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Feminismus

Frauen in Bewegung (03/2009)

Von Barbara Schulz | 01.03.2009

Kurzmeldungen aus der internationalen Frauenbewegung (03/2009)

„Ehrenmord“ und „Zwangsheirat“1
In Hamburg wurde gerade ein junger Mann wegen Mordes verurteilt, weil er seine Schwester wegen ihres in seinen Augen zu freizügigen Lebens erstochen hat. Damit hat sich die Debatte um Ehrenmord und Zwangsheirat noch einmal entzündet. Terre des Femmes bietet Hilfe für muslimische, aber auch hinduistische junge Frauen. Wenn 2008 allein in Tübingen 197 Anrufe von Frauen, die sich bedroht fühlten, eingingen, ist es kein zu vernachlässigendes Problem. Die Tat in Hamburg hat auch gezeigt, wie schwer es für ein Mädchen ist, sich dem Zwang der Familie zu entziehen, denn mit 15, 16 Jahren sich aus der Familie zu lösen, ohne einen anderen Lebens- oder Schutzraum zu haben, ist kaum zu bewältigen.
Jungfräulichkeit
Terre des Femmes weist auch darauf hin, dass zahlreiche Frauen zu Familienberatungszentren kommen, weil sie ihre Jungfräulichkeit wiederherstellen lassen wollen. Dazu soll das Hymen (Jungfernhäutchen) wieder genäht werden, um die „Jungfräulichkeit“ wieder sichtbar machen zu können. Dabei ist es höchst umstritten, ob die Intaktheit des Hymens tatsächlich ein Beweis für Jungfräulichkeit ist, bzw. ob der erste Geschlechtsverkehr tatsächlich regelmäßig zu einer Blutung führt. Wie auch immer, es ist bedenklich, wenn junge Frauen sich den patriarchalen Ritualen soweit unterwerfen, dass sie 150 bis über 1.000 Euro für einen operativen Eingriff ausgeben, um etwas vorzutäuschen. Eine Veränderung der Geschlechterrollen ist wirklich angesagt!

1    Die Anführungszeichen stehen hier, weil die Definitionsmacht über diese Begriffe nicht eindeutig zugeordnet ist.

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