TEILEN
Betrieb & Gewerkschaft

Kämpferische Haustarifrunde bei Freudenberg

Von Korrespondent | 01.01.2007

Im Oktober und November fanden zum zweiten Mal getrennte Tarifverhandlungen der Freudenberg-Gesellschaften in Weinheim und anderen deutschen Werken für insgesamt ca. 7000 Beschäftigte statt.

Im Oktober und November fanden zum zweiten Mal getrennte Tarifverhandlungen der Freudenberg-Gesellschaften in Weinheim und anderen deutschen Werken für insgesamt ca. 7000 Beschäftigte statt.

Am Stammsitz in Weinheim kam es dabei in verschiedenen KG’en mehrfach zu spontanen Arbeitsniederlegungen, weil die Geschäftsleitungen auf die gemeinsame Tarifforderung von 6 %, mindestens aber 150 Euro für alle, mit reinen Provokationen reagierten. Bei der Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik KG (FDS KG) konnte z. B. erst nach mehreren Verhandlungsrunden, die von Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen mehrerer hundert Beschäftigter begleitet worden waren, in der Schlichtungsverhandlung ein Ergebnis erreicht werden. Vorausgegangen waren für Freudenberg bisher beispiellose Aktionen der ProduktionsarbeiterInnen.

Am Tag der Schlichtungsverhandlung legte die Frühschicht nach der Frühstückspause um ca. 9.30 Uhr die Arbeit nieder und sammelte sich auf dem Werksgelände. Dann zogen die ca. 400 Freudenberger als Demonstrationszug durch das Werk und anschließend zum städtischen Marktplatz, um dort ihren Protest gegen die Haltung der Geschäftsleitung öffentlich zu machen. Aufgrund der kämpferischen Stimmung entschied man sich dann spontan, die Tarifverhandlung im 6 km entfernten Viernheim zu besuchen. Dort machten sie dann durch Pfeifen und Parolenrufen auf sich aufmerksam.

Die Verhandlungskommission der Kapitalseite wurde durch diesen Aufmarsch sichtlich nervös. Diese Erkenntnis führte dazu, dass die Demonstranten beschlossen, zum Schichtwechsel gegen 13.45 Uhr auch noch die Mittagschicht abzuholen, um dann gemeinsam für einen akzeptablen Abschluss zu demonstrieren. Gesagt, getan: ab 14.15 Uhr standen dann auch noch die KollegInnen der Mittagschicht vor dem Verhandlungshotel und forderten die ihnen zustehende Einkommenserhöhung. Die kämpferische Stimmung der Demo-Teilnehmer erreichte ihren Höhepunkt, als dann auch noch ein Bus mit Freudenberg-Beschäftigten aus dem FDS-Werk in Reichelsheim dazu kam. Per Megaphon und Handy wurden nun verschiedene, auch türkische Lieder lautstark abgespielt und die TeilnehmerInnen zeigten, dass sie nicht nur gemeinsam kämpfen, sondern auch gemeinsam tanzen können. Bis ca. 18.00 Uhr waren die Kolleginnen und Kollegen vor dem Hotel aktiv.

Die Tatsache, dass an diesem Tag die Produktion fast komplett ausgefallen ist und die große Bereitschaft der Belegschaften sich für ihre Interessen einzusetzen, hat schließlich dazu geführt, dass die Firmenleitung noch am gleichen Abend einem aus Sicht der betroffenen KollegInnen akzeptablen Tarif­abschluss zustimmen musste.

Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Ähnliche Artikel
Zur Startseite