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Betrieb & Gewerkschaft

Die U-Bahn steht still

Von Korrespondentin | 29.09.2005

Selten wurde in München im Öffentlichen Nahverkehr ein Warnstreik für 24 Stunden ausgerufen. In der Regel wurde bis jetzt lediglich von 4.00 – 6.00Uhr morgens der Ausstand erklärt, um möglichst wenig in den öffentlichen Transport einzugreifen.

Selten wurde in München im Öffentlichen Nahverkehr ein Warnstreik für 24 Stunden ausgerufen. In der Regel wurde bis jetzt lediglich von 4.00 – 6.00Uhr morgens der Ausstand erklärt, um möglichst wenig in den öffentlichen Transport einzugreifen.

Gezwungen sah sich ver.di zu dem 24-stündigen Streik durch die Kürzungspläne, die der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) in der Tarifverhandlung vorgelegt hat. Zwischen den bayerischen Kommunen und ver.di wird seit zwei Jahren erfolglos über einen neuen Tarifvertrag für die 7 000 Beschäftigten der Verkehrsbetriebe verhandelt. Die Kommunen wollen das Urlaubsgeld kürzen und die 40-Stunden-Woche einführen. Geschäftsführer König von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wies die Verantwortung natürlich von sich und verwies auf die EU-Vorgaben zur Öffnung des Nahverkehrs für billigere private Wettbewerber sowie auf die steigenden Öl- und Strompreise und sagte Fahrpreiserhöhungen im ganzen Bundesgebiet voraus. Geht der Kürzungsvorschlag des KAV so durch, verdienen die Beschäftigten bis zu 30% weniger! Bayernweit mobilisierte ver.di deshalb für den Streik. Den Anfang mit den Protestaktionen machten am 10. September die KollegInnen in Nürnberg und am 14. September in Augsburg, wo der öffentliche Nahverkehr lahm gelegt wurde. Am 15. September folgten  München, Landshut, Passau, Bayreuth, Schweinfurt und Würzburg.

Ziel der Aktionen ist es, die Löhne und die 38,5-Stunden-Woche ohne Abstriche zu erhalten. Eine Lohnerhöhung oder sogar Arbeitszeitverkürzung sind überhaupt nicht im Gespräch. In den Auseinandersetzungen geht es zentral um die Verteidigung der derzeitigen Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe sind empört, dass sie für weniger Geld länger arbeiten sollten.

Die Räder stehen still

In Würzburg wurden die Straßenbahnen und städtischen Busse bestreikt, die aber nur ein Viertel des Würzburger Busnetzes betreiben. In Schweinfurt und Bayreuth war die Hälfte der Busse betroffen. In München blieben am 15. September tatsächlich alle U- und Trambahnen in den Depots und alle öffentlichen Buslinien fielen aus. Ver.di zieht eine positive Bilanz der Mobilisierung. Jedoch bleibt die Gewerkschaft zögerlich bei dem einen Streiktag: “Und wir hoffen, dass der Kommunale Arbeitgeberverband sich in den folgenden Tarifverhandlungen soweit bewegt, dass wir nicht noch einmal zu diesem Mittel greifen müssen”, sagte Siegi Kreuzer, die Verhandlungsführerin bei ver.di Bayern. Die bürgerliche Presse war trotz des brutalen Kürzungsvorschlags der KAV gegen den Warnstreik. Schon Tage vorher wurden chaotische Zustände prophezeit und die KollegInnen der Verkehrsbetriebe als selbstsüchtig diffamiert. Da aber der Streik lange angekündigt war, kamen doch alle mit dem Radl oder dem Auto zur Arbeit. Und es gibt viele Berichte darüber, dass sich auch die Fahrgäste mit den Streikenden solidarisierten.

Viel deutlicher sollte ver.di in der Öffentlichkeit vertreten, dass die NutzerInnen und die Beschäftigten des ÖPNV die gleichen Interessen haben: Ein gut ausgebautes Netz mit tariflich bezahlten Angestellten und ArbeiterInnen und nicht ein liberalisiertes und privatisiertes Transportsystem, dass lediglich nach dem Profit der Konzerne erhalten wird und nicht nach dem Bedarf der Menschen!

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