TEILEN
Feminismus

Frauen in Bewegung (10/2011)

Von Barbara Schulz | 01.10.2011

Kurzmeldungen aus der internationalen Frauenbewegung (10/2011)

Tagesmütter – Tagesväter
Ende 2010 gab es 52 000 Tagesmütter und -väter, die von den Jugendämtern anerkannt waren. Sie können jeweils bis zu fünf Kinder betreuen und werden dafür bezahlt. Die Bezahlung ist allerdings unterschiedlich. Für Dresden gilt beispielsweise seit dem 1. September ein Satz von 519 Euro pro Kind. Dabei ist auch zu bedenken, dass vieles an Ausstattung von den Betreuenden finanziert werden muss. Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen ist aber immer noch groß. Die Ausbildung und Qualifikation von Erziehenden müsste forciert werden, wenn der versprochene Versorgungsgrad erreicht werden soll. Wobei nicht einmal klar ist, ob die Nachfrage überhaupt befriedigt werden kann.
Eine „Vermittlungsoffensive“ vom April 2010 soll Alleinerziehenden, und das sind zu 90 % Frauen, ein Vollversorgungspaket vom Jobcenter bieten: Arbeitsstelle, geeignete Arbeitsbedingungen und Kinderbetreuung. Alleinerziehende, auch Hartz IV Empfangende, sind ab dem vollendeten dritten Lebensjahr ihres Kindes dem Sanktionskatalog des Amtes ausgesetzt, wenn sie sich nicht angemessen um ganztägige Arbeit bemühen.
Ernst gemeint?
Die Nachricht stand am 31. August nicht am 1. April in den Zeitungen. Grundlage ist eine dpa-Meldung.
Prostituierte auf dem Straßenstrich in Bonn sollen ein „Sex-Ticket“ am Automaten ziehen und damit eine „Sex-Steuer“ entrichten – 6 Euro pro Nacht! In Bonn gibt es in der Immenburgvorstadt neben einem Bordell und dem Strich ein so genanntes  Verrichtungsgelände! Mit Sanitäranlagen und Wachdienst! Sauber!
Boxerinnen in Kabul
In Kabul gibt es eine Gruppe von 14- bis 20-jährigen Mädchen, die in einer Boxschule von einem Boxtrainer ausgebildet werden. Eine 17-Jährige wird mit den Worten zitiert: „Es ist wunderbar, wenn ich spüre, wie meine Faust jemanden trifft“ (meine Sympathie für den Boxsport hält sich in sehr engen Grenzen, aber hier halte ich mich zurück). Wieweit diese Box„mannschaft“ mit der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2012 zusammenhängt, wo erstmals Frauenboxen olympische Disziplin ist, lässt sich nicht sicher sagen. Aber es ist ein kleiner Schritt, mit dem sich Frauen aus dem traditionellen Rollenverständnis lösen können.
Libyen
In Libyen haben sich Frauen aktiv an der Aufstandsbewegung beteiligt, aber an der Macht haben sie kaum einen Anteil. Im vierzigköpfigen Nationalen Übergangsrat gibt es eine einzige Frau! Die Ankündigung, dass die Scharia Grundlage der Gesetzgebung sein soll, muss nicht zum Ausschluss von Frauenrechten führen, das ist eine Auslegungsfrage.

Frauen wollen weiterhin Zugang zum Arbeitsmarkt, den sie unter Gaddafis Herrschaft hatten. Aber sie wollen auch Meinungs- und Versammlungsfreiheit und das Recht, ihre Regierung zu wählen. In Tripolis sollen sich Frauen zusammengeschlossen haben, um gehört zu werden.

Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Zur Startseite