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Innenpolitik

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Von Trixi Blixer | 01.07.2006

Pünktlich zum Achtelfinalspiel Deutschland gegen Schweden am 24. Juni 2006 in München organisiert die Rote Hilfe gemeinsam mit Fanvereinigungen von Bayern München und 1860 München unter diesem Motte eine Demo gegen die Kriminalisierung der Fußballfans.

Pünktlich zum Achtelfinalspiel Deutschland gegen Schweden am 24. Juni 2006 in München organisiert die Rote Hilfe gemeinsam mit Fanvereinigungen von Bayern München und 1860 München unter diesem Motte eine Demo gegen die Kriminalisierung der Fußballfans.

Ein ungewöhnliches Bündnis organisierte die Demo gegen Reisebeschränkungen und Stadionverbote während der WM-Zeit: die linke Solidaritätsorganisation Rote Hilfe bereitete gemeinsam mit der Schickaria München (Ultras von Bayern München) und den Löwenfans gegen Rechts (Fans von 1860 München) die Aktion vor. Auf der Kundgebung wurde der Bogen von den Repressalien und Datensammlungen gegen so genannte Hooligans zu der Erfassung „linker GewaltäterInnen“ in der LIMO-Datei geschlagen. Dabei ging es keinesfalls darum, gewalttätige Ausschreitungen während der Spiele zu rechtfertigen, sondern vor allem darum, aufzuzeigen, wie zunehmend Menschenrechte aufgrund eines polizeilichen Verdachtes eingeschränkt werden.
LIMO und Hools
Im Zuge der Antiglobalisierungsbewegung wurde in Deutschland die Datei „linksorientiert politisch motivierte Gewalttäter“ (kurz LIMO-Datei) aufgebaut. Dahinter verbirgt sich eine ungeheure Datensammlung über linke AktivistInnen. Ob die dort Gespeicherten tatsächlich rechtskräftig verurteilte StraftäterInnen sind, spielt für den Eintrag keine Rolle. Die Innenministerkonferenz stellte 2000 fest, dass ausschlaggebend für die Speicherung in der Datei ist, ob die „Persönlichkeit Grund zu der Annahme liefert, dass Strafverfahren gegen sie zu führen sind“. Wer einmal durch die Polizei in diese Datei eingetragen wurde, darf mit Einschränkungen seiner Reisefreiheit, Meldeauflagen bei Großdemos oder wiederholten Durchsuchungen rechnen.

Vorläufer der LIMO-Datei war übrigens der Umgang mit den Fußballfans. Während der WM  1998 in Frankreich beteiligten sich Hooligans aus Deutschland an gewalttätigen Randalen – daraufhin wurde die „Gewalttäterdatei Sport“ aufgebaut, die mit Reiseverboten, Meldeauflagen und Stadionverboten genau das einführten, was die linken AktivistInnen jetzt zu spüren bekommen!
Fifa-Kommerz
Am Demotag kamen ca. 200 aktive Fußballfans und solidarische Linke, die nicht nur gegen die Einschränkung der Menschenrechte, sondern auch gegen die Kommerzialisierung des Fußballs v. a. während der WM protestierten. Die TeilnehmerInnen stehen für einen demokratischen Sport: „Wir wollen, dass nur der Ball mit Füßen getreten wird, nicht aber Fans und Grundrechte. Wir holen uns den Ball zurück!“

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