Für einen ökosozialistischen Feminismus
TEILEN
Frauen und Natur

Für einen ökosozialistischen Feminismus

Von Jess Spear | 06.12.2021

An diesem Tag war es heiß draußen. In einer abgelegenen Gegend der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal kamen fünf Männer auf einen jungen Mann auf der Veranda zu. Einer von ihnen fragte: „Könnten wir was zu trinken haben?“ Als sie das Wasser ausgetrunken hatten, fragten sie, ob sie hineingehen und sich bei der Frau bedanken könnten, die dort wohnte. Der junge Mann führte sie durch die Vordertür. Wenige Augenblicke später ertönten Schüsse, die Männer schossen Fikile Ntshangase, die Großmutter des jungen Mannes und Umweltorganisatorin, nieder und rannten davon.[i]

Mit ihrem Tod war ein Dorn im Auge der Bergbaufirma Tendele Coal entfernt. Diese hatte über ein Jahrzehnt lang darauf gedrängt, dass die wenigen verbliebenen Familien ihr Land räumen, damit ihr Bergbaubetrieb expandieren kann.[ii] Der Widerstand von Fikile Ntshangase und ihrer Gemeinschaft ist ‒ wie der von Berta Cárceres vor ihr[iii] ‒ Teil einer langen Geschichte von Menschen, die für die Natur als Teil eines Einstehens für sich selbst, ihre Geschichte, ihre Kultur und ihre Zukunft einstehen. Die Rolle von Frauen wie Fikile Ntshangase und unzähligen anderen für die Verteidigung der Natur und damit des Lebens verdeutlicht den Zusammenhang zwischen der Ausbeutung von Frauen und der Ausbeutung der Natur.

Aufstieg des Ökofeminismus

Wo immer die Kräfte der Zerstörung versuchen, Bäume zu fällen, unsere Luft und unser Wasser zu verschmutzen und die Erde für Mineralien abzureißen, haben Frauen den Widerstand angeführt. Frauen haben in Städten und Gemeinden für sauberes Wasser, Luft und Land gekämpft, damit es ihren Familien gut gehen kann. Von den allerersten „tree huggers“ (Baumumarmerinnen) der Chipko-Bewe­gung in Indien[iv] und dem „Comitato dei danneggiati“ (Komitee der Geschädigten), das im faschistischen Italien gegen die Umweltverschmutzung protestierte[v], bis zu den Bauern und Bäuerinnen in La Via Campesina, den Menschen in den Appalachen, die gegen das Beseitigen von Berggipfeln kämpfen[vi], oder den indigenen Verteidiger*innen des Amazonas haben Frauen im Kampf gegen die kapitalistische Zerstörung unserer Umwelt ihre Gemeinschaften angeführt und sie tun das auch heute noch.

Der Aufstieg des „second-wave feminism“ [in Westdeutschland: „neue Frauenbewegung“] in den 1970er Jahren führte zusammen mit den Umweltbewegungen zum Entstehen einer „ökofeministischen“ Politik, die „eine Verbindung zwischen der Ausbeutung und Degradierung der natürlichen Welt und der Unterordnung und Unterdrückung von Frauen“ sah.[vii] Den Begriff „Ökofeminismus“ hat die französische Feministin Françoise dʼEaubonne in ihrem 1974 erschienenen Buch Le Féminisme ou la mort[viii] geprägt. Eine der ersten ökofeministischen Bewegungen ist das kenianische „Green Belt Movement“, das 1977 von Wangari Maathai ins Leben gerufen wurde und das zum Ziel hatte, Wüstenbildung durch das Pflanzen von Bäumen zu verhindern.[ix]

Natürlich sind auch viele Männer erbitterte Kämpfer gegen die kapitalistische Zerstörung und organisieren Massenbewegungen zur Verteidigung der Wälder und des Landes, wie Chico Mendes im Amazonasgebiet und Ken Saro-Wiwa im Nigerdelta; beide wurden wegen ihrer Aktivitäten ermordet. Die bekanntesten Umweltaktivist*innen heute sind jedoch zweifellos Frauen: Vanessa Nakate[x] und Greta Thunberg, Alexandria Ocasio-Cortez, Naomi Klein, und Vandana Shiva. Auch hier in Irland war Maura Harrington führend an der Kampagne „Shell to Sea“ beteiligt[xi], und die bekannteste radikale Umweltaktivistin ist heute wohl Saoirse McHugh[xii].

