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Denkschulen? Folterschulen!

Von Helmut Dahmer, Wien | 01.02.2007

Die FAZ berichtet auf den Seiten 1 und 2 der Ausgabe vom 4. 1. 2007 über die durch eine Klage der Bürgerrechtsbewegung ACLU erzwungene Freigabe von Augenzeugenberichten von 493 FBI-Mitarbeitern, die seit Januar 2002 in dem von den USA auf Kuba unterhaltenen „Terroristen“-Gefängnis von Guantánamo eingesetzt waren.

Die FAZ berichtet auf den Seiten 1 und 2 der Ausgabe vom 4. 1. 2007 über die durch eine Klage der Bürgerrechtsbewegung ACLU erzwungene Freigabe von Augenzeugenberichten von 493 FBI-Mitarbeitern, die seit Januar 2002 in dem von den USA auf Kuba unterhaltenen „Terroristen“-Gefängnis von Guantánamo eingesetzt waren.

Diese Berichte bestätigen die bereits „aus anderen Quellen“ bekannt gewordenen Gefangenenmisshandlungen; Guantánamo war die Schule, aus der die Menschenquäler von Abu Ghraib kamen. Auf Seite 3 derselben Ausgabe werden diese Informationen vom Berichterstatter (Matthias Rüb) durch einen Hinweis auf das (2005 erschienene) Buch Inside the Wire von Erik Saar (und Viveca Novak) ergänzt. Saar arbeitete als Übersetzer bei Verhören in Guantánamo, und sein Buch wird als „eine Art Bildungsroman ohne ideologischen Schaum“ charakterisiert.

In dem Artikel „Zwei Denkschulen“ heißt es dann weiter, das alles sei „im Wesentlichen nichts Neues“. Das ist ungemein beruhigend. Aber es kommt noch besser, denn Rüb schildert nun den Richtungsstreit zwischen CIA und FBI zu Beginn des großen Krieges gegen den Terror. Da man nicht wusste, wie mit Al Quaida-Verschwörern, Taliban-Kämpfern und irakischen Aufständischen umzugehen sei, verfielen die CIA-Leute auf „klassische“ Methoden, wie sie schon 1487 im Hexenhammer empfohlen wurden. Die FBI-Agenten hingegen setzten – offenbar eher an Folter-Gegnern wie Christian Thomasius (1723) orientiert – auf „Vertrauen statt Zwang“ (und scheinen sich damit in den letzten beiden Jahren durchgesetzt zu haben). – So weit, so gut. Aber ist es nicht so, dass das Gerede von „Bildungsromanen“ und „Denkschulen“ in diesem Zusammenhang völlig deplaziert ist? Und hat nicht, wer darauf sich einlässt, den Kampf gegen die Folter schon verloren?

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