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Betrieb & Gewerkschaft

Verpasste Chance bei AEG Nürnberg

Von H.N. | 01.04.2006

Im Unterschied zum Widerstand bei ALSTOM war der Kampf bei AEG von Anfang bis zum bitteren Ende durch den IG Metall-Apparat bestimmt. Mit dem fast sechs Wochen andauernden Streik um einen „Sozialtarifvertrag” hatte die IG Metall (IGM) nicht nur die Belegschaft hinter sich gebracht, sondern auch große Teile der Öffentlichkeit. Wohl kaum eine andere betriebliche Auseinandersetzung hatte in den letzen Jahren soviel bundesweites Aufsehen und so viele Sympathien erregt.

Im Unterschied zum Widerstand bei ALSTOM war der Kampf bei AEG von Anfang bis zum bitteren Ende durch den IG Metall-Apparat bestimmt.

Mit dem fast sechs Wochen andauernden Streik um einen „Sozialtarifvertrag” hatte die IG Metall (IGM) nicht nur die Belegschaft hinter sich gebracht, sondern auch große Teile der Öffentlichkeit. Wohl kaum eine andere betriebliche Auseinandersetzung hatte in den letzen Jahren soviel bundesweites Aufsehen und so viele Sympathien erregt.
Chance verpasst
Der Konflikt mit Electrolux um die Schließung des traditionsreichen Hausgerätewerks hätte als Katalysator für eine energische Gegenwehr gegen Arbeitsplatzvernichtung in anderen Betrieben dienen können. Es ist kein Zufall, dass die Einigung zwischen IGM und Electrolux just zu dem Zeitpunkt zustande kam, als die Konzernleitung die Folgen des Streiks sowohl in Logistik und Produktion als auch im Absatz der Marke AEG zu spüren bekam.
Das „Aus” der Fertigung in Nürnberg wurde der Belegschaft zwar mit einer spürbaren Erhöhung der Abfindungen versüßt. Dies verkauft die IGM zu recht als ihren „Erfolg”. Aber der beste Sozialplan kann nicht den Verlust von rund 1700 Arbeitsplätzen bei AEG und hunderte weiterer Stellen bei Zulieferern und Dienstleistern in der Region ersetzen. Das eindeutige Ergebnis der Urabstimmung zur Einigung bei AEG ist nicht nur Ausdruck der Frustration vor allem älterer KollegInnen, die genug von der Maloche haben. Es ist auch ein Beleg dafür, dass dieser Kampf von Betriebsrat und Belegschaft alleine nicht hätte aufgenommen werden können. Dennoch müssen sich die verantwortlichen IGM-Funktionäre, darunter nicht unwichtige WASG-Mitglieder, und vor allem der Frankfurter Vorstand fragen lassen, warum sie diese große Chance verpasst haben.
Musterbeispiel
Der Fall AEG Nürnberg ist allgemein als Musterbeispiel des heutigen Kapitalismus verstanden worden: Electrolux plündert erst ein Traditionsunternehmen aus, schließt dann eine hochprofitable Produktion und verlagert diese schließlich mit Subventionierung durch EU-Mittel – sprich Steuergelder – in die „Sonderwirtschaftszone” Waldenburg.

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