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Länder

Ein Sozialforum der Linken

Von B.B. | 01.06.2006

Das 4. Europäische Sozialforum in Athen war ein großer Erfolg. Es wurden nicht nur internationale Aktionstage festgelegt, sondern auch die Linke in Griechenland gestärkt.

Das 4. Europäische Sozialforum in Athen war ein großer Erfolg. Es wurden nicht nur internationale Aktionstage festgelegt, sondern auch die Linke in Griechenland gestärkt.

Die Foren und Arbeitsgruppen fanden an zweieinhalb Tagen statt. So konnte jemand mit viel Glück und Selbstdisziplin vielleicht sechs der insgesamt 260 Veranstaltungen besuchen. Es fiel schwer, sich einen Überblick zu verschaffen. Nur den großen politischen Organisationen gelang es zu „intervenieren” – wenn sie in Griechenland über eine Schwesterpartei verfügten.

Inhaltlich reichte das Spektrum der Veranstaltungen von Perspektiven für ein anderes Europa über die Entwicklung in Lateinamerika, den Kampf gegen Privatisierung bis hin zu den Protesten der Studierenden. Wie schon seit den ersten Anfängen in Florenz wurden die Podien von der Generation der 68er besetzt, während die Masse der TeilnehmerInnen ausgesprochen jung war. 
Die Linke und die soziale Bewegung
Die Sozialforen werden von den Netzwerken der sozialen Bewegung auf die Beine gestellt. Da viele der AktivistInnen aber organisiert sind, werden die Sozialforen immer auch von der politischen Kultur der Linken des gastgebenden Landes geprägt. Die ArbeiterInnenbewegung in Griechenland ist sehr stark parteipolitisch organisiert. Das drückte auch dem Athener Sozialforum seinen Stempel auf. Ohne die Unterstützung der reformistischen und trotzkistischen Organisationen wäre das Sozialforum so nicht durchführbar gewesen. Bei aller Vielfalt gelang es der Linken in Griechenland, in der Aktion ihre Gemeinsamkeiten herauszustellen und ihre Unterschiede solidarisch zu diskutieren. Das allein war schon ein Erfolg. Er stellte aber indirekt und ungewollt die durchaus notwendige Vorherrschaft der sozialen Netzwerke in Frage.
Kraftprobe
Da die kommunistische Massenpartei KKE ihre Teilnahme am ESF verweigerte, wurde die Durchführung des Sozialforums auch zu einer Kraftprobe zwischen der KP und der restlichen Linken. Diese bestand glänzend die Herausforderung. Am 4. Sozialforum nahmen insgesamt 35 000 Menschen teil, über 100 000 kamen zur Demonstration gegen Sozialabbau und Krieg, die trotz Tränengaseinsatz für griechische Verhältnisse recht friedlich ablief. Zum ersten Mal auf einem ESF war das maoistische Spektrum von MLKP bis MLPD sichtbar vertreten und wirkte leider mit der täglichen Demo durch das zentrale Veranstaltungsgebäude eher störend. Überraschend die fast völlige Abwesenheit des CWI (vertreten durch die SAV in Deutschland).

Die OKDE-Spartakus, Sektion der IV. Internationale in Griechenland, brachte sich aktiv ins ESF ein. Sowohl bei der breiten Debatte sechs griechischer linker Organisationen mit der LCR (Frankreich) und einem Vertreter der PRC (Italien), wie bei der Veranstaltung der Studierenden sprachen ihre VertreterInnen vor großem Publikum. Bei der Diskussion über Fundamentalismus und Imperialismus, trug ihr Beitrag mit denen von anderen VertreterInnenn der IV. Internationalen dazu bei, die gemeinsame Strategie wie auch die notwendigen unterschiedlichen Taktiken gegenüber dem Fundamentalismus herauszuschälen. Und nicht zuletzt sorgten die FreundInnen der Sektion für eine überwältigende Aufnahme der von außen angereisten GenossInnen. 

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