agrarbusiness und der Agrarspekulanten geopfert worden.

Es ist dringlich, die Nahrungsmittelhoheit zu etablieren, der Landwirtschaft ihren Sinn zur Herstellung guter, gesunder Nahrungsmittel wieder zu geben, eingerichtet mit Respekt vor der Erde und dem ländlichen Raum.

Die Erhaltung einer zahlenmäßig bedeutsamen Bauernschaft, die von ihrer Arbeit auf einem lebendigen Land lebt, unterstützt die Wiederherstellung des sozialen Netzwerks im ländlichen Milieu.

Die NPA stellt sich gegen jede Herstellung gentechnisch veränderter Organismen.

Die kapitalistische Unterdrückung ist besonders in den Stadteilen gegenwärtig, wo benachteiligte Bewohner konzentriert sind, oft Immigranten, Diskriminierte, Stigmatisierte, Opfer der Polizeigewalt und nicht nur Jugendliche.

Der unbeugsame Kampf gegen alle Formen von Sexismus, Ungleichheit und Gewalt gegen Frauen, für das Recht der Frauen, über ihren Körper zu verfügen (Abtreibung und Verhütungsmittel frei und umsonst), für die Entwicklung guter öffentlicher Dienste, für eine Organisation der Gesellschaft, die die Frauenunterdrückung und traditionelle Aufgabenteilung bekämpft, ist integraler Bestandteil unseres Programms. Nur die Selbstorganisation der Frauen für ihre Rechte, in einer mehr oder weniger konflikthaften Konvergenz mit den unterschiedlichen sozialen Bewegungen, kann eine Gesellschaft fördern und vorbereiten, die die männliche Herrschaft loswird. Nichtsdestotrotz kann man unterstellen, dass der Kampf der Frauen um ihre Emanzipation, der schon mehrere Jahrhunderte durchschritten hat, noch gut einige Tage vor sich hat, auch im Rahmen einer sozialistischen Gesellschaft.

Auf allen Ebenen der Partei, haben die Frauen stets die Möglichkeit, sich in nicht gemischter Weise zu treffen, wenn sie es für nützlich halten. Diese Art punktueller oder regelmäßiger Treffen kann ein wichtiges Werkzeug für die Entwicklung einer antisexistischen Kultur in der Partei sein.

Wir kämpfen kompromisslos gegen die Unterdrückung, Diskriminierung und Gewalt gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Intersexuelle. Wir fordern die völlige Gleichberechtigung der sexuellen Minderheiten.
Diese Unterdrückung drückt den Hass gegen Sexualitäten und Identitäten aus, die nicht mit den heterosexuellen Normen übereinstimmen.

Wir kämpfen gegen die Diskriminierung Behinderter im gesellschaftlichen Leben. Sie müssen Zugang zur Arbeit, zur Schule, zur Ausbildung, zur Wohnung, zu öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Betreuung und zur Kultur haben.
Wir bekräftigen unser Festhalten an der strikten Trennung von Kirche und Staat.

Wir treten für den kostenlosen Zugang zu Wissen, Ausbildung und konfessionsfreier Erziehung für alle Jugendlichen ein. Aber wir prangern ein ungeeignetes Erziehungs- und Bildungssystem an, dass darauf abzielt, die Reproduktion der sozialen Klassen ideologisch zu rechtfertigen und abzusichern.

Der Zugang zur Bildung als emanzipatorischer Faktor beschränkt sich nicht darauf, die Mittel zu erhöhen, noch lässt er sich durch abstrakte Rechte dekretieren. Um effektiv zu sein, muss er auch von der Möglichkeit begleitet sein, dass alle
, gleich welchen Alters, die Studien in jedem Fachgebiet für das sie sich interessieren, betreiben können. Und alle müssen von den finanziellen Zwängen befreit sein, die die Freiheit, die Studien zu betreiben oder wieder aufzunehmen, beeinträchtigen.

