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Länder

G8-Gipfel 2007: Macht Euch die Erde untertan … (Teil 1)

Von Thadeus Pato | 01.11.2006

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In dem Marilyn-Monroe-Film „Manche mögen`s heiß“ trifft sich die amerikanische Mafia in Miami und tarnt sich als die Gesellschaft der „Freunde der italienischen Oper“. Ähnlich harmlos sind auch – geht man nach den Verlautbarungen – die netten Treffen der Regierungschefs der G8-Staaten. Es gibt wohl keine internationale Veranstaltung, die so augenfällig die Herrschaft der Industrieländer der Nordhalbkugel über den „Rest der Welt“ illus­triert, wie das so genannte G 8-Treffen.

In dem Marilyn-Monroe-Film „Manche mögen`s heiß“ trifft sich die amerikanische Mafia in Miami und tarnt sich als die Gesellschaft der „Freunde der italienischen Oper“. Ähnlich harmlos sind auch – geht man nach den Verlautbarungen – die netten Treffen der Regierungschefs der G8-Staaten.

Es gibt wohl keine internationale Veranstaltung, die so augenfällig die Herrschaft der Industrieländer der Nordhalbkugel über den „Rest der Welt“ illus­triert, wie das so genannte G 8-Treffen. Die Staatschefs, die sich hier in jährlichem Abstand ein Stelldichein geben, repräsentieren zwar nur einen Bruchteil der Weltbevölkerung, nämlich 13,5%, aber dafür 65,7% der Weltproduktion und ca. 50% des Welthandelsvolumens.

Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Russland und die USA gehören derzeit der illustren Runde an. Daneben ist in dem Gremium auch die Europäische Kommission vertreten. Gegründet wurde das Meeting 1975, damals noch als G 5; 1976 kamen Kanada und Italien hinzu, 1998 Russland. Letzteres ist allerdings immer noch kein „Vollmitglied“, obwohl es 2006 in Petersburg den Vorsitz führte. Dabei gibt es eigentlich so recht keine Statuten: Die G 8 gelten nicht als offizielle internationale Institution wie etwa die WTO, sondern als informeller Kreis, in dem „zwanglos“ globale Themen und „Probleme“ erörtert werden.

Seit die G 5 sich zum ersten Mal trafen, hat sich die Struktur der Weltwirtschaft allerdings verändert. Inzwischen ist China in der Wirtschaftskraft an Kanada und Italien vorbeigezogen und auch Spanien hat Kanada überholt und möchte gerne mit an den Tisch der Mächtigen. Russland dagegen liegt am Inlandsprodukt gemessen sogar hinter einer ganzen Reihe anderer Länder wie z.B. Mexiko, Südkorea oder Australien.
Wirtschaft oder Herrschaft?
Dass allerdings hier nicht nur die größten Wirtschaftsmächte der Erde über Handel und Wandel reden, ist schon daran zu sehen, dass es sich ganz zufällig auch um die größten Militärmächte der Welt handelt – und dass deswegen auch Russland, das (wie oben erwähnt) ökonomisch nicht in die Gewichtsklasse der anderen gehört, inzwischen mitmachen darf. Putin muss allerdings zeitweise an den Katzentisch: Von den finanz- und währungspolitischen Gesprächen ist Russland (bisher) ausgeschlossen.
Beim ersten Treffen 1975 ging es hauptsächlich um die Währungspolitik nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems. Inzwischen sind die außenpolitischen Verhandlungen völlig in den Vordergrund getretenen. Denn längst unterhält man sich auch über Themen, bei denen es um die Sicherung der ökonomischen Interessen in einer Weise geht, die auf den WTO-Treffen nicht verhandelt werden kann. Die Themen reichen vom Nahostkonflikt über die Abschottung gegen Migranten bis hin zur Energiepolitik einschließlich der Atomenergie. Und wenn man den Rest des Globus weiter im Griff behalten will, dann muss man die wesentlichen Militärmächte mit im Boot haben.

Die wesentlichen Streit- und Verhandlungspunkte werden jeweils von den Fachministern und speziellen Emissären bereits im Vorfeld geklärt. Bei letzteren, im Fachjargon „Sherpas“ und „Sous-Sherpas“ genannt (Sherpas sind die nepalesischen Lastenträger, die für die Himalayatouristen die Lasten schleppen) trifft man auf durchaus bekannte Namen. Auf der deutschen Liste ehemaliger Sherpas stehen unter anderem der jetzige Bundespräsident Horst Köhler und der ehemalige Bundesbankpräsident Tietmeyer. Da das meiste von solchen Wasserträgern schon vorher geklärt wurde, geht es auf den Treffen auch meist nach außen hin recht harmonisch zu. Außerdem hat der offiziell ganz inoffizielle Charakter den Vorteil, dass man eine demokratische Legitimation für das Freundestreffen nicht braucht. Weltherrschaft nach Gutsherrenart hat etwas für sich.
Das Syndikat
Ähnlich wie bei den G 8 ging es auch in dem historischen Vorbild für die oben genannten Opernfreunde zu. Es handelte sich um das von dem Gangster Lucky Luciano in den 30er Jahren gegründete National Crime Syndicate (Nationales Verbrechersyndikat) . Darin schlossen sich die fünf größten Mafiafamilien zusammen und teilten den Markt unter sich auf. Die Bosse der Familien bildeten die „Kommission“. Sie mochten sich nicht besonders. Aber sie verdienten gut. Wie die G8.

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