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Innenpolitik

Nicht auf Zusammenbruch hoffen, selbst aktiv werden!

Von B. B. | 01.04.2009

Bei den zahlreichen linken Veranstaltungen über die Krise reagieren nicht wenige ZuhörerInnen wie folgt: Je mehr Einzelheiten der Krise erläutert werden, desto tiefer versinken die BesucherInnen in ihren Sitzen. Die detaillierte Analyse, ob richtig oder falsch, hinterlässt das Bild, dass alles unendlich kompliziert und unverständlich ist.

Bei den zahlreichen linken Veranstaltungen über die Krise reagieren nicht wenige ZuhörerInnen wie folgt: Je mehr Einzelheiten der Krise erläutert werden, desto tiefer versinken die BesucherInnen in ihren Sitzen. Die detaillierte Analyse, ob richtig oder falsch, hinterlässt das Bild, dass alles unendlich kompliziert und unverständlich ist.

Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn die Finanzkrise im Zusammenhang mit der Überproduktionskrise, der Klimakrise, der allgemeinen Krise des Kapitalismus dargestellt wird. Was ist dagegen überhaupt noch auszurichten?
Die Gewerkschaften machen kaum gegen die Krise mobil und sind politisch so schwach, dass sie die Überproduktion mit dem Bau von Autos und Kühlschränken bekämpfen wollen.

Die Partei Die Linke ist so wenig radikal, dass sie Schwierigkeiten hat,  Sofortforderungen wie 500-30-10 aufzustellen oder die Systemfrage zu stellen.

Und die revolutionären Organisationen, durchaus mit anspruchsvoller Programmatik, sind organisatorisch so schwach, dass ihnen die Mittel zu deren Verbreitung fehlen.
Zusammenbruchstheorie als Zeichen der eigenen Schwäche
Um sich über die eigenen Schwächen hinwegzutrösten, suchen viele Linke Halt in der Zusammenbruchstheorie. Zwar behaupten die verschiedenen ReferentInnen nicht, dass morgen der Kapitalismus zusammenbricht. Aber sie legen doch nahe, dass der Kollaps des Systems unmittelbar bevorsteht. Das bestärkt die eigene Lähmung.

Historisch geht die Zusammenbruchstheorie nicht auf Marx, sondern auf den Reformisten Bernstein zurück, der sie Marx unterschob. Sie half, den kämpferischen Aktivismus einer damals marxistischen Sozialdemokratie zu zerstören. Die Ansicht, das System werde ohne eigenes Dazutun an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde gehen, wurde zum Religionsersatz.

Natürlich ist ein Zusammenbruch des Finanzsystems nicht ausgeschlossen. Aber wenn es sich schließlich um eine Überproduktionskrise handelt, in der zu viele Autos, zu viel Stahl usw. produziert wurden, warum soll sie dann nicht wie eine Überproduktionskrise durch die Vernichtung von (Geld)Kapital, der Pleite von Fabriken und Banken, der Fusion von Produktions- und Finanzkonzernen usw. gelöst werden können?

Im Leben wie in der Politik gibt es immer mehrere Möglichkeiten. Aufgabe des revolutionären Marxismus ist nicht, den Menschen mit der Apokalypse Angst und Schrecken einzujagen, sondern die verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten abzuwägen, die wahrscheinlichste Variante herauszufiltern, entsprechend die eigenen Aufgaben zu bestimmen und die nächsten Aktionsmöglichkeiten vorzuschlagen.

Sicherlich ist die heutige Krise keine wie jede andere. Nicht ausgeschlossen, dass sie in die Geschichte der Menschheit als Ausgangspunkt einer Periode der Instabilität und von jähen politischen Wendungen eingehen wird.
Dass aber das System nicht einfach zusammenbricht, wusste schon Lenin, für den es keine ausweglose Situation des Kapitalismus gab. Denn dazu braucht es entsprechend starke revolutionäre Organisationen, die ihm den nötigen Tritt verpassen.

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