Wir bekennen uns zu den so genannten Minderheitssprachen und zur Verwirklichung einer Politik, die auf ihren Schutz und ihre Entwicklung zielt.

Wir bekämpfen die Unterdrückung der Jugend, in der Familie und im Arbeitsleben. Jugendliche Lohnabhängige erleiden die Geißel des phänomenalen Höhenflugs der prekären Beschäftigung (Befristete Arbeitsverträge, Aushilfsjobs, unbezahlte Praktika, Teilzeitarbeit, Arbeitslosigkeit). Diese Situation ist ein wahrer Glücksfall für die Unternehmen, die eine Arbeitskraft zu ihrer Verfügung vorfinden, die bereit ist, alle Arbeitsbedingungen und jedes Entgelt zu akzeptieren, als Konsequenz eines für die Bosse günstigen Kräfteverhältnisses.

Wir prangern die Stigmatisierung und Diskriminierung an, deren Opfer die Jugendlichen aus den benachteiligten Stadtvierteln sind, oder die Immigrantenkinder, ausersehen als Verantwortliche für alle Übel.

Den Rassismus loszuwerden erfordert, dass die Mobilisierungen gegen alle Formen des Rassismus, der Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung die daraus erwachsen, auf der Höhe des im Herzen der Gesellschaft ausgeschwitzten Giftes sind. Rechtsgleichheit zwischen Franzosen und Immigranten, darunter Wahlrecht, Freizügigkeit, Niederlassungsfreiheit und Recht auf Einbürgerung für alle Papierlosen.

Die Lebensweise der Nomaden muss anerkannt und akzeptiert werden. Freizügigkeit und Wahlrecht müssen gesichert sein.
Die NPA unterstützt alle Formen der Selbstorganisation Unterdrückter, die sich aufgrund einer gemeinsamen Unterdrückung vereinigen, um sie zu bekämpfen, bis sie verschwunden ist. Gleich ob diese Unterdrückung rassistisch sexistisch, schwulen- und lesbenfeindlich oder fremdenfeindlich ist.

Antirassismus ist auch die Vermittlung der Geschichte der Kolonialvölker und ihres Widerstandes.

Neben den anderen Formen der Unterdrückung und Ausbeutung, ist die NPA radikal antikolonialistisch, angefangen beim französischen, der weiter in den letzten unmittelbaren Kolonien wütet, die die Mächtigen offiziell „überseeische Departements“ und „Überseegebiete“ nennen (DOM-TOM) Die NPA unterstützt das bedingungslose Recht auf Selbstbestimmung der Völker dieser Kolonien. Sie unterstützt rückhaltlos die Kämpfe um die nationale Befreiung der betroffenen Völker. Sie entwickelt enge solidarische Beziehungen, auf der Basis von Respekt und Gleichheit, insbesondere mit den Genossen, mit denen sie die wesentlichen Werte für die Befreiung der Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung teilt.

Unser Programm enthält auch radikal-demokratische Forderungen, die sich gegen die Exzesse und Gewaltausbrüche der Repressionsorgane (Polizei, Justiz, Gefängnisse, Militär …) und gegen die Sicherheits- und Strafvollzugspolitik, die die Armut und soziale Bewegungen kriminalisieren, richten, und gegen die wachsende Konsequenz der Überwachung, Kontrolle und öffentlichen Aufsicht.

