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Papandreou bringt „Eurogendfor“ nach Griechenland!

Von ADK und Diktio | 01.11.2011

Der griechischen Regierung ist nicht entgangen, dass mit der gegenwärtigen gewaltigen Politisierungswelle über kurz oder lang das herrschende System infrage gestellt wird. Sie scheint deswegen vorzusorgen, wie das nachfolgende Dokument belegt. Nicht zuletzt wegen der deutschen Verwicklung sollten wir es ernst nehmen.

Der griechischen Regierung ist nicht entgangen, dass mit der gegenwärtigen gewaltigen Politisierungswelle über kurz oder lang das herrschende System infrage gestellt wird. Sie scheint deswegen vorzusorgen, wie das nachfolgende Dokument belegt. Nicht zuletzt wegen der deutschen Verwicklung sollten wir es ernst nehmen.

Die Regierung, die vor dem kommenden Volksaufstand zittert und sich nicht auf die Armee verlassen kann, um die als feindlich wahrgenommene Bevölkerung zu unterdrücken, hat eine Brigade von „Eurogendfor“ nach Griechenland gebracht. „Eurogendfor“ ist im Wesentlichen eine Spezialeinheit der europäischen Polizei (Gendarmerie) zur Niederschlagung von Aufständen, die komplett mit gepanzerten Fahrzeugen ausgestattet ist und über den Hafen von Igoumenitsa ins Land geschleust wurde.
Vorliegenden Informationen zufolge wurde die Brigade von ihrer Basis in Norditalien zwischen dem 8. und 10. Oktober nach Griechenland verlegt. Es handelt sich um eine vollständige Brigade, die aus Deutschen und Niederländern besteht. Sie soll nun in Larissa stationiert sein. Am Tag nach der Ankunft der Truppe transportierten Laster die verhüllten und getarnten Panzerfahrzeuge ins Land. Augenzeugenberichte bestätigen die Ankunft der zivil gekleideten Männer mit Reisetaschen, die die Aufschrift „EGF“ tragen.
Begründung: Eine Übung wird abgehalten
Die offizielle Begründung ist, dass eine gemeinsame Übung zur Niederschlagung von Aufständen mit der griechischen Polizei stattfinden soll! Während die Arbeitenden sich auf den Generalstreik und massenhafte und kämpferische Demonstrationen am 19. und 20. Oktober vorbereiten, um gegen Zehntausende von Entlassungen im öffentlichen Sektor sowie gegen die Abschaffung der Tarifverträge und Mindestlöhne, gegen die Kopfsteuern und den allgemeinen Ausverkauf zu protestieren, reden die Papageien der Regierung von einer Übung und nicht von skrupellosen Einheiten von Militärpolizei, die bislang in vom europäischen Militär und der NATO besetzten Gebieten eingesetzt worden sind [Kosovo, Afghanistan]!

Diese Entwicklung enthält eine deutliche Symbolik: In der Woche des Jahrestages der Befreiung von den deutschen Nazi-Besatzern, den italienischen Faschisten und den einheimischen Repressionskräften sowie 67 Jahre nach der letzten Invasion der britischen Truppen in Zusammenarbeit mit George Papandreou (dem Großvater des heutigen Regierungschefs), werden nach Absprache der PASOK-Regierung mit der Troika ausländische Truppen, Niederländer und Deutsche, nach Griechenland geschickt, um die Rechte der Wucherer, der Banken und des Kapitals durchzusetzen! Die europäische Gendarmerie erscheint, um die Reaktionen der Bevölkerung auf die Verelendungsmaßnahmen mit militärischer Gewalt zu unterdrücken. 

Bekannt ist, dass auch während der Rebellion im Dezember 2008 wegen der Ermordung des 15-jährigen Schülers Alexis Grigoropoulos die deutsche Regierung die Entsendung von Einheiten der „Eurogendfor“ zur Unterdrückung der militanten Unruhen vorgeschlagen hatte. Die Regierung von „Nea Demokratia“ hatte dies damals aber wegen möglicher Reaktionen der Bevölkerung abgelehnt. Auch die Armee, Berufssoldaten und Rekruten, weigerten sich, gegen die Protestierenden auf der Straße vorzugehen.
„Eurogendfor“ ist mit gepanzerten Kampffahrzeugen ausgerüstet und wurde für militärische Missionen in Kosovo, Afghanistan etc. geschaffen, um Aufgaben durchzuführen, die mit konventionellen Streitkräften nicht zu bewerkstelligen sind.

