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Betrieb & Gewerkschaft

Mobbing bei Maredo: Betriebsräte und Beschäftigte zu Hacksteaks?

Von Heinrich Neuhaus | 12.10.2012

Die Restaurantkette Maredo – mit Hauptsitz in Düsseldorf – hat sich auf Steaks spezialisiert … und auf das Mobbing von Beschäftigten und Betriebsräten. Maredo bezeichnete sich 2011 mit 55 Standorten und über 1700 Angestellten als „Marktführer” im deutschen „Steakhaus-Segment”. Seit 2005 haben durch ein „Management-Buy-out” (15%) die Geschäftsführung und der Private Equity Fonds GEP III das Sagen. Geschäftsführender Gesellschafter von Maredo ist ein gewisser Uwe Büscher.

Die Restaurantkette Maredo – mit Hauptsitz in Düsseldorf – hat sich auf Steaks spezialisiert … und auf das Mobbing von Beschäftigten und Betriebsräten. Maredo bezeichnete sich 2011 mit 55 Standorten und über 1700 Angestellten als „Marktführer” im deutschen „Steakhaus-Segment”. Seit 2005 haben durch ein „Management-Buy-out” (15%) die Geschäftsführung und der Private Equity Fonds GEP III das Sagen. Geschäftsführender Gesellschafter von Maredo ist ein gewisser Uwe Büscher.

Von Mai bis Ende Juli 2012 fand vor dem Frankfurter Arbeitsgericht eine Reihe denkwürdiger Arbeitsgerichtsprozesse in der Sache Maredo gegen die drei Betriebsratsmitglieder der Filiale in der Frankfurter „Freßgass’” statt.

Unterstellungen

Eines der drei Betriebsratsmitglieder ist die Kollegin V.M. Sie ist 60 Jahre alt, schwerbehindert und arbeitet seit 28 Jahren bei Maredo. Das Management unterstellt ihr unter anderem, Brotreste gegessen zu haben und das aufbereitete Leitungswasser des Restaurants getrunken zu haben.

Dem Kollegen M.W., der seit zehn Jahren bei Maredo angestellt und mittlerweile als Betriebsleitungsassistent tätig ist, wirft die Geschäftsführung „mangelnde Aufsichtspflicht" und das Ausgeben von Getränken an KollegInnen vor.

Schließlich wird der Fall des BR-Vorsitzenden M. B. verhandelt. Er ist 44 Jahre alt und seit 27 Jahren bei Maredo. Dem Moslem und Vater von vier Kindern wirft das Unternehmen vor, während des Fastenmonats Ramadan die für das Restaurant zu kleinen Kartoffeln mitgenommen zu haben, sowie Suppe und Fleisch gestohlen zu haben.

„Rechtsprechung”

Mit den Behauptungen von „verdeckten Ermittlern" und der Auswertung illegal erstellter mehrwöchiger Videoaufnahmen versucht Mardeo, seine Vorwürfe zu belegen. Das Arbeitsgericht will aber von diesen dubiosen „Beweisen" nichts wissen, denn es soll ja ein möglichst unanfechtbares Urteil fällen.

Ob dies so ist, wird sich zeigen. Bei M. W. wies das Arbeitsgericht den Antrag auf Zustimmung zur Kündigung zurück, bei M. B. und V.M. gab es jedoch den Anträgen statt. Eine wirklich „moderne” Auslegung des Arbeitsrechts und des Betriebsverfassunggesetzes! Offensichtlich hat das Gericht nicht verstanden oder nicht verstehen wollen, um was es in Wirklichkeit geht – um die Zerschlagung eines aktiven Betriebsrats und den Rausschmiss einer „zu teuren” Belegschaft. Der Anwalt der KollegInnen hat auch deshalb bereits weitere rechtliche Schritte angekündigt.

Kommandoaktion

Bereits am 26. November 2011 zeigte Maredo offen und ungehemmt seine betriebsrats- und gewerkschaftsfeindliche Seite. Von langer Hand war zuvor eine geheime Kommandoaktion vorbereitet worden. Maredo-Führungskräfte aus der Konzernzentrale und anderen Städten begaben sich in Begleitung von sogenannten Rechtsanwälten in die Niederlassung in der „Freßgass’”. Dort wurden dann rund 20 KollegInnen bis zu zwei Stunden im geschlossenen Restaurantbereich eingesperrt.

Einzeln wurden die Beschäftigten zu unterstellten Verfehlungen bei der Verrechnung von Personal­essen und zu anderen Eigentumsdelikten verhört. Massive Einschüchterungen führten dazu, dass ein Dutzend KollegInnen Eigenkündigungen ihrer teilweise langjährigen Beschäftigungsverhältnisse zustimmten. Den meisten anderen wurden fristlos gekündigt.

Widerstand

Die große Mehrheit der Beschäftigten leistet seit diesen unglaublichen Vorkommnissen gemeinsam Widerstand. 14 KollegInnen haben danach Strafanzeige wegen Nötigung und Freiheitsberaubung gestellt. Zwei der erzwungenen „Eigenkündigungen” werden durch die zuständige Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) vor dem Arbeitsgericht angefochten.

Ein Initiativkreis von Maredo-KollegInnen hat sich gegründet und trifft sich wöchentlich im Frankfurter Gewerkschaftshaus, um die Gegenwehr zu koordinieren und den Zusammenhalt zu stärken. Jeden Samstag findet eine Protest- und Solidaritätsaktion vor dem „Steakhaus” in der Frankfurter Flaniermeile „Freßgass’” statt.

Solidarität

Bundesweite Unterstützung nicht nur für die Frankfurter KollegInnen, sondern auch für die ebenfalls gemobbte und gekündigte Betriebsratsvorsitzende der Osnabrücker Maredo-Filiale ist dringend erforderlich.

Da bleibt nur noch die Frage, ob die öffentlichen Proteste gegen die Machenschaften des Maredo-Managements nicht auch in anderen Städten mit „Steakhäusern” durchgeführt werden können. Die Antwort müssen die Gewerkschaften, speziell die NGG, und Linke – vor allem handlungsorientierte – geben.

Tipp:

Weitere Informationen bei

www.labournet.de

Kontakt zum Frankfurter Maredo-Solidaritätskomitee über Volkhard Mosler  <volkhard.​mosler@​gmx.​de> und Jürgen Ehlers <ehl55@​gmx.​de>

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