Wir wollen Schluss machen mit den antidemokratischen Institutionen der Fünften Republik (Anm. d. Übers.: Absetzbarkeit der Gewählten, proportionale Repräsentation in den Versammlungen …) (Fünfte Republik: Die französische Republik seit 1958, mit starker Stellung des Präsidenten, u. a. dessen Recht, das Parlament aufzulösen, sowie stark begrenzten Befugnissen des Parlaments)
Selbstverständlich reihen sich die Maßnahmen, die eine Regierung des Bruchs ergreifen würde, in die Mobilisierungen für ein anderes Europa ein, mit dem vollständigen Bruch mit den Institutionen der Europäischen Union, für ein Europa, das zum Ziel hat, die sozialen Bedürfnisse der Einwohner zu befriedigen, und mit dem Ehrgeiz, die Nord-Süd-Beziehungen radikal zu ändern.
Kämpfe und Mobilisierungen im internationalen Maßstab zu entwickeln, ist um so nötiger, als die Kapitalisten mit einer ganzen Reihe von Institutionen schon international organisiert sind, die eine wachsende Rolle gegen die Interessen der Lohnabhängigen spielen: Europäische Zentralbank, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Internationaler Währungsfond, Weltbank, Welthandelsorganisation, NATO …

Wir wollen mit diesen internationalen Institutionen Schluss machen.

Um den Lauf der Geschichte zu ändern, muss die Mehrheit der Bevölkerung, das Proletariat und die unteren Gesellschaftsschichten in ihrer Vielfalt sich ihrer Kraft bewusst werden und sich am Arbeitsplatz oder im Stadtteil organisieren, in einer Gewerkschaft, einer Bürgerinitiative oder sozialen Bewegung, ebenso wie auf politischer Ebene, um ihre demokratischen Rechte geltend zu machen. In all diesen Strukturen setzen sich die Aktivisten der NPA für die Förderung der Einheit im antikapitalistischen Kampf ein. Und das, in dem sie gewissenhaft die Unabhängigkeit dieser Strukturen respektieren.

In der sozialen Bewegung schreitet die Bewusstwerdung voran, nimmt der Gedanke einer neuen Welt Gestalt an, stellt die Befriedigung der Forderungen des Volkes die Frage danach, wer die Gesellschaft führen soll. Das Zusammenspiel dieser Forderungen stellt die Frage nach der Kontrolle der Lohnabhängigen und des Volkes über die Entwicklungsrichtung der Unternehmen und der Gesellschaft.

Wir sind für die größtmögliche Einheit der Mobilisierungen, die alle politischen, gewerkschaftlichen und in Bürgerinitiativen organisierten Strömungen der sozialen Bewegung zusammenführen.

Darin treten wir für das Prinzip der Selbstorganisation ein: Es ist grundlegend, dass diejenigen, die handeln, auch über die Orientierung, die Kampfformen und ihre Ausrichtung entscheiden.

Mit der Entwicklung und Verallgemeinerung der Kämpfe und lang andauernder Generalstreiks können die Angriffe abgewehrt und Forderungen durchgesetzt werden. Das aus den Mobilisierungen entstandene Kräfteverhältnis kann die Errichtung einer Regierung ermöglichen, die radikale Maßnahmen ergreift, mit dem System bricht und eine revolutionäre Umwälzung der Gesellschaft beginnt.
Schluss zu machen mit dem Kapitalismus erfordert sowohl eine lang andauernde Kraftprobe, als auch die Kraft der großen Zahl der Kämpfenden, und den Bruch mit dem Staat und den Institutionen, mit denen er sich ausgestattet hat, und mit den Europäischen und weltweiten Institutionen im Dienst der herrschenden Klassen.
4 – Sich organisieren, handeln, Politik machen: Eine Partei für die Emanzipation
Die Partei ist ein kollektiver Rahmen zur Ausarbeitung und Aktion, der diejenigen versammelt, die sich frei dazu entschlossen haben, sich für ein gemeinsames gesellschaftliches Projekt zu vereinigen. Wenn wir beschließen, uns als Partei aufzubauen, hat das den Zweck, in zusammenhängender, strukturierter und nützlicher Weise zu handeln. Ohne uns an die Stelle der sozialen Kämpfe zu setzen, müssen wir sie ansto
ßen, daran mit ganzer Kraft teilnehmen, darin unsere Ideen einbringen und unsere Aktionsvorschläge machen, weil wir wissen, dass nur durch die breitestmögliche Mobilisierung die kapitalistische Offensive gestoppt werden kann und Fortschritte auf sozialem, demokratischem und ökologischem Gebiet durchgesetzt werden können, um einen Weg zum Sozialismus zu eröffnen.

Die Parteien der etablierten Linken (Kommunistische und Sozialistische Partei) und ihre Grünen Verbündeten haben schon lange diese Perspektive aufgegeben. Sie sind sozialistisch oder kommunistisch nur mehr dem Namen nach. Die Grünen haben ihre ökologischen Ambitionen verramscht.

An der Macht, kehrt die etablierte Linke, dominiert von der Sozialistischen Partei, dem Bestreben des Volkes den Rücken zu.
In der Opposition organisiert sie nicht die Gegenoffensive gegen die Angriffe der Rechten und „Arbeitgeber“.
Versunken in der Krise und mit unaufhörlichen Stimmenverlusten bei Wahlen, lässt sich die Kommunistische Partei immer mehr zum Satelliten der Sozialistischen Partei machen. Dennoch existiert in dieser Partei noch eine aktive Kraft, die wir in gewissen Kämpfen an unserer Seite wiederfinden.

Gegenüber der außergewöhnlichen Krise des Kapitalismus können die politischen Antworten dieser Linken, die sich weigert, mit dem System zu brechen, nicht auf der Höhe der Herausforderungen sein.

Diese Strömungen bieten weder ein emanzipatorisches noch hoffnungsvolles Projekt an, deswegen gehen sie zurück.
Die gegenwärtige Krise rückt diese Erscheinung ins rechte Licht, aber sie ist nicht konjunkturell. Sie verweist auf tiefer liegende Ursachen: Weil sie sich dem Neoliberalismus bis zur Übernahme seiner Thesen angepasst hat, weil ihre Führung sich nicht mehr von der herrschenden Klasse unterscheidet, hat die Sozialistische Partei sogar auf eine fortschrittliche Reformpolitik im Rahmen des Systems verzichtet.

Die dem Kapitalismus innewohnenden Widersprüche machen die Alternative offensichtlich: Sich der Minderheit der Privilegierten zu unterwerfen oder mit ihr zu brechen.

Innerhalb dieser Parteien der etablierten Linken und um sie herum gib es viele Menschen, die nicht darauf verzichtet haben, die Gesellschaft radikal zu ändern.

Mit ihnen, wie der Gesamtheit der Lohnabhängigen, wollen wir auf anderer Grundlage, im Bruch mit den Kapitulationen und Verleugnungen dieser Linken, eine neue politische Vertretung der Ausgebeuteten aufbauen, eine neue antikapitalistische Partei, eine Partei, die dieses System bis zu Ende bekämpft, eine Partei für die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft.
Eine Partei ist kein Zweck an sich. Sie ist ein Werkzeug, um sich zusammenzuschließen und Effektivität im gemeinsamen Kampf zu gewinnen

Zwei komplementäre Aufgaben kombinieren sich: 1. Die sozialen Kämpfe zu entwickeln und zwar durch den koordinierten Aufbau einer Massen- und Klassengewerkschaft, die sich der Kollaboration der Führung der jetzigen Gewerkschaften entgegenstellt, die Fahnenflucht begehen, sowie durch die Beteiligung an Organisationsformen der sozialen Bewegung. 2. Eine politische Partei aufzubauen, um für ein umfassendes Emanzipationsprogramm einzutreten.

Wir wollen, dass die NPA vollkommen demokratisch ist, als Ebenbild der Gesellschaft, die wir wollen. Das setzt voraus, dass alle ihren Platz finden, welches auch das Niveau des Engagements sei. Das setzt voraus, dass wir gleiche Entscheidungsbefugnisse haben, dass die Führungsebenen klar beauftragt werden, ordnungsgemäß kontrolliert und abrufbar, dass politische Bildung organisiert wird, dass die Pluralität der Standpunkte garantiert wird, ebenso wie das Recht der Mehrheit, für das Ganze zu handeln.
Das setzt auch voraus, dass unsere Partei ein permanenter Ausbildungsort aller Aktivisten ist, ein Ort der Volksbildung, der einen Vorgeschmack auf die Gesellschaft gibt, die wir aufbauen wollen. Das setzt schließlich voraus, dass unsere Partei ein Ort der Solidarität ist.

