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Geschichte und Philosophie

Daniel Bensaïd: ein politischer Aktivist, ein Intellektueller, ein Genosse, ein Freund

12.01.2010

Daniel ist am Dienstag, den 12. Januar, von uns gegangen. Er ist am 25. März 1946 in Toulouse geboren worden und trat sein Leben lang für revolutionäre marxistische Ideen ein.

Er gehörte zu den Gründern der Jeunesse Communiste Révolutionnaire (JCR) und der Ligue Communiste Révolutionnaire (LCR). Er war einer der führenden Aktivisten der Bewegung des Mai 68 und gehörte zu denen, die einen sehr sicheren Sinn für politische Initiative hatten. Er begriff die Dynamik der sozialen Bewegung, insbesondere die Verbindung von Studentenbewegung und dem Generalstreik der ArbeiterInnen, und war einer von denen, die verstanden hatten, dass es notwendig war, eine politische Organisation aufzubauen und die Kräfte für den Aufbau einer revolutionären Partei zu akkumulieren.

Die Qualität von Daniels Intelligenz lag in der Verbindung von Theorie und Praxis, von Intuition und Politik, von Ideen und Organisation. Er konnte sowohl einen Ordnerdienst leiten als auch ein theoretisches Werk verfassen. Er führte einen Kampf, bei dem Grundsätze und politische Grenzlinien auf der einen und Offenheit und Ablehnung von Sektierertum auf der anderen Seite miteinander verbunden waren. Daniel, dessen politische Überzeugungen tief in ihm wurzelten, war immer der erste, der die Diskussion suchte, zu überzeugen versuchte, der Positionen austauschen und sein eigenes Denken erneuern wollte.

Von Ende der 1960er Jahre bis Anfang der 1990er Jahre gehörte er zur Tagesleitung der Ligue und spielte er eine entscheidende Rolle bei der Herausbildung eines Projekts und einer Orientierung, die Tagesaktivität und revolutionäre Perspektive miteinander verknüpfte. Bei einem guten Teil seiner theoretischen und politischen Arbeit standen die strategischen Fragen und die historischen Lehren aus den wichtigsten revolutionären Erfahrungen im Mittelpunkt.

Daniel war zutiefst internationalistisch. Er hatte eine Schlüsselrolle bei Aufbau der spanischen LCR in der Zeit des Franquismus. In diesen Jahren spielte er eine bedeutende Rolle in der IV. Internationale, er folgte vor allem den Entwicklungen in Lateinamerika, darunter Brasilien. Er trug viel dazu bei, unsere Sicht der Welt zu aktualisieren und uns auf die historischen Erschütterungen von Ende der 1980er Jahre vorzubereiten.

In den 1990er Jahren und bis jetzt hat er sich, während er seine politischen Aktivitäten fortsetzte, auf Reflexion und theoretische Ausarbeitungen konzentriert: Geschichte der politischen Ideen; Karl Marx’ Das Kapital; Bilanz des Jahrhunderts und seiner Revolutionen, an erster Stelle der russischen Revolution; Ökologie, Feminimus; Identitäten und jüdische Frage; Entwicklung einer neuen Politik der revolutionären Linken in Anbetracht der kapitalistischen Globalisierung. Regelmäßig nahm er an den Sozialforen der altermondialistischen Bewegung teil.

Daniel setzte sich dafür ein, dass eine historische Kontinuität eines offenen und undogmatischen Marxismus gewährleistet wurde und eine Anpassung an die Veränderungen einer neuen Epoche stattfand, stets mit der revolutionären Veränderung der Gesellschaft im Blick.

Viele Jahre lang war er ernsthaft erkrank erfasst, er überwand die Krankheit, indem er dachte, schrieb, an seinen Ideen arbeitete, er sagte weder Reisen noch öffentliche Kundgebungen oder einfache Sitzungen ab. Daniel hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Solidität unserer Grundlagen zu überprüfen und sie der jungen Generation zu vermitteln. Er tat dies mit ganzem Herzen, mit all seinen Kräften. Seine Redebeiträge im internationalen Institut in Amsterdam, auf den Sommeruniversitäten erst der LCR, dann der NPA, auf den Jugendlagern der IV. Internationale haben Hunderte von GenossInnen geprägt. Als einer, der die Erfahrungen der LCR an die NPA weitergibt, hatte Daniel sich dazu entschlossen, den Start unserer neuen Organisation mit einem Neustart der Zeitschrift ContreTemps und der Bildung der "Société Louise Michel" als Rahmen für Debatten und radikales Denken zu begleiten.

Daniel war all dies. Und dann war er noch sympathisch, warmherzig, umgänglich. Er liebte das Leben.

Während viele ex-68er sich gewendet haben und von den Idealen ihrer Jugendzeit Abstand genommen haben, hat Daniel nicht aufgegeben, nichts fallen gelassen. Er ist weiter mit uns!

Aus dem Französischen übersetzt von Wilfried Dubois

http://orta. dynalias. org/inprecor/ article-inprecor ?id=839

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