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Ökologie

Das Öl der Zerstörung

Von Karl Lindt | 01.06.2005

Dass Gartenmöbel aus Teakholz und die Vernichtung des tropischen Regenwaldes zusammenhängen erscheint einleuchtend. Aber welche Verbindung gibt es zwischen einem Schweineschnitzel oder einer Tüte Kartoffelchips und der Urwaldvernichtung?

 

Die tropischen Regenwälder sind das artenreichste Ökosystem der Erde. Ursprünglich bedeckten sie 11% des Globus, heute sind es gerade noch 6%. Das, was fehlt wurde fast ausschließlich in den letzten 30 Jahren vernichtet. Durchschnittlich 200.000 km² tropischer Regenwald sind in den letzten Jahren pro Jahr den Profitinteressen der Konzerne zum Opfer gefallen, pro Minute 6000 Bäume.
Den größten Anteil daran hat nach wie vor der kommerzielle Holzeinschlag. Hierbei werden große Waldflächen gerodet, um an die zumeist seltenen und einzeln stehenden gewinnträchtigen Hölzer wie z.B. Teak zu kommen. Diese Hölzer landen dann zumeist auf dem europäischen und US-amerikanischen Markt und werden hauptsächlich zum Bau von Möbeln verwendet. Die nicht so gewinnbringenden Hölzer, 90-95% der gefällten Bäume, werden auch zur Papierproduktion verwendet oder einfach abgebrannt.

Plantagen fressen sich durchs Land

In regional unterschiedlich starker Ausprägung gibt es neben dem kommerziellen Holzeinschlag noch weitere, teils bedeutendere Zerstörungsursachen. So breiten sich in den letzten Jahren in Süd-Ostasien, speziell in Indonesien, Ölpalmen-Plantagen aus. Kaum eine andere Kulturpflanze aus den Tropen konnte in den letzten beiden Jahrzehnten eine vergleichbare Expansionsrate verzeichnen wie die aus Äquatorialafrika stammende Ölpalme (Elaeis guinensis). Durch besondere Züchtungen ist sie heute die ertragreich-ste und gewinnbringendste Fett liefernde Pflanze weltweit.
Von der indonesischen Palmölproduktion landen 90% auf dem europäischen Markt. Während 1985 die Anbaufläche der Ölpalmplantagen in Indonesien noch 600.000 Hektar betrug, weitete sie sich bis zur Jahrtausendwende auf 3 Millionen Hektar aus. Momentan findet eine starke Expansion auf die restlichen 20 Millionen Hektar bisher unberührten Urwald statt. Bei dieser Entwicklung wird es in wenigen Jahren in Indonesien keinen Regenwald mehr geben. Die ehemals stark bewaldete Insel Sumatra ist schon so gut wie entwaldet. Die starke Ausbreitung ist auch darin begründet, dass die großen Unternehmen wie z. B. Salim, Sinar Mas, Raja Garuda Mas und Surya Dumai zur schnellen Profitmaximierung den Boden mit Pestiziden regelrecht voll pumpen, was die Folge hat, dass nach einigen Jahren der Boden so vergiftet ist, dass neue Flächen erschlossen werden müssen.

Die Situation der Menschen vor Ort

Während des großen Umsiedlungsprogramms (transmigrasi) der indonesischen Regierung wurden die Menschen von benachbarten Inseln nach Sumatra umgesiedelt. Genauso wie die Ureinwohner Sumatras wurde ihnen durch den legalen und illegalen Raubbau am Wald ihre traditionelle Lebensgrundlage genommen. Wasser Luft und Böden sind vergiftet. Die Abfälle der Palmölproduktion werden direkt vor den Fabriktoren verbrannt. Beim Pressen der Früchte entstehen flüssige Giftstoffe, die einfach in die Natur abgelassen werden und in die Flüsse sickern. Durch den organischen Müll in den Flüssen ist der Sauerstoffanteil im Wasser so nie-drig, dass kein Fisch mehr dort leben kann. Mit dem Wald sind auch die Tiere und essbaren Pflanzen verschwunden, nun müssen die Einheimischen ihren Unterhalt als Tagelöhner/innen auf den Ölpalmen-Plantagen verdienen.

Palmöl in Produkten der Industrieländer

Das Palmöl findet sich in jedem dritten Produkt aus dem Supermarkt (Studie Friends of the Earth) in Europa und den USA. Das Spektrum reicht dabei von Tütensuppen, Margarine, Backwaren bis zu Schokolade, Eiskrem und vielen weiterem. Im Lebensmittelbereich verwenden u.a. Kraft (Miracoli, Milka, etc.) und Kelloggs Palmöl. Proctor & Gamble (Ariel, Lenor, Meister Proper) und Henkel sowie weitere Unternehmen setzen das tropische Öl auch in Waschmitteln, hier zur Herstellung der waschaktiven Substanzen (Tenside), und im Kosmetik-Sektor ein. Palmkernschrot wird in den letzten Jahren in den Industrieländern seit der BSE-Krise als Ersatz für Tiermehl in der Tierfutterindustrie verwendet. Die Palette der Anwendungsbereiche von Produkten der Ölpalme würde sich über Farben, Lacke, Schmierstoffe, Kerzen usw. beliebig fortführen lassen.

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