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Linke

Erfolgreiche Tagung: 70 Jahre Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung

Von H.N. | 01.10.2008

Der 70. Jahrestag der Gründung der IV. Internationale war Anlass, um erstmals eine öffentliche Konferenz des Revolutionär Sozialistischen Bundes (RSB) zu organisieren. Bei der Veranstaltung vom 27. bis 28. September in Mannheim waren 100 Teilnehmer­Innen anwesend.

Der 70. Jahrestag der Gründung der IV. Internationale war Anlass, um erstmals eine öffentliche Konferenz des Revolutionär Sozialistischen Bundes (RSB) zu organisieren. Bei der Veranstaltung vom 27. bis 28. September in Mannheim waren 100 Teilnehmer­Innen anwesend.

Die meisten kamen aus dem Südwesten der Republik, aber manche scheuten auch nicht die weite Anreise aus Hamburg, Potsdam, Berlin, Leipzig oder München. Besonders erfreulich war die Beteiligung internationaler Gäste aus Frankreich, Österreich, den Philippinen und der Schweiz. Die Tagung bot ein anspruchsvolles politisches und kulturelles Programm. Zudem war sie eine gute Gelegenheit, nicht nur altbekannte WeggefährtInnen zu treffen, sondern auch mit zahlreichen politisch interessierten Menschen in Kontakt zu kommen.
Geschichte
Ein großes Transparent schmückte die Stirnseite des Konferenzsaales: „70 Jahre Widerstand gegen Ausbeutung und Unterdrückung“. Wohl keiner der Delegierten des Gründungskongresses der IV.  Internationale hatte auch nur im Traume daran gedacht, dass es jemals nötig sein werde, eine derartige Tagung durchzuführen. Zu sicher waren sich die BegründerInnen unserer Organisation über den baldigen Erfolg der Revolution nach dem Ende des damals bevorstehenden Zweiten Weltkriegs.

Die Todfeinde des revolutionären Sozialismus, Faschismus und Stalinismus, hat die IV. Internationale überlebt. Der erhoffte Sturz des Kapitalismus hat jedoch seitdem etwas auf sich warten lassen. Aber die gegenwärtige Finanzkrise hat das Geschwätz vom „Ende der Geschichte“ nach dem Fall der Berliner Mauer verstummen lassen. Sie ist nicht nur ein klarer Beleg für die Widersprüchlichkeit der angeblich „besten aller möglichen Welten“. Sie bietet außerdem die Chance einer Neubelebung des theoretischen und vor allem praktischen Strebens nach einer Alternative zu Kapitalismus, Krieg, Umweltzerstörung, Ausbeutung und Unterdrückung.

Die einleitenden Worte der VeranstalterInnen unterstrichen die Notwendigkeit des Aufbaus einer neuen außerparlamentarischen Opposition gegen die Attacken von Kapital und Kabinett. Bereits 2007 hatte der RSB seine “13 Vorschläge für eine soziale und demokratische Wende” als programmatischen Beitrag zur Entwicklung des Widerstands vorgestellt.
Aktualität
Einen weiten Bogen von 1938 bis in die heutige Zeit spannte Jan Malewski (Paris) für die Leitung der IV. Internationale. Er erinnerte nicht nur an den Überlebenskampf der neugegründeten Organisation in der „Mitternacht des [20.] Jahrhunderts“, sondern skizzierte sehr genau ihr wesentliches Erbe und dessen Aktualität. Die politische Unabhängigkeit der ArbeiterInnenbewegung vom bürgerlichen Staat, ihre demokratische Verfasstheit, eine national und international anwendbare Strategie von Übergangsforderungen und die Einheitsfront-Taktik sind nach wie vor wesentliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Politik zur Überwindung des Kapitalismus.
Die Grußworte einer Genossin der Antikapitalistischen Linken der Schweiz, unserer deutschen Schwesterorganisation isl und vor allem der RWPM, der Revolutionären ArbeiterInnenpartei Mindanao (philippinische Sektion der IV. Internationale), vermittelten den ZuhörerInnen einen konkreten Eindruck von den sozialen und politischen Auseinandersetzungen der jeweiligen Länder.
Solidarität
Eine besonders packende Schilderung von Aspekten unserer internationalen Solidaritätsarbeit gab Barbara Schulz. An zwei Beispielen zeigte sie die Nützlichkeit unserer kleinen revolutionär-sozialistischen Organisation auf. Sie erinnerte zum einen an die aktive und praktisch wirksame Unterstützung der unabhängigen polnischen Gewerkschaften, die die herrschende Bürokratie 1981 blutig unterdrücken ließ. Zum zweiten berichtete Barbara an die bis heute fortgeführte Solidarität mit unserer Sektion in Sri Lanka, der NSSP, die dort unter schwierigen politischen Bedingungen für die Interessen der Ausgebeuteten kämpft.
Mai ’68
Eine Bereicherung der Konferenz war zweifelsohne auch die deutsche Uraufführung des Dokumentarfilms „Mai ’68 – eine Geschichte ohne Ende“ von Chris de Hond. Der Streifen überzeugte mit der Art, wie er Verbindungslinien von Studierendenrevolte und Generalstreik damals zu den heutigen Protesten in Frankreich aufzeigte.