Die PASOK-Regierung weiß, dass sie der Armee nicht vertrauen kann. Wenn pensionierte Soldaten wegen der Hungerrenten und der gestohlenen Beiträge der Aktienfonds ins Ministerium für Nationale Verteidigung eindringen, wenn Offiziere und Unteroffiziere sehen, dass ihnen wegen der Kürzungen und der Troika-Kredite nur wenige Euro pro Monat bleiben, während in einigen Grenzeinheiten informell Armenküchen für das Militär arbeiten, … dann ist kaum vorstellbar, dass diese Einheiten mit Pistole und Knüppel für die Regierung kämpfen, die sie in diese Situation gebracht hat. Oder sind vielleicht die Rekruten, die von einer Erhöhung des Militärdiensts bedroht sind, um zusätzliche Monate als unbezahlte Sklaven zu arbeiten, und die mit verdorbenem Fleisch und Konserven gefüttert werden, bereit, für die Regierung in Straßenkämpfe zu gehen?
Weg mit PASOK-Regierung, Troika und ausländischen Truppen
Der parlamentarische Totalitarismus in unserem Land hat einen entscheidenden Schritt unternommen. Er hat ausländische Militärgendarmerie, und ausgerechnet die Deutschen und Niederländer, ins Land gerufen, um die Bevölkerung zu unterdrücken. Einst waren es die Obristen, die Panzer auffahren ließen. Jetzt sind es Professoren für Verfassungsrecht (wie Finanzminister Venizelos), die ausländische Truppen ins Land bringen!

Die Menschen hier brauchen sich nicht zu fürchten und dürfen nicht zurückweichen. Die da oben fürchten uns. Diejenigen, die ihre Nasen nicht aus den gepanzerten Mercedes stecken, sowie die Polizeisondereinheiten MAT zittern vor uns. Es ist die Wut, die uns auf die Straßen gehen lässt. Schulen, Universitäten, Krankenhäuser, Ministerien, Behörden, alles wird eins nach dem anderen besetzt. Was soll man sonst tun, wenn das eigene Kind im Schulhof vor Hunger ohnmächtig wird, wenn man dir die Würde und die Hoffnung nimmt, wenn man dich niederwirft und verelenden lässt?

Außer den verlogenen Journalisten der Fernsehkanäle, deren Eigentum Reeder und Kapitalisten sind, außer den Richtern und den Knüppelgarden-Polizisten will diese Regierung sonst niemand mehr. Alle wollen, dass die PASOK-Regierung der mittel-, langfristigen und sonstigen Memoranden, die Wucherer, die EU und der IWF verschwinden, alle, die unsere Leben zerstören, die Arbeiterrechte und die demokratischen Freiheiten abschaffen, uns zu Hunderttausende feuern und zu Arbeitslosigkeit verdammen sowie uns und unsere Kinder für immer versklaven.
Wir müssen den Aufstand jetzt wagen!
Wir rufen die Rekruten und Berufssoldaten auf, illegitime Befehle, die sich gegen ihr Gewissen und in schändlicher und terroristischer Weise gegen das aufständische Volk richten, zu verweigern, sowie jede Hilfs- oder Dienstleistung für die deutschen und holländischen Söldner zurückzuweisen.

Übersetzung: Andreas Kloke

 

ADK und Diktio
Die „Antipolemiki Diethnistiki Kinissi“ (ADK -Internationalistische Antikriegs-Initiative) und „Diktio Spartakos“ (Netzwerk Spartakos) sind Formati
onen der antikapitalistisch-revolutionären Linken (also zweifellos etwas „Minoritäres“). In der ADK arbeitet auch OKDE-Spartakos, griechische Sektion der IV. Internationale mit.
„Diktio Spartakos“ ist das einzige Netzwerk der antikapitalistisch-revolutionären Linken, und vermutlich der Linken überhaupt, das sich mit politischer Arbeit unter Rekruten und im Militär beschäftigt. (Es ist im Wesentlichen mit NAR liiert, also mit einer Organisation, die in ANTARSYA, dem Bündnis der revolutionären Linken, eine wichtige Rolle spielt.) Es ist daher m.E. besonders wertvoll und politisch bedeutend.
Was im Text steht, ist im Wesentlichen richtig, auch wenn wir vom tatsächlichen Aufstand, den wir brauchen, vielleicht noch ein gutes Stück entfernt sind.
Der Text und die Meldung, die er enthält, sind keineswegs zu vernachlässigende Nachrichten. Das kapiert hier, zumindest ansatzweise, inzwischen sogar Otto Normalverbraucher (auch wenn er noch nicht zum Kommunisten oder Aufständischen geworden ist). Die ganze Situation ist hier geradezu unheimlich. Es ist keinerlei Übertreibung, sondern eine zutreffende Beschreibung der Entwicklungen, wenn im Text davon die Rede ist, dass „wir und die kommenden Generationen“ in Griechenland „versklavt“ werden sollen. Allerdings geht es nicht nur um Griechenland, sondern um ganz Europa und auch um Nordamerika.   Andreas Kloke

 

 

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