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Innenpolitik

Zaunspaziergang in Heiligendamm

Von Tom Bogen | 01.05.2007

Am 13. bis 16. März fand in Rostock die 3. Aktionskonferenz zur Vorbereitung der G8-Proteste in Heiligendamm, Rostock und Umgebung statt. Als Abschluss des Treffens protestierten etwa 300 TeilnehmerInnen gegen den Sperrzaun, der Heiligendamm umgibt, um das Tagungsgelände von GipfelkritikerInnen im Juni fern zu halten.

Am 13. bis 16. März fand in Rostock die 3. Aktionskonferenz zur Vorbereitung der G8-Proteste in Heiligendamm, Rostock und Umgebung statt. Als Abschluss des Treffens protestierten etwa 300 TeilnehmerInnen gegen den Sperrzaun, der Heiligendamm umgibt, um das Tagungsgelände von GipfelkritikerInnen im Juni fern zu halten.

Von Weitem sieht er aus wie ein Zaun für weidende Kühe, der bis über den grünen Horizont reicht. Mitten auf einem Feld. Nähert mensch sich, wird schnell klar, dass es hier nicht darum geht, Tiere drin, sondern Eindringlinge fern zu halten. Der Zaun um Heiligendamm ist fertig gebaut und nichts symbolisiert so sehr den Charakter des G8-Treffens.

Um auf dieses Zeichen absoluter Macht aufmerksam zu machen und sie gleichzeitig anzuzweifeln, sollte die Konferenz an der G8-Grenze enden. Gleichzeitig stellte die Aktion den Auftakt für die Proteste vor Ort dar. Vom Convergence Center, dem Protesthauptquartier in Rostock Evertshagen, einer ausgemusterten Schule, ging es mit zwei Reisebussen bis zur Bundesstraße, die nach Heiligendamm führt. Dort, kurz vor einer Galopprennbahn, befindet sich eine der drei Passierstellen, die mensch schon jetzt nicht mehr queren kann, ohne von Grenzpolizei beobachtet zu werden. Doch erwarteten die etwa 300 TeilnehmerInnen der Demonstration nicht ein oder zwei Geländewagen, sondern gleich vier Hundertschaften Polizei und eine “Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit”, wie im Polizeideutsch extra ausgebildete Prügeleinheiten genannt werden.
Blockade und Demo
Die auf der Konferenz gebildete Blockade-AG nutzte die gesperrte Straße für ein Aktionstraining. Im Rollenspiel wurde eine Sitzblockade samt Räumung durch die Polizei nachgespielt. Was die zahlreich anwesende Presse dank der schönen Bilder freute. Die Aktion hatte aber einen ernsten Hintergrund. So wurde an dem Wochenende auch geplant, wie im Rahmen der Kampagne „Block G8” das Treffen effektiv, wenn nicht verhindert so doch verzögert werden kann. Im Spiel blieb die Polizei relativ friedlich. Davon dürfte im Juni nicht auszugehen sein.

Auf der Auftaktkundgebung erfuhren die DemonstrantInnen dann, dass es die Behörden noch nicht einmal für nötig hielten, einen baulichen Genehmigungsplan für das Bauwerk einzuholen. Rein juristisch gibt es den Zaun gar nicht. Der mecklenburgische Ministerpräsident äußerte sich in einem Interview zum Charakter des Zauns: Es handle sich dabei lediglich um eine “Vorrichtung zur Lenkung des Besucherstroms”. Jeder hätte demnach die Möglichkeit über ihn drüber, drunter hinweg oder durch ihn durch zu gehen. Was für ein Hohn. Handelt es sich dabei doch um ein 12 Kilometer langen, 2,50 Meter hohen, mit Stacheldraht gekrönten massiven Metallzaun, der an 4600 Betonblöcken befestigt wurde, die jeder ca. 900 Kilo schwer sind. Ein sogenannter “Unterkriechschutz” reicht 50 cm tief in die Erde. Kosten: Etwa 14 Millionen Euro. Und offensichtlich wollte die an diesem Nachmittag massiv vertretene Polizei die Lenkung der Menge nicht dem Zaun überlassen. Eine Route direkt am Zaun wurde nämlich verboten. Er durfte lediglich ein paar Mal passiert werden. So schritten die ProtestlerInnen nach Heiligendamm am weithin weiß blitzenden Hotelkomplex Kempinski vorbei bis zum Ostseestrand. Wo einige ihren festen Willen unter Beweis stellten, jeglichen Gewalten zu trotzen und ein Nacktbaden im eisigen Wasser veranstalteten. Und so wird es auch Zeit, unsere Sinne zu beleben und sicherzustellen, dass genug Menschen vorhanden sind, um die Aktion in der ersten Juniwoche zu wiederzuholen.

Mehr zur geplanten Blockade während der Aktionswoche: www.block-g8.org 

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