Als aktueller Beitrag zum Widerstand in Deutschland schloss sich eine lebhafte Frage- und Antwortrunde mit einem Fahrradbauer aus dem thüringischen Nordhausen und zwei jungen Filmemachern der RSB-Produktion „Strike Bike“ an.

Zum Abschluss des politischen Teils des ersten Konferenztages erinnerte Jean-Claude Delavigne  (Rouen) an den langen und manchmal verschlungenen Weg, den die französische Sektion der IV. Internationale vom Mai ’68 bis zum heutigen Projekt einer Neuen Antikapitalistischen Partei zurückgelegt hat. Kleine Notiz am Rande: Dem Verbot unserer Schwesterorganisation im Juni 1968 durch die Pariser Regierung folgte im April 1969 die Neugründung als Ligue Communiste auf einem Kongress in Mannheim!
Konzert
Nach soviel Politik kam endlich die Kultur zum Zuge. Das kleine elektronische weltorchester ewo² präsentierte sein aktuelles Programm avanti popolo. Bernd Köhler (Gesang, Gitarre), Christiane Schmied (Gesang, elektronische Maschinen und Gitarren) und als besonderer Gast Blandine Bonjour (Gesang) brachten die Stimmung im Saal zum Kochen. Die keineswegs traditionalistische, sondern kritische und phantasievolle Neuinterpretation von Klassikern wie „die Internationale“ oder „Linker Marsch“ von Majakowski und Eisler ergänzte sich vorzüglich mit der expressionistisch anmutenden Wiedergabe des neuen Titels „Geld“. Hier verlieh Bernd Köhlers Gesang einer aus Entfremdung geborenen Verzweiflung einen authentischen Ausdruck. Als besondere Überraschung hatte ewo² Moustakis Chanson „Sans la nommer“ („Ohne sie zu nennen“) im Gepäck – eine Hymne auf die permanente Revolution. Sehr schön war, dass es ewo² gelang, die KonferenzteilnehmerInnen bei den meisten Liedern zum Mitsingen zu bewegen. Ein wunderbarer Erfolg!
Widerstand
Die Fortsetzung der Konferenz am zweiten Tag brachte einen weiteren inhaltlichen Höhepunkt. Helmut Dahmer (Wien), ein ausgewiesener Kenner der Materie, referierte zum Thema „Was ist der Faschismus und wie kann man ihn bekämpfen?“. Ausgehend von der marxistischen Analyse des Nationalsozialismus insbesondere durch Leo Trotzki verwies Dahmer auch auf das Verhältnis von Faschismus und Stalinismus. Die­se beiden Systeme waren hauptverantwortlich für den Triumph der finstersten
Konterrevolution in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Dahmer verstand es vorzüglich, komplexe theoretische und geschichtliche Zusammenhänge verständlich zu machen.

Anschließend gaben drei Arbeitsgruppen mit jeweils unterschiedlichen Einführungen den TeilnehmerInnen der Tagung die Gelegenheit, nicht nur das Thema Faschismus, sondern sowohl die politische Programmatik als auch die Geschichte der IV. Internationale zu diskutieren.
Fazit
Viele positive Rückmeldungen nach dem Ende der Veranstaltung lassen darauf schließen, dass unter dem Strich ein dickes Plus steht. Zu diesem Ergebnis hat nicht zuletzt das große Engagement der freiwilligen HelferInnen im Küchenteam beigetragen, das sich hervorragend um das leibliche Wohl der Anwesenden kümmerte.

Es spricht alles dafür, am Erfolg dieser Konferenz in Zukunft anzuknüpfen.

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