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Länder

G8-Gipfel 2007: Der Club wächst (Teil 5)

Von Thadeus Pato | 01.03.2007

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Als der Autor vor wenigen Wochen in Mannheim bei einer Veranstaltung zu G8 referierte, prognostizierte er, dass auf längere Sicht der Kreis der Mächtigen, die die Geschicke der Welt bestimmen (wollen), wohl erweitert werden würde. Bei dem G7-Finanzministertreffen im Februar war nun das unter anderem Thema. Man traf sich übrigens an historischem Ort: In der Villa Hügel in Essen, ehemals Eigentum des Kriegsverbrechers Krupp. Der deutsche Finanzminister allerdings hat zu dieser anrüchigen Sippe seine eigene, wahrlich originelle Meinung.

Als der Autor vor wenigen Wochen in Mannheim bei einer Veranstaltung zu G8 referierte, prognostizierte er, dass auf längere Sicht der Kreis der Mächtigen, die die Geschicke der Welt bestimmen (wollen), wohl erweitert werden würde. Bei dem G7-Finanzministertreffen im Februar war nun das unter anderem Thema.

Man traf sich übrigens an historischem Ort: In der Villa Hügel in Essen, ehemals Eigentum des Kriegsverbrechers Krupp. Der deutsche Finanzminister allerdings hat zu dieser anrüchigen Sippe seine eigene, wahrlich originelle Meinung. In seiner Begrüssungsrede äußerte er: „[…] der Name Krupp und so auch die Villa Hügel wurden nicht nur zum Symbol der deutschen Industrialiserung, sondern deutscher Geschichte an sich. Sie wurden beide ein Synonym für industrielle Pionierarbeit und soziale Verantwortung“.

Das Finanzministertreffen dient zur Vorbereitung des G8-Gipfels in Heiligendamm. Und dieses Mal waren von den sieben Vollmitgliedern USA, Frankreich, Großbritannien, Japan, Italien, Deutschland und Kanada neben dem G8-(Teil)mitglied Russland auch noch eine Reihe sogenannter Schwellenländer an den Katzentisch geladen, nämlich China, Brasilien, Indien, Südafrika und Mexiko. Der deutsche Finanzminister Steinbrück sprach offen aus, dass in naher Zukunft die G7 um einige der Länder erweitert werden müssten, deren Gewicht in der Weltwirtschaft in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat – eben die dieses Jahr eingeladenen, aber in erster Linie China.

Voraussetzung wird natürlich sein, dass sich die Neumitglieder auch schön an die Regeln des Vereins halten: Man ist bereit, das Kartell der Mächte, die den Globus wirtschaftlich beherrschen, zu erweitern, aber nicht ganz freiwillig: Die erheblichen Devisenreserven, die Länder wie China (1,1 Billionen Dollar) und Russland (370 Milliarden Dollar) aufgehäuft haben, stellen eine Bedrohung des internationalen Währungsgefüges dar und mit einer Einbindung dieser Länder soll unter anderem gewährleistet werden, dass sie sich an die von den G7 vereinbarten Regeln halten. Und da geht es wesentlich um den internationalen Reichtumstransfer.
Streit um Wechselkurs
Entsprechend steht auch das Thema „Verbesserung der Stabilität der globalen Finanzmärkte“ auf der Website des deutschen Finanzministers ganz oben auf der Liste. Dabei geht es unter anderem auch um die sogenannten Hedge-Fonds, die natürlich keinesfalls verboten, sondern lediglich zu mehr „Transparenz“ gebracht werden sollen.
Ein neuralgischer Punkt sind die Streitigkeiten um die Wechselkurspolitik. Hier steht vor allem Japan unter Druck, dessen Yen extrem unterbewertet ist, die Europäer kritisieren, dass der abgewertete Yen nicht die Stärke der japanischen Wirtschaft widerspiegele, während die USA sich in erster Linie an der unterbewerteten chinesischen Währung Yuan stoßen. Und hier ist auch der hauptsächliche Grund zu sehen, warum China eingeladen wurde: Der deutsche Finanzstaatssekretär Mirow meinte, dass solche Debatten ohne China heutzutage angesichts des Stellenwertes des Landes in der Weltwirtschaft kaum noch sinnvoll seien.

Natürlich geht es auch wieder um das Dauerthema „Liberalisierung des Welthandels“. Nachdem aufgrund des Widerstands einer Reihe von sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern die einschlägigen Pläne steckengeblieben waren, hofft man nun, die Öffnung der angepeilten Märkte für die Ausbeutung durch die selbsternannten Führungsmächte durch die Hintertür einzufädeln. In Gesprächen mit den Vertretern aus Russland sowie den wichtigen Schwellenländern Brasilien, Indien, Südafrika und Mexiko soll ausgelotet werden, ob es noch Chancen für einen Erfolg der sogenannten „Doha-Runde“ zur weiteren Liberalisierung des Welthandels gebe. Dazu Staatssekretär Mirow: „Die Zeiten haben sich sicher ein Stück wieder verbessert in den letzten Wochen.“
Da haben offensichtlich die „Sherpas“ vorgearbeitet.

Im Mai ist schon das nächste Treffen der G7-Finanzminister geplant. Die Ergebnisse werden dann schließlich in Heiligendamm festgeklopft werden. Dass man sich da noch groß streiten wird, ist nicht zu erwarten. Die Verteilung des Kuchens und der Streit darum, wer welches Stück abbekommt, finden im Vorfeld statt, eben auf Treffen wie dem der G7 und bei den vorbereitenden Verhandlungen im Hinterzimmer. Und es wird ja auch immer betont, dass es sich um eine rein informelle Runde handele. Schön ist es für die Großen Sieben sicher nicht, dass sie in Zukunft die Runde vergrößern müssen, aber man wird sich schon einigen. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.

Afrika stand ebenfalls auf der Agenda. Nach außen wird die Beschäftigung mit dessen Problemen in der Regel als humanitäre Maßnahme verkauft. Das allerdings ist mit dem Thema Afrika bei den G7 sicher nicht gemeint. Doch dazu beim nächsten Mal.

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