Dass sowohl Frauen als auch die Natur beherrscht und ausgebeutet werden, ist unbestreitbar wahr. Die Frage für Ökofeministinnen und Ökosozialist*innen ist: warum ‒ und was kann dagegen getan werden?

Ökofeminismus, Patriarchat und Kapitalismus

Für einige Ökofeministinnen kommt die Affinität von Frauen zur Natur aus „ihren physiologischen Funktionen (Gebären, Menstruationszyklen) oder irgendeinem tiefen Element ihrer Persönlichkeiten (lebensorientierte, nährende/pflegende Werte)“.[xiii] Von daher „verstehen“ sie die Natur, während Männer das nicht tun und nicht können. Frauen haben eine spirituelle Verbindung zu „Mutter“ Erde. Diese Ökofeministinnen verorten die Ausbeutung und Unterdrückung von Frauen und Natur im Patriarchat, wo Männer beides kontrollieren, plündern, vergewaltigen und zerstören. Der Klimawandel ist buchstäblich ein „Männer-gemachtes Problem, das eine feministische Lösung erfordert“.[xiv] Die feministische Lösung heißt in diesem Fall mehr Frauenstimmen, mehr Frauen in Machtpositionen und mehr Frauen an einem Tisch, die über ihre Erfahrungen und ihre Ideen diskutieren, was man zu Umweltproblemen tun kann.

Die Gesellschaft ist unbestreitbar patriarchalisch (siehe Kasten „Kapitalismus und Patriarchat“). Wir wissen es aus den Statistiken, und wir Frauen wissen es aus den Millionen und einer Erfahrung, die wir gemacht haben und die die Vorstellung verstärken, dass Männer besser, stärker, klüger und überhaupt insgesamt fähiger sind.

Patriarchalische Vorstellungen, Normen und Verhaltensweisen haben heute verheerende Auswirkungen auf Frauen. Nicht nur wegen Diskriminierung, Missbrauch und Gewalt, denen sie von Männern sowie dem Staat und staatlich finanzierten Institutionen ausgesetzt sind. Die hochgradig geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in der Gesellschaft bedeutet, dass Frauen nicht nur außerhalb des Hauses arbeiten, damit der Lebensunterhalt ihrer Familien gesichert ist, sondern auch im Durchschnitt dreimal so viele Stunden zu Hause arbeiten wie Männer.[xv] In Irland arbeiten Frauen im Vergleich zu Männern 11 Stunden mehr pro Woche zu Hause[xvi]. Dies hat Folgen dafür, welche Art von Jobs sie annehmen können, was sich wiederum auf Gehalt und Lohn, Arbeitsbedingungen und darauf auswirkt, ob sie ihre Interessen und Talente voll entfalten können.

Frauen sind auch mit als erste von Umweltzerstörung, toxischen Verschmutzungen sowie Klima- und Umweltschäden betroffen. In Flint, Michigan, erhoben die Frauen aus der Anwohnerschaft ihre Stimme, als die Auswirkungen einer Bleivergiftung deutlich wurden, und heute, sechs Jahre später, kämpfen sie immer noch für sauberes Wasser.[xvii] Als Subsistenzbäuerinnen, die weltweit die Hälfte der Nahrungsmittel produzieren und die im globalen Süden sogar 80 % der Nahrungsmittel anbauen und ernten[xviii], müssen Frauen mehr als Männer mit Wüstenbildung, Mangel an nahrhaften Lebensmitteln, Zugang zu sauberem Wasser und Zerstörung der Natur im Allgemeinen rechnen. Zudem ist bei einer Naturkatastrophe die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen sterben, 14-mal höher.[xix]

