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Chronologie von 7 Monaten Kampf gegen die Rentenreform

Von P.V. | 01.12.2010

Eine Chronologie der Kämpfe in Frankreich von März bis November 2010.

23. März: 800 000 folgen dem Demonstrationsaufruf der Koordination von 8 Gewerkschaftsverbänden („l’intersyndicale“) für eine „gerechte Reform“

26. Mai: 1 Million auf der Straße

24. Juni: 2 Millionen auf der Straße, großenteils wegen der Finanz- und Spendenaffäre Woerth-Bettencourt. Eigentlich sollten damit die Proteste abgeschlossen (d. h. beerdigt) werden; es wird aber – was es bisher noch nie gab –ein neuer Aktionstag nach der Sommerpause angekündigt. Durch den ganzen Sommer hindurch kocht der Skandal immer wieder hoch und verstärkt das Gefühl der Ungerechtigkeit.

7. September: 2,7 Millionen demonstrieren. Die Gewerkschaftskoordination ruft zu einem neuen Aktionstag auf, aber erst für 2 Wochen später. Es verbreitet sich der Eindruck, dass die Dynamik der Bewegung gebrochen werden soll. Die Gewerkschaftsverbände „Solidaires“ und FO versuchen, einen früheren Termin durchzusetzen.

12. September:
Viele Aktionen und Demonstrationen „von unten“ anlässlich der ersten Lesung des Gesetzes in der Nationalversammlung.

23. September: 3 Millionen auf der Straße. Die Bewegung schwillt an. In den „üblichen“ Sektoren finden keine Belegschaftsversammlungen zur Fortführung des Streiks statt, wohl aber in den Raffinerien (mit den Gewerkschaften CGT und Solidaires) und bei städtischen Bediensteten der Kindergärten, Schulkantinen, bei der Müllabfuhr in Marseille (CGT und FO), und zum Teil in den Häfen und auf den Schiffen.

2. Oktober (ein Samstag): 3 Millionen demonstrieren, aber in vielen Fällen sind es nicht die gleichen, die sonst während der Woche demonstriert haben (es sind jetzt vornehmlich Familien und Beschäftigte der Privatindustrie, die nur sehr schwer an Streiks teilnehmen können).

7. Oktober:
Beginn der Bewegung an den Gymnasien, die sich weitgehend spontan entwickelt und sich mit der Geschwindigkeit von SMS unter Jugendlichen ausbreitet.

12. Oktober: 3,5 Millionen Demonstrant­Innen. Es gibt nicht viele Streiks im Öffentlichen Dienst, aber sie breiten sich aus und beunruhigen vor allem die Chefs kleinerer und mittlerer Unternehmen. Oft sind es tägliche Arbeitsniederlegungen von einer Stunde. Dutzende von Belegschaftsversammlungen, zu denen die verschiedenen Gewerkschaften gemeinsam aufrufen, finden statt. Schließlich beginnen unbefristete Streiks bei der Bahn, der Elektrizitätsversorgung, bei den Lehrer­Innen, den Schulkantinen, bei den Fuhrunternehmen, den Geldtransporten, bei der Müllabfuhr und Müllbeseitigung. Die Gymnasiast­Innen blockieren weiterhin die Schulen und erste Blockaden beginnen vor Auslieferungslagern, Kreuzungen in Industriegebieten oder Verkehrsknotenpunkten. Die CGT-Führung beschließt, „die unbefristeten Streiks dort zu unterstützen, wo die Kolleg­Innen sich dazu entschließen“, aber sie weigert sich hartnäckig, zum Generalstreik aufzurufen. Der Streik in den Raffinerien dehnt sich aus.

16. Oktober: zweiter Demonstrationssamstag mit annähernd 3 Millionen auf der Straße.

18. Oktober: An diesem Montag sind annähernd 1 000 Gymnasien und berufsbildende Schulen blockiert (zumeist spontan); die Schüler­Innen ziehen in Demonstrationszügen durch die Städte.

19. Oktober: 3,5 Millionen demonstrieren in insgesamt 260 Städten; 70 % der Bevölkerung unterstützen sie. Die CGT blockiert 12 Raffinerien. Sehr schnell geht vielen Tankstellen der Sprit aus. Auch bei der Bahn steigt die Mobilisierung. Trotz der Unannehmlichkeiten bleibt die Bewegung sehr populär. Die Streikposten an den Raffinerien erhalten wachsende Unterstützung; an vielen Stellen wird Geld zur Streikunterstützung gesammelt.

23. Oktober: Gewaltsames Eingreifen der Bereitschaftspolizei bei der Raffinerie Grandpuis bei Paris und Dienstverpflichtung der Streikenden (unter Androhung von Haftstrafen). Die Gewerkschaftsführer lehnen es ab, als Reaktion darauf sich vor dem Betrieb zu versammeln und zur Blockade des gesamten Landes aufzurufen.

28. Oktober: Während der Verabschiedung des Gesetzes sind wieder annähernd 2 Mio. auf der Straße.

6. November: 1,2 Millionen demonstrieren in 245 Städten.

Übers. D. B.

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