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Betrieb & Gewerkschaft

AEG-Belegschaft kämpft gegen Schließung

Von Korrespondentin Nürnberg | 29.10.2005

Der schwedische Mutterkonzern Electrolux hat angekündigt, die Fertigung von Waschmaschinen und Geschirrspülern aus Kostengründen nach Polen zu verlagern. Von der Schließung des Werks wären 1750 Beschäftigte betroffen.

Der schwedische Mutterkonzern Electrolux hat angekündigt, die Fertigung von Waschmaschinen und Geschirrspülern aus Kostengründen nach Polen zu verlagern. Von der Schließung des Werks wären 1750 Beschäftigte betroffen.

Mit einem Warnstreik haben AEG-Beschäftigte am 5. Oktober das von Schliessung bedrohte Hausgeräte-Werk in Nürnberg lahmgelegt. Mehrere 100 ArbeiterInnen der Frühschicht versammelten sich zu einer Kundgebung vor den Werkstoren. Das Werk wurde in dem 24-stündigen Streik abgeriegelt. Mit der Blockade wollte die IG Metall das Signal geben, dass bei einer Schließung des Werks das Image aller Electrolux-Marken beschädigt werde.

Der zweite Vorsitzende der IG Metall Huber drohte dem Unternehmen an: „Wir werden einen Käuferboykott der Electrolux-Produkte anzetteln”. Er versicherte den Beschäftigten die Solidarität der Gewerkschaft. „Von Nürnberg wird ein Signal in die gesamte Republik ausgehen. Die Arbeitnehmer lassen sich nicht wie Opferlämmer zur Schlachtbank führen.”
Protestwelle abgeebbt
Auch Jürgen Wechsler, IG Metall Nürnberg, sparte nicht mit harten Worten. Er kündigte eine Auseinandersetzung an, „wie wir sie noch nicht erlebt haben”. Der Generalsekretär des Europäischen Metall-Gewerkschaftsbundes, Peter Scherrer, sah sogar die Möglichkeit für Protestaktionen in ganz Europa. Leider scheint die Protestwelle nach einem kurzen Höhepunkt schon wieder abzuebben: Das Management hat erreicht, was es wollte. Mit seiner Ankündigung das Werk zu schließen, sind Betriebsrat und IG Metall nicht nur zu Protesten bereit, sondern vor allem auch zu sog. Kostensenkungsvorschlägen. Die Vorschläge der Gewerkschaft stützen sich auf ein Gutachten des Info-Instituts in Saarbrücken, das unter anderem Einsparungen von 15 Millionen Euro im Jahr bei den Arbeits- und Fixkosten vorschlägt. Einsparungen bei den Arbeitskosten interpretierten der Betriebsrat und die IG Metall als Löhne und Gehälter und deuteten an, auf einen Teil von Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie der übertariflichen Leistungen zu verzichten. Im Gegenzug verlangen die VertreterInnen der Beschäftigten eine in der Regel recht vage Garantie für die Produktion von Waschmaschinen und Geschirrspülern sowie für den Standort bis 2010.

Von den schnellen Zugeständnissen überzeugt, wird der Aufsichtsrat seine Entscheidung über eine mögliche Werksschließung jetzt doch verschieben. Schließlich sucht der Europavorstand von Electrolux Johan Bygge nach Wegen, einen Teil der Fertigung in Nürnberg zu belassen und Verhandlungen mit der Gewerkschaft über den Standort zu führen. War das dann alles nur Erpressung, um von den Beschäftigten Zugeständnisse zu erzwingen?

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