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Feminismus

Die Realität der Frauenunterdrückung

Von Politisches Sekretariat des RSB | 01.03.2010

Für die Ausplünderung der unterentwickelt gehaltenen Länder führen die Mächtigen gern die Frauenrechte ins Feld. Doch wie sieht es mit der Situation vor unserer eigenen Haustür aus?

Für die Ausplünderung der unterentwickelt gehaltenen Länder führen die Mächtigen gern die Frauenrechte ins Feld. Doch wie sieht es mit der Situation vor unserer eigenen Haustür aus?

In Deutschland verdienen Frauen im Durchschnitt 23% weniger als Männer. Frauen arbeiten in ihrer Mehrzahl in typischen „Frauenberufen“ (z.B. Friseurin, Gebäudereinigerin, Verkäuferin). Die Bezahlung ist hier viel niedriger. Zur heutigen strukturellen Unterdrückung gehört, dass typische Frauenarbeit als niedere Arbeit angesehen und bezahlt ist.

Doch dass die Arbeit von Frauen überhaupt bezahlt wird, gehört auch in Deutschland eher zur Ausnahme. 56 Mrd. Stunden bezahlter Arbeit stehen 96 Mrd. Stunden unbezahlter gegenüber – und diese wird hauptsächlich von Frauen in Form von Haus-/Erziehungsarbeit geleistet. Wenn Friedrich Engels vor über 120 Jahren die monogame Familie als die Herrschaft des Mannes über die Frau bezeichnete, dann haben die Worte nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Um die Bedeutung für den Kapitalismus abzuschätzen brauchen wir uns nur vor Augen zu führen, was passieren würde, müssten die Unternehmen unbezahlte Arbeit ebenfalls vergüten.
Geschlechtsspezifische Sozialisierung
Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Die andere ist die der geschlechtsspezifischen Realität. Diese ist viel schwerer zu fassen. Auf diesem Gebiet hat die feministische Theorie in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Dank derer wissen wir, dass „männlich“ und „weiblich“ lediglich anerzogenes Verhalten ist. Rosa Röckchen – blaue Hose, Puppenhaus – Chemiebaukasten, Schminke – Muskeln. Im Wesentlichen ist die Wahl schon getroffen, spätestens wenn der Arzt auf die Frage antwortet: „Und, was ist es?“. Diese von der erste Lebensminute sich ständig reproduzierende Sozialisierung gipfelt in der Ansicht: „Typisch Mann – typisch Frau“. Geschlecht als soziale Kategorie fügt allen Individuen Gewalt zu. Besonders Frauen, deren zugeschriebene Eigenschaften gesellschaftlich eher als minderwertig betrachtet werden: emotional, passiv, unselbständig, launisch, schwach.

Damit wird klar, dass Frauenunterdrückung auch vor linken Organisationen nicht halt macht. Dass Männer eher zu dominantem Verhalten erzogen werden, kann mensch in fast jeder Diskussion beobachten. Frauen werden sehr viel häufiger unterbrochen als Männer, haben einen viel geringeren Redeanteil etc.

Frauenunterdrückung durchzieht das gesamte Leben im Kapitalismus. Frauen sind viel mehr von Armut betroffen und leben weniger selbstbestimmt, auch bezogen auf ihren Körper (Abtreibung), als Männer. Unsichere Lebensverhältnisse und Mehrfachunterdrückung halten Menschen vom Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse ab. Für eine möglichst breite und umfassende Bewegung ist es nötig, dass wir uns gegen jede Form der Diskriminierung auch in unseren Reihen aussprechen. Diese Probleme werden im Sozialismus nicht automatisch bewältigt sein. Weswegen wir uns u.a. schon jetzt für eine möglichst umfassende Selbstorgansisation der Frauen einsetzen. Keine Befreiung der Frau ohne Sozialismus – Kein Sozialismus ohne Befreiung der Frau!

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