Wenn auch nicht wenige nun die Partei Die Linke wortreich „begraben“ und andere die Wagenknecht-Partei ziemlich rechts verorten – mir kommt es vor, als habe sich die politische Linke gespalten, zum Gaudium der Rechten und der etablierten bürgerlichen Politik.
Die gegenseitigen Vorwürfe finde ich oft übertrieben. Zum Beispiel ist der Vorwurf an die Partei Die Linke, sie wolle bloß noch eine „Lifestyle-Linke“ sein und bediene mit gendern und dem hochleben lassen immer skurrilerer Minderheiten eine linksliberale akademische Schicht nicht wirklich gedeckt durch die offiziellen Stellungnahmen dieser Partei und die Äußerungen ihrer führenden Figuren, in denen die Interessen der abhängig Beschäftigten und anderen Unterdrückten doch die Hauptrolle spielen. Auch kommt mir vor, dass der Hauptvorwurf ehemaliger Mitglieder an ihre Adresse darauf hinausläuft, dass sie eben deshalb endgültig „bürgerlich“ geworden sei, weil sie in den Umfragen unter fünf Prozent gefallen ist. Wenn sie nämlich in den Umfragen bei acht Prozent liegen würde, dann käme kaum jemand auf diese Idee.
Umgekehrt verfehlen in der Sache oft durchaus gerechtfertigte Polemiken gegen die Sarah-Wagenknecht-Partei aus meiner Sicht die Frage, ob diese nicht doch einen wunden Punkt getroffen hat. Ich meine damit die Entfremdung der LINKEN von vielen Arbeiterinnen, Arbeitern und normalen „kleinen Leuten“, die die Partei Die Linke nicht mehr als die Verteidigerin ihrer Interessen empfinden sondern eher als Teil des Establishments – siehe die angepasste Regierungspolitik, wo immer sie Regierungsverantwortung (mit)trägt. Dazu gehören sicher auch Diskurse, die eine Anpassung an den „linksliberalen“ Mainstream à la Grüne und SPD nahelegen. Klar – zum Beispiel – brauchen wir radikalen Klimaschutz. Bloß werden in dessen Namen den Leuten die Euros aus der Tasche gezogen, wobei offensichtlich die Klimakatastrophe trotzdem immer bedrohlicher wird.
Was ist also zu tun? Ich glaube nicht, dass das Rad zurückgedreht werden kann. Auch verhindert die wahlpolitische Rivalität für absehbare Zeit eine nachdenklichere Politik des Dialogs und der Zusammenarbeit. Obwohl niemand, der bei Sinnen ist, glauben wird, dass die Partei Die Linke und die BSW irgendeiner anderen Partei des sichtbaren Spektrums nähersteht als die eine der anderen. Doch die Hellsichtigeren in beiden Formationen sollten sich darauf vorbereiten, in Zukunft Sondierungen und Beratungen anzustreben, die Felder gemeinsamer Aktion und Reflexion abstecken.
Derweil halte ich es nicht für richtig, die Partei Die Linke zu verlassen, bloß, weil es ihr nicht gut geht und sie gerade nicht Trend ist. Immerhin ist sie derzeit kein Anziehungspol für Glücksritter und Spekulanten auf eine Karriere und lukrative Posten. Die Lage ist gut für Überzeugungstäter und -täterinnen, die wider den Stachel löcken wollen. Darum finde ich es ratsam, in der Partei zu bleiben und in ihr um Mehrheiten zu kämpfen gegen die Anpassung und für eine konsequente Politik im Interesse der abhängig Beschäftigten und Unterdrückten. Dazu gehört natürlich eine klare Haltung gegen die Macht des Kapitals.
Auch organisationspolitisch, finde ich, gilt es in der Partei Die Linke für eine alternative Orientierung einzutreten. Wir wollen nicht einfach eine Wahlpartei, die sich von Wahlkampf zu Wahlkampf hangelt, sondern Aktive, die in den Betrieben und Stadtvierteln Teil des Widerstands sind. Die zuhören und die Nöte und Bestrebungen der ganz normalen Leute verstehen lernen und verinnerlichen. Die nicht Politik für die Menschen, sondern gemeinsam mit den Menschen machen wollen.
Ja, das wären vielleicht Revolutionäre.