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Die amerikanische Form der Demokratisierung der Welt: Afghanistan – ein Parlament tagt

Von M. Anwar Karimi | 01.03.2006

Die lautstarke Opposition der linken Abgeordneten wie Malaly Djoya, eine mutige Frau von der RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan), wurde trotz Live-Übertragung der Sitzung sogar im wörtlichen Sinne mit Staatsgewalt unterdrückt und sie wurde durch bewaffnete Ordnungskräfte aus dem Parlament rausgezerrt.

Die lautstarke Opposition der linken Abgeordneten wie Malaly Djoya, eine mutige Frau von der RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan), wurde trotz Live-Übertragung der Sitzung sogar im wörtlichen Sinne mit Staatsgewalt unterdrückt und sie wurde durch bewaffnete Ordnungskräfte aus dem Parlament rausgezerrt.

Aus Protest gegen diese Aktion haben insgesamt 31 linke und demokratische Abgeordnete den Parlamentsaal verlassen.
Malaly hat nicht nur gegen die Anwesenheit der islamistischen Warlords als Abgeordnete im afghanischen Parlament protestiert, sondern ein internationales Kriegsverbrechertribunal für die Verurteilung dieser Verbrecher wegen Massaker, Raub, Vergewaltigung, Zerstörung der Infrastruktur, der Schulen und Krankenhäuser während des Bürgerkriegs (1979- 2001) sowie die Auflösung der bewaffneten Banden gefordert. Das würde die Verurteilung von ca. 210 (von insgesamt 249) Abgeordneten des afghanische Parlaments bedeuten.
Hamid Karsai, der von den USA unterstützte Präsident Afghanistans, der auch in dieser ersten Sitzung anwesend war, versuchte vergeblich den Eklat herunterzuspielen, was in einer lächerlichen Szene (seine Augen waren voller Tränen) während der Live-Übertragung endete.
Malaly ist den Islamisten seit langem ein Dorn im Auge. Sie hat bis jetzt drei Attentatsversuche überstanden. Auf Einladung von Exilafghanen weilt sie zurzeit in Toronto (Kanada).
Am nächsten Tag war das Parlament ruhiger und gezähmter und jetzt konnten die Abgeordneten über die Gehälter und Diäten und andre Annehmlichkeiten diskutieren. Da jetzt keine störende Opposition da war, wurde einstimmig beschlossen, dass die Abgeordneten ein monatliches Gehalt von satten 3000 Dollar plus Mietkosten (ca. 500 $) plus einen Dienstwagen – selbstverständlich von der neuesten Marke – (inklusive Sprit und Wartungskosten), zusätzliches Gehalt für zwei Leibwächter pro Abgeordneten sowie das Geld für Netztelefon und Mobil- und Satellitentelefone erhalten.
Und das in einem Land, wo ein Arbeiter am Tag 1 Dollar (!) erhält (bei 10-stündiger Bauarbeit unter extremen Arbeits- und Klimabedingungen) und wo die Kindersterblichkeitsrate bei den Kindern unter 5 Jahre 70% und die Lebenserwartung der Männer 46 Jahre und der Frauen bei 48 Jahren und die Alphabetisierungsrate bei 17% (Männer) und 5% (Frauen) liegt.

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