TEILEN
Ökologie

Die Geister, die der Kapitalismus rief…

Von Thadeus Pato | 01.04.2008

Es war eine hochkarätige Besetzung, die auf Einladung des IIRE (Internationales Institut für Forschung und Bildung) das offene Seminar der IV. Internationale zum Klimawandel vom 23. bis 27. Februar in den neuen Räumen des Instituts in Amsterdam gestaltete. Jean Pascal van Ypersele, Klimaforscher aus Belgien mit Schwerpunkt Klimamodellentwicklung, der an den IPCC-Berichten zum Klimawandel beteiligt ist, die Ökonomen Michel Husson und Jean Marie Harribey, der Agronom Daniel Tanuro, der Philosoph Michael Löwy  und Carine Barbier, Energiewirtschaftlerin aus Frankreich, um nur einige zu nennen, spannten einen Bogen von den klimatologischen über die ökonomischen bis hin zu den gewerkschaftspolitischen Konsequenzen des Klimawandels.

Es war eine hochkarätige Besetzung, die auf Einladung des IIRE (Internationales Institut für Forschung und Bildung) das offene Seminar der IV. Internationale zum Klimawandel vom 23. bis 27. Februar in den neuen Räumen des Instituts in Amsterdam gestaltete.

Jean Pascal van Ypersele, Klimaforscher aus Belgien mit Schwerpunkt Klimamodellentwicklung, der an den IPCC-Berichten zum Klimawandel beteiligt ist, die Ökonomen Michel Husson und Jean Marie Harribey, der Agronom Daniel Tanuro, der Philosoph Michael Löwy  und Carine Barbier, Energiewirtschaftlerin aus Frankreich, um nur einige zu nennen, spannten einen Bogen von den klimatologischen über die ökonomischen bis hin zu den gewerkschaftspolitischen Konsequenzen des Klimawandels.

Die mehr als 50 Teilnehmer­Innen kamen aus aller Welt, aus Europa. Asien, Nordamerika und Lateinamerika, und alle sind bereits in ihren Ländern an Bewegungen gegen die Klimapolitik der Herrschenden beteiligt.

Und so war dieses Seminar nicht nur ein Ort, wo auf höchstem wissenschaftlichen Niveau die Folgen des Klimawandels dargestellt und die aktuellen Strategien des herrschenden Systems von Kyoto bis Bali analysiert wurden, sondern ein großer Teil der vier Tage wurde auch dazu verwendet, zu diskutieren, welche Maßnahmen eigentlich nötig wären, um den „break even point“ nicht zu überschreiten, den Punkt also, ab dem der Klimawandel eine solche Eigendynamik gewinnt, dass die unvermeidbare Folge die  Unbewohnbarkeit immer größerer Teile des Planeten Erde sein wird.
Maßnahmen der Regierungen reichen nicht
Einig waren sich alle TeilnehmerInnen darin, dass die derzeitigen Maßnahmen der Regierungen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen, nicht annähernd ausreichen und dass eine gänzlich andere Art zu leben, zu arbeiten und zu wirtschaften notwendig ist, um zu verhindern, dass die Auswirkungen des rapide fortschreitenden menschengemachten Klimawandels in der Katastrophe enden. Abkehr von wachstums- und profitorientierter Produktion und Distribution, Regionalisierung, Beseitigung des Individualverkehrs, Produktion nach Bedürfnissen, das waren wesentliche Stichworte der Debatte.

Die Arbeiterbewegung muss hier eine zentrale Rolle spielen. Die theoretischen wie praktischen Defizite im bisherigen gewerkschaftlichen Diskurs ebenso wie in der marxistischen Ökologiedebatte waren sehr spannenden Punkte des Seminars und hier trug neben Michael Löwy, der über Ökosozialismus referierte, zur Beantwortung der konkreten Fragen, die sich in der Gewerkschaftsarbeit stellen, besonders Manolo Gari aus Spanien bei. Er arbeitet am ISTAS (gewerkschaftliches Institut für Arbeit, Umwelt und Gesundheit) der Gewerkschaft CCOO (Comisiones Obreras) im spanischen Staat und entwickelte ein Panorama dessen, was er „Ökosyndikalismus“ nannte. Die Ökologie- und Klimafrage muss nach seiner Auffassung ins Zentrum der gewerkschaftlichen Arbeit rücken und er belegte an Beispielen, wie Forderungsstrukturen entwickelt werden können, die verhindern, dass, beispielsweise im Falle von Betriebsstilllegungen aus Klimaschutzgründen, eine Kollision zwischen den Interessen der Belegschaft und den ökologischen Notwendigkeiten stattfindet. Er wies darauf hin, dass die CCOO bereits seit einigen Jahren diesbezüglich einen klaren Vorstandsbeschluss haben, in dem die Wichtigkeit einer aktiven gewerkschaftlichen Klimaschutzpolitik festgeschrieben ist.

Terisa Turner wiederum, Dozentin an der Universität von Guelph und Ökofeministin, referierte unter anderem über die besondere Rolle, die in der so genannten Dritten Welt (etwa in Nigeria) die Frauen beim Kampf gegen die Umweltzerstörung durch die internationalen Ölkonzerne spielen.
Höchste Zeit
Klar wurde, dass es höchste Zeit ist, dass die marxistische Linke den Klimawandel als die zentrale gesellschaftliche Herausforderung der Gegenwart begreift, denn er droht die materiellen Voraussetzungen für eine zukünftige egalitäre Gesellschaft ohne Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung zu zerstören. Der Kampf gegen die Klimapolitik der herrschenden Klasse bietet die einzigartige Möglichkeit, unmittelbar klarzumachen, dass die kapitalistische Art, zu wirtschaften und zu leben, unweigerlich in die ökologische Katastrophe führt. Konkrete Alternativen im Kleinen wie im Großen zu entwickeln und zu vermitteln und darüber eine Bewegung anzustoßen, die über die derzeitige Gesellschaftsordnung hinausweist, ist das Gebot der Stunde – und dazu war das Seminar ein exzellenter Anfang.

 

TiPP!
Ein  ausführlicherer Bericht über das Seminar und die vom Internationalen Komitee der IV. Internationale im Anschluss daran verabschiedete Resolution zum Klimawandel wird in der nächsten Nummer der INPREKORR veröffentlicht werden.

 

 

Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Zur Startseite