Nicht mehr pennen in der Penne
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Projektarbeit wie in finnischen Schulen

Nicht mehr pennen in der Penne

06.02.2024

In den letzten Jahren wurde immer mal wieder etwas reißerisch gemeldet, Finnland schaffe die Schulfächer zugunsten von themenbezogener Arbeit ab. Auch in den letzten Wochen hieß es wieder so. Das ist eine Übertreibung, wenn auch das Lernen nach Fächern dort tatsächlich weiter zurückgedrängt wurde. Jedenfalls ermutigt mich der finnische Ansatz dazu, Schule neu zu denken. „Man muss auch träumen können“, meinte ja Lenin.

Sowohl die Einteilung des Unterrichts nach Fächern wie auch das Notensystem verleiden den Schulkindern und Heranwachsenden die Freude daran, Neues zu lernen. Zu meiner Zeit war es sogar oft passend zu sagen: „Wenn alles schläft und einer spricht, dann nennt man dieses Unterricht.“ Das wurde später etwas besser, und in der Regel bemühen sich die Lehrkräfte heute darum, die Schülerinnen und Schüler zu aktivieren. Trotzdem hat auch mein Jüngster (Jahrgang 2000) vor allem in den letzten Jahren seiner Schulzeit die Schule herzlich gehasst.

Wie sieht der Ansatz themenbezogenen Lernens nun aus? Die Schülerinnen und Schüler bekommen keinen Wochenplan vor den Latz geknallt, wo beispielsweise Montag mit Englisch und Finnisch (oder Deutsch) beginnt, worauf zwei Stunden Mathe sowie Biologie und Physik folgen und am Schluss noch Geschichte. Vielmehr hat sich eine Gruppe von ihnen in einem ausführlichen Gespräch zum Beispiel dafür entschieden, sich mit dem Problem der Welternährung zu befassen. Dafür werden acht Wochen angesetzt.

Die Schülerinnen und Schüler setzen sich jeden Tag zusammen und besprechen, wie sie sich dem Thema nähern. Die Lehrkräfte spielen eine eher moderierende und beratende Rolle. Welche Teilthemen kommen in Betracht? Was kann wie recherchiert werden? Wo schaut man im Internet nach, welche Schlagworte sind für die Suche geeignet? Jede und jeder übernimmt bestimmte Teilaufgaben und berichtet der Gruppe über die Ergebnisse, Erkenntnisse und neuen Fragestellungen.

Was vorher „Fächer“ waren sind nun Hilfsmittel, um bestimmte Teilfragen zu klären. Die Schülerinnen und Schüler stoßen darauf, dass sie bestimmte mathematische Techniken brauchen, sowie Kenntnisse in Bereichen wie Landwirtschaft, Ökonomie, Biologie usw. Die „Fächer“ erweisen sich nun als nützlich dafür, bestimmte Zusammenhänge besser zu verstehen, neue Fragestellungen zu entwickeln und Lösungsansätze zu entwickeln (sowie herauszuarbeiten, welche Interessen und Verhältnisse der Verwirklichung dieser Lösungen im Wege stehen). Mit abgelaufener Zeit erarbeiten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam einen abschließenden Bericht, der mit den betreuenden Lehrkräften besprochen wird.

Aber Momentchen mal, was wird denn aus der individuellen Benotung, wenn der gesamte Unterricht in dieser Weise organisiert würde?

Der Eifer der Lernenden kommt teils von der eigenen Neugierde und teils von der Missbilligung der anderen, wenn jemand gar nicht mittun will. In Finnland werden individuelle Noten erst relativ spät in der Schulzeit gegeben, sie sind aber nicht abgeschafft. Und so bleibt jede Schulreform Stückwerk. Die logische Folge einer Organisierung des Unterrichts nach Projekten, nach gemeinschaftlich selbstbestimmt bearbeiteten Fragestellungen, wäre am Ende der Schulzeit ein einfacher Bericht, an welchen Themen der oder die Betreffenden gearbeitet und welche Fertigkeiten und Neigungen sie dabei entwickelt haben. Die Noten wären verschwunden.

Aber das geht doch nicht? Ja, aber warum geht das nicht? Ganz einfach, die Schule steht nicht einfach für sich außerhalb der gesellschaftlichen Verhältnisse. Eine Schule, in der die Heranwachsenden sich vergnügen, die nebenbei zur roten Kaderschmiede wird – denn jede ernsthafte selbstbestimmte Beschäftigung mit egal welchem Thema der gesellschaftlichen Wirklichkeit führt zu revolutionären Schlussfolgerungen – würden die Herrschenden nicht dulden.

Schule ist für die Zurichtung der Heranwachsenden da. Sie sollen in die Rollen hineinwachsen, die sie in der Gesellschaft spielen sollen: sich diszipliniert der Ausbeutung unterwerfen, energisch das Ausbeutungssystem in Gang halten, Gerüstet für den Konkurrenzkampf aller gegen alle sein. Darum kommt keine wirkliche Humanisierung des Unterrichts zum Ziel ohne Aufsprengung der herrschenden kapitalistischen Verhältnisse.  Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die Schule in Finnland schlechter geworden ist und auch bei den Pisa-Studien nicht mehr so sehr gut abschneidet. Ein Grund dafür ist, dass schon jahrelang an der Bildung gespart wird. Mit der neuen konservativ geführten Regierung wird das kam besser werden. 

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