Die Erfahrungen dieser Frauen, die die Mehrheit der ärmsten Menschen auf dem Planeten ausmachen und die von der Pandemie und ihren Folgen am meisten betroffen sind und sein werden[xx], sollten in den Mittelpunkt der Diskussionen über die Lösung des Klimawandels und des ökologischen Zusammenbruchs gerückt werden. Nicht nur weil sie am stärksten betroffen sind, sondern auch weil sie über einzigartige Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die der Schlüssel zur Planung sein werden, wie wir eine harmonischere Interaktion zwischen Gesellschaft und Natur herstellen können. Vandana Shiva erklärt:

In den meisten Kulturen sind Frauen die Hüterinnen der Biodiversität. Sie produzieren, reproduzieren, konsumieren und konservieren die Biodiversität in der Landwirtschaft. Ihre Rolle bei der Entwicklung und Erhaltung der Biodiversität wurde jedoch wie bei allen anderen Aspekten der Frauen-Arbeit und des Frauen-Wissens zu Nicht-Arbeit und Nicht-Wissen gemacht.[xxi]

Die Beteiligung von Frauen an Bauern- und Kleinbauernorganisationen erweiterte den Kampf für Ernährungssouveränität um den Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und für Gleichberechtigung von Frauen. Die Frauen in La Via Campesina zum Beispiel „verteidigen ihre Rechte als Frauen innerhalb von Organisationen und der Gesellschaft im Allgemeinen (…) und kämpfen als Bäuerinnen zusammen mit ihren Kollegen gegen das neoliberale Modell der Landwirtschaft“.[xxii] Sie helfen den Organisationen die vielen Hindernisse verstehen, die Frauen daran hindern, sich den Bewegungen anzuschließen und etwas beizutragen, insbesondere wegen der „genderbedingten Arbeitsteilung“, die „bedeutet, dass Frauen auf dem Land weniger Zugang zu der wertvollsten Ressource haben, nämlich Zeit“.[xxiii]

Zentral für den Ökofeminismus ist die Ablehnung menschlicher Herrschaft und Kontrolle über die Natur und stattdessen die Anerkennung der „Zentralität der Einbettung des Menschen in die natürliche Welt“.[xxiv] Wie John Bellamy Foster[xxv] und andere Theoretiker*innen des „metabolic rift“ (Riss im Stoffwechsel)[xxvi] geltend gemacht haben, ist dies auch ein zentraler Punkt in Marxʼ Kritik des Kapitalismus. Marx schrieb: „Der Mensch lebt von der Natur, heißt: Die Natur ist sein Leib, mit dem er in beständigem Prozess bleiben muß, um nicht zu sterben. Daß das physische und geistige Leben des Menschen mit der Natur zusammenhängt, hat keinen anderen Sinn, als daß die Natur mit sich selbst zusammenhängt, denn der Mensch ist ein Teil der Natur.“[xxvii] Sorgen wir mit unseren Kämpfen nicht für eine vollständige Transformation unserer Interaktion zwischen Gesellschaft und Natur, so dass die Produktion ökologisch ausgewogen organisiert ist, wird sich die Kluft zwischen Natur und Menschheit mit verheerenden Folgen für die menschliche Gesundheit, Umweltzerstörung, Klimastörungen und unwiederbringlichem Verlust der biologischen Vielfalt vergrößern.