Wir ziehen die Lehren aus der Vergangenheit und bekämpfen den Bürokratisierungsprozess, der das Krebsgeschwür der Emanzipationsbewegungen ist. Und unsere Wachsamkeit beginnt damit, sich innerhalb der NPA zu üben.

Wir wollen, dass die NPA effektiv ist, nützlich vom ersten Augenblick an, gegenwärtig im ganzen Land, in den armen Stadtvierteln, nützlich für den Widerstand und den Kampf in den Unternehmen, an der Spitze des Kampfes der Jugend, dessen Dynamik sich oft als wertvoll erweist, um den Kampf der Lohnabhängigen mitzureißen.

Wir beteiligen uns an den Kämpfen für sofortige Reformen, und unsere politischen Antworten gehen von den Realitäten aus, von dem was alle täglich erleben. Sie skizzieren gleichzeitig die Umrisse der Gesellschaft, die wir wollen, gegründet auf die Befriedigung der sozialen Bedürfnisse. Sie setzen somit den Bruch mit dem Kapitalismus und dem „Alles ist Ware“ voraus.

Wir beteiligen uns an Wahlen, um für unsere Gedanken einzutreten, um sehr breit die Einwohner um unser Programm zu versammeln. Wir treten für die uneingeschränkte anteilige Vertretung ein und verlangen eine Anzahl Gewählter, die unserem Gewicht in der Gesellschaft entspricht.

Vom Gemeinderat bis zum Parlament, unterstützen wir alle Maßnahmen, die die Situation der Lohnabhängigen verbessern, ebenso wie die demokratischen Rechte und den Respekt vor der Umwelt. Wir tragen zu ihrer Umsetzung bei, wenn die Wähler uns dafür die Verantwortung geben. Aber wir bleiben dem Warum unserer Kämpfe treu und beteiligen uns an keiner Koalition, die im Widerspruch zu diesem Kampf steht.

Unsere Abgeordneten weigern sich, das System mit zu verwalten. Sie stellen sich hartnäckig gegen antisoziale Maßnahmen und verteidigen mit Klauen und Zähnen, unabhängig von den sozial-liberalen oder rechten Mehrheiten, die Interessen der Lohnabhängigen und der Bevölkerung.

Auf nationaler Ebene bedeutet die Anwendung eines solchen Programms die Konfrontation mit den herrschenden Klassen und bräuchte eine riesige Volksmobilisierung, die dazu geeignet ist, neue Formen der Macht auftauchen zu lassen, die einer antikapitalistischen Regierung die Mittel verschaffen würde, ihre Politik umzusetzen.

Eine Klassenherrschaft kann nicht durch Reformen beseitigt werden. Die Kämpfe können sie zügeln, ihnen fortschrittliche Maßnahmen für die Volksklassen entreißen, aber sie nicht abschaffen. 1789 ist die Herrschaft der privilegierten Klassen des Ancien Régime nicht durch Reformen beseitigt worden. Es brauchte eine Revolution, um sie abzuschaffen. Es wird eine Revolution brauchen, um den Kapitalismus zu stürzen.


