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Innenpolitik

Jubeln gegen G8

Von Korrespondent Potsdam | 01.04.2007

Vom 15. bis 17. März fand in Potsdam als Vorbereitung auf den G8-Gipfel ein Treffen der G8-Umweltminister statt. Am letzten Tag der inoffiziellen Gesprächsrunde, zu der auch Minister von sog. „Schwellenländern” eingeladen waren, demonstrierten 600 Personen in Potsdam gegen die Umweltpolitik der „Gruppe der Acht”. Bereits im Januar formierte sich ein Bündnis aus zehn lokalen Initiativen und Gruppen, an dem auch der RSB Potsdam beteiligt ist, zur Planung der Proteste gegen die G8.

Vom 15. bis 17. März fand in Potsdam als Vorbereitung auf den G8-Gipfel ein Treffen der G8-Umweltminister statt. Am letzten Tag der inoffiziellen Gesprächsrunde, zu der auch Minister von sog. „Schwellenländern” eingeladen waren, demonstrierten 600 Personen in Potsdam gegen die Umweltpolitik der „Gruppe der Acht”.

Bereits im Januar formierte sich ein Bündnis aus zehn lokalen Initiativen und Gruppen, an dem auch der RSB Potsdam beteiligt ist, zur Planung der Proteste gegen die G8. Potsdam ist mit drei Fachtagungen einer der Schwerpunkte der Vorbereitungen zum G8-Gipfel.
Als Protestform wählte das Bündnis eine scherzhafte Jubeldemo. „Es ist ein makaberer Scherz, dass ausgerechnet die Repräsentanten der Staaten, welche die Hauptverantwortung für die Zerstörung der Umwelt tragen, über halbherzige Maßnahmen zu deren Erhalt reden wollen“, begründet Holger Zschoge, Sprecher des Bündnisses, die Idee zu der Aktion.
So zogen am Samstag Nachmittag teilweise als bunte Clowns, als Manager, Politiker oder Giftmüll-EntsorgerInnen verkleidete DemonstrantInnen durch die Innenstadt. Das Motto der Demo: „Gemeinsam die Welt zerstören, den G8 unter die Arme greifen!” Ihre uneingeschränkte Solidarität zeigten viele TeilnehmerInnen auf Transparenten: „Geil, dass ihr die Welt kaputt macht” oder „G8 – I‘m lovin‘ it” standen darauf. Bis zum Start füllte sich der Platz der Einheit mit 400 ProtestlerInnen. Im Laufe des Zuges durch die Innenstadt wurden es dann 600 Menschen, einhundert mehr, als das Bündnis erwartet hatte.
An kreativen Sprüchen gab es keinen Mangel: „Ob Ost, ob West, Umweltschützer sind die Pest“. Ein Höhepunkt war sicherlich die ironische Rede einer Anti-Atom-Initiative aus dem Wendland, die öffentlich von ihren bisherigen Zielen abschwor und nun für den massenhaften Bau von Atomkraftwerken in Brandenburg und Endlagern unter freiem Himmel eintrat. Auch die satirische Rede des RSB Potsdam bei der Abschlusskundgebung vor den Toren des Schloss Cecilienhof, dem Ort der Konferenz, sorgte für Gelächter.
Keine Ergebnisse
Die Presse schien heilfroh, dass es ein paar bunte Bilder gab, denn vom eigentlichen Vorgipfel war nicht viel zu berichten. Selbst der Bundesumweltminister dämpfte die Erwartungen schon im Vorfeld. Um dennoch der Presse etwas bieten zu können, traf er sich am Donnerstag mit Umweltinitiativen. Am selben Tag gab es für die Minister eine Besichtigung der Potsdamer Biosphäre. Symbolträchtiger geht es tatsächlich kaum: In Brasilien, das ebenfalls eingeladen war, werden die Urwälder in den Tropen zerstört,  hier wieder künstlich nachgebaut und zwischen den Bäumen halten die Umweltminister ein abendliches Galadinner ab.
Auch dem Bündnis bot Sigmar Gabriel ein Treffen an. Dieses lehnte aber mit einem offenen Brief dankend ab. Was sogar die lokale Presse aufnahm. In dem Brief heißt es unter anderem:  „Vielleicht bringen Sie auch ein paar Freunde von der deutschen Autoindustrie oder der Leipziger Strombörse mit, dann können wir eine tolle Party feiern. VW, BMW und Mercedes werden es sich bestimmt nicht nehmen lassen, diese genauso zu sponsern wie den gesamten G8-Gipfel in Deutschland. Dann könnten wir Ihnen auch unsere Hochachtung für die taktische Meisterleistung deutlich machen, mit der Sie so tun, als ob Sie aus der Atomkraft aussteigen wollen und gleichzeitig Atomtechnologie und Atommüll weltweit exportieren. Aus diesem Grund haben Sie wohl auch die Umweltminister der Schwellenländer eingeladen. Den aus China würden wir zu gerne kennen lernen. Wir haben gar nicht gewusst, dass es dort überhaupt einen gibt.“
Für das Treffen der Finanzminister plant das Bündnis ein großes Open-Air-Konzert und für die G8-AußenministerInnen eine Großdemo.

 

Die Homepage des Bündnisses: www.anti-g8-buendnis-potsdam.de 

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