Kapitalismus und Patriarchat

Der Kapitalismus entstand aus einer patriarchalischen Feudalgesellschaft, in der die männliche Vererbung von Privateigentum verlangte, dass Körper und Leben der Frauen den Bedürfnissen der Familie untergeordnet wurden. Alle möglichen sexistischen Vorstellungen stützten die angebliche Unterlegenheit der Frauen gegenüber den Männern, auch wenn die Formen der Unterdrückung, die Frauen erfuhren, natürlich entsprechend der Klassen- und Rassengrenzen ungleich waren. Bäuerinnen waren sicherlich nicht gezwungen, mehrere Sprachen und die Grundlagen der Etikette zu lernen, um für einen Ehemann attraktiv zu sein. Sie arbeiteten auf dem Feld und im Haus. Aber sie waren trotzdem von den Ideen und der Kultur beeinflusst, die von der Spitze der Gesellschaft ausgingen, denn, wie Marx erklärt, die „Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken. (…) Die herrschenden Ideen sind weiter Nichts als der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse, die als Gedanken gefaßten herrschenden materiellen Verhältnisse“.[xxviii]

Patriarchalische Normen und Verhaltensweisen und ganz entscheidend die Gesetze, die das Recht des Mannes auf Eigentum (einschließlich der Frauen ihrer Familie) festschrieben, bedeuteten, dass Männer die ersten Kapitalisten wurden, nicht Frauen. Während reiche Frauen in stickigen Salons eingesperrt waren, häkelten und auf den Tag warteten, an dem sie heiraten und die Vererbung des Besitzes entlang der männlichen Linie sicherstellen würden, arbeiteten die Frauen der Arbeiterklasse und die Bäuerinnen, die keinen Besitz hatten, als Mütter, Kindermädchen und Hausbedienstete, unabhängig davon, wie viel sie außerhalb des Hauses arbeiten mussten, um zu überleben. Heute bedeutet die anhaltende gesellschaftliche Reproduktionsarbeit von Frauen, dass, obwohl sie in vielen Ländern ‒ durch den hartnäckigen Kampf von zahllosen Frauen sowie LGBTQ+-Menschen und Männern ‒ politische und bürgerliche Rechte erlangt haben, die Möglichkeit von Frauen der Arbeiterklasse und armen Frauen, diese Rechte auszuüben, weiterhin eingeschränkt ist. Sie wird sowohl durch die Abhängigkeit des Kapitalismus von der unentgeltlichen Arbeit, die sie zu Hause verrichten, die unterbewertete Pflegearbeit und die oft prekäre Teilzeitarbeit, die sie in der formellen Wirtschaft verrichten, als auch durch die sexistischen Vorstellungen behindert, die fortbestehen und dafür sorgen, dass die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung Jahr für Jahr, Generation für Generation reproduziert wird.

Ökosozialistischer Feminismus

Während Ökofeministinnen zu Recht darauf hinweisen, dass die Unterordnung und Beherrschung von Frauen und der Natur eine gemeinsame Ursache haben, sind marxistische Ökofeministinnen (oder, wie ich sage, ökosozialistische Feministinnen) nicht damit einverstanden, dass die Verbindung von Frauen zur Natur Wurzeln in ihrer Fortpflanzungsbiologie hat. Der Essenzialismus einiger Stränge des Öko­feminismus führt uns auf den Pfad des biologischen Determinismus, den ein Großteil des Feminismus der zweiten Welle bekämpft hat und zerstören wollte und gegen den wir immer noch ankämpfen.[1] Wir müssen auch die Revolution der binären Geschlechtsidentität in Rechnung stellen, die von trans-, intersexuellen und nicht-genderkonformen Menschen gefordert wird, die nicht in die einfachen Kategorien männlich/weiblich und das ganze kulturelle Gepäck, das damit einhergeht, passen und passen wollen.

Während wir das einzigartige Wissen anerkennen, das Frauen in der Fürsorgearbeit, für Familien und für die Natur haben, akzeptieren wir nicht, dass dies von Natur aus weiblich oder feminin ist, wie mancher Ökofeminismus suggeriert. Das Haus zu putzen, Mahlzeiten zu kochen, Kinder zu erziehen, Landwirtschaft zu betreiben, um die Familie zu ernähren, oder das tägliche Wasser zu holen, ist keine „Frauenarbeit“, es bedeutet vielmehr, dass die Bedürfnisse der Gesellschaft ihnen aufgebürdet werden. „Die Rettung des Planeten“ ist auch nicht per se Frