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G8-Gipfel 2007: Rent a killer oder miete Dir einen Killer (Teil 4)

Von Thadeus Pato | 01.02.2007

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„Es ist alles schon einmal dagewesen“, soll der Rabbi Ben Akiba gesagt haben. Eigentlich aber beruht der Ausspruch auf der Bibel (Salomo 1,9): „Nihil novum sub sole – nichts Neues unter der Sonne“. Und so ist es geschichtlich auch nichts Neues, dass einige der Großen Acht ihre Kriege von anderen führen lassen … Bei den ehemaligen (und immer noch aktuellen) Kolonialmächten wie Frankreich und Großbritannien hat diese Methode eine lange Tradition.

„Es ist alles schon einmal dagewesen“, soll der Rabbi Ben Akiba gesagt haben. Eigentlich aber beruht der Ausspruch auf der Bibel (Salomo 1,9): „Nihil novum sub sole – nichts Neues unter der Sonne“. Und so ist es geschichtlich auch nichts Neues, dass einige der Großen Acht ihre Kriege von anderen führen lassen …

Bei den ehemaligen (und immer noch aktuellen) Kolonialmächten wie Frankreich und Großbritannien hat diese Methode eine lange Tradition. Eine Söldnertruppe, wie die 1831 vor allem zur Absicherung der französischen Kolonien in Afrika gegründete Fremdenlegion, war ein Sammelbecken von mehr oder weniger anrüchigen Elementen aller Nationalitäten und untersteht auch heute noch unmittelbar dem jeweiligen französischen Staatsoberhaupt. Von ursprünglich 35 000 Profikillern wurde sie auf heute ca. 7700 Mann reduziert. Aber wie zu den Zeiten des Vietnamkriegs wird sie auch heute noch dort eingesetzt, wo man eine Truppe braucht, die nicht erst fragt, um was für einen Einsatz es sich handelt: Bosnien, Kosovo, Afghanistan, aber auch einige nicht so ganz „legale“ Unternehmen in Afrika stehen auf der langen Liste der vergangenen und gegenwärtigen Legionseinsätze. Auch die Absicherung des europäischen Raketenstartgeländes in Französisch-Guayana ist Aufgabe der Fremdenlegion.

Und in der Geschichte der Fremdenlegion finden wir auch eine der Erklärungen für die Frage, woher die ganzen Söldnerscharen denn eigentlich stammen: Nach jedem Krieg (und auch nach jeder Verkleinerung von Streitkräften wie im Rahmen der Abrüstung nach 1990) gibt es ein hochkarätiges Angebot an Profitötern, die einen Job suchen. Nach dem 2. Weltkrieg beispielsweise bestand die Fremdenlegion längere Zeit zu rund zwei Dritteln aus Deutschen, darunter so einige, die es besser fanden, einige Zeit nicht mehr zuhause aufzutauchen. Aber auch Leute, die einfach Lust hatten, Krieg zu spielen, wie der spätere SPD-Bundestagsabgeordnete Philip Rosenthal verdingten sich bei der „Legion“. Derzeit stellen interessanterweise Osteuropäer mit rund einem Drittel die größte Gruppe unter den Legionären.

Grossbritannien wiederum, das immer Einheiten von Nicht­engländern unterhielt, hat sich während des Kolonialregimes in Indien eine Truppe geschaffen, das sogenannte Gurkha-Regiment, die ebenfalls heute noch existiert und für in Nepal jährlich immer noch Rekruten angeworben werden. Bewerber gibt es genug: 25 000 kommen auf die 270 Stellen pro Jahr, die neu zu besetzen sind. Die Gurkhas waren und sind in Afghanistan, in Pakistan, auf den Falklandinseln, in Bosnien, aber auch in Sierra Leone eingesetzt.
Profitabels Geschäft
Die modernste Lösung haben die USA gefunden. Dort wurde das Söldnerunwesen mittlerweile zum seriösen und profitablen Geschäft weiterentwickelt. Mehrere Unternehmen teilen sich den Markt auf und beschäftigen ohne Ansehen der Person Killer aller Nationalitäten. Nur gut ausgebildet müssen sie sein, bevorzugt nimmt man aus- oder abgemusterte US-Soldaten, der Bedarf ist gewaltig. Die Unternehmen heissen z.B. MPRI, DynCorp, Blackwater USA oder Eriny`s International. Sie führen Krieg für jeden, der sie bezahlen kann – und das sind derzeit in erster Linie die USA selbst. Im Irak stellen die 15 000 SöldnerInnen aus Alles in Allem 80 privaten Sicherheitsunternehmen – insgesamt die zweitgrößte Truppe im Land nach den USA, noch weit vor Großbritannien. Diese Methode hat den Vorteil, dass man die ehemals ausgebildeten Soldaten weltweit weiterbenutzen kann, bei Bedarf kann man sie erneut den eigenen Zwecken nutzbar machen. Und wenn man gerade mal selbst keinen Krieg führt, verdienen sich die Herren solange bei einem der zahlreichen kleineren und Bürgerkriege ihre Brötchen und bleiben gleichzeitig im Training. Und ein schöner Profit für die multinationalen Firmenbetreiber ist auch noch drin.

Dass einige der G8 in dieser Beziehung noch etwas „rückständiger“ sind, so wie etwa Deutschland, und sich eine Wehrpflichtigenarmee halten, hat seine spezifischen historischen Gründe. Letzteres war in seiner Geschichte ja eher immer Lieferant für Söldner, sei es per Verkauf der Landeskinder an ausländische Armeen durch die hessischen Landesfürsten im 18. Jahrhundert, sei es durch die Beschickung der og. Fremdenlegion. Aber man kann davon ausgehen, dass das Beispiel der USA Schule machen wird: In einer Gesellschaft, wo alles und jedes zur Ware wird, ist die Entwicklung hin zu einer Krieg&Verwüstung GmbH, die auf Bestellung die Drecksarbeit für die Mächtigen dieser Erde übernimmt, nur logisch – und wahrscheinlich betriebswirtschaftlich gesehen auch rational. Und die Methode hat noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Die Zuverlässigkeit. Eine Friedensbewegung wird es unter professionellen Mördern so schnell nicht geben. Und die können die G 8 auch wirklich nicht brauchen!

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