Das bedeutet notwendigerweise eine Änderung der sozialen und institutionellen Eigentumsbeziehungen, die auf alle Aspekte des sozialen Lebens ausstrahlt. Unsere Vorgehensweise, mit der wir das erreichen wollen, stützt sich ganz allein auf die Mobilisierung der Mehrheit. Wir erklären ganz offen im Voraus, dass wir versuchen werden, die Selbstverteidigung der Lohnabhängigen zu organisieren, damit der Militärputsch und die massive Repression, wie sie 1973 (am
11. September, Anm. d. Ü.) in Chile stattfanden, sich nicht wiederholen. „Die Befreiung der Arbeiterklasse wird das Werk der Arbeiter selbst sein“ (Marx im Kommunistischen Manifest), das bleibt unser Kompass. Allgemein sind es die Kräfte der Reaktion, die Gewalt ausüben. Unsere Wahl ist die der Zahl, Kampfformen, die die Forderungen beliebt und legitim machen, ohne zu zögern, den engstirnigen Rahmen der Legalität zu verlassen, um Genugtuung zu erlangen, indem die Streikposten fest stehen, indem leer stehende Wohnungen besetzt werden, indem gejagte Papierlose versteckt werden, durch Ungehorsam gegenüber dem Unerträglichen.

Das Ziel unserer Partei ist nicht, selbst und für sich die Macht zu ergreifen. Wir kämpfen schon von jetzt an und überall für die Selbstorganisation der Kämpfe, um die Umwälzung der kapitalistischen Gesellschaft und die Arbeiterselbstverwaltung vorzubereiten.
Wir wollen, dass die NPA das Beste des Erbes aller, die seit zwei Jahrhunderten dem System die Stirn geboten haben, belebt, das Erbe des Klassenkampfes, der sozialistischen, kommunistischen, libertären, revolutionären Traditionen.

Eine Partei, die das Erbe der demokratischen und antifaschistischen Kämpfe übernimmt. Eine Partei, die das Gedächtnis der Kämpfe gegen autoritäre und bürokratische Abweichungen bewahrt, die die emanzipatorischen Hoffnungen getrübt haben. Eine Partei, die sich aus dem Feminismus, dem Antikolonialismus und dem Antirassismus speist, wie aus den Kämpfen gegen alle Diskriminierungen. Eine Partei, die der radikalen ökologischen Politik eine klare antikapitalistische, und dem Antikapitalismus eine klare ökologische Färbung verleiht. Eine Partei bedacht auf die individuellen Bestrebungen nach Anerkennung und Kreativität angesichts der kommerziellen Uniformität des Alltagslebens.

Diese antikapitalistische Partei, die wir aufbauen, reiht sich in die Kontinuität all derer ein, die versucht haben, ob mit oder ohne Erfolg, die etablierte Ordnung umzuwerfen oder der Unterdrückung zu widerstehen.

Diese Partei trägt die Hoffnung auf eine von Ausbeutung und Unterdrückung befreiten Gesellschaft in sich. Wenn der Gang der Geschichte sich beschleunigt, die Regierungen ihre Legitimation verlieren, breite Volksschichten die Geduld verlieren, wie im Juni 1936 oder im Mai 1968, wollen wir die Partei aufbauen, die die Chancen verstärkt, zu gewinnen. Keine Stellvertreterpartei, sondern eine Partei, die den Willen von Millionen Individuen verkörpert, eine Partei, die Initiativen vorschlägt die imstande sind, den Bruch zu fördern.

Die Ausbeutung, Unterdrückung, Diskriminierungen und Umweltzerstörung sind weltweite Erscheinungen, Ergebnisse einer Politik, die sie ineinander verkeilt. Unsere Gegner, die Kapitalisten, machen sich über Grenzen lustig. Sie sprechen die Sprachen der ganzen Welt. Sie sind gut organisiert, und um sie zu bekämpfen, müssen wir uns mit ebensolcher Effektivität organisieren. Unsere Partei versucht sich mit allen Kräften zu verbinden, die weltweit mit dem gleichen Ziel kämpfen. Deswegen wird die NPA den Dialog und die politische Zusammenarbeit mit anderen antikapitalistischen und revolutionären Kräften in aller Welt knüpfen, mit der Perspektive der Bildung einer neuen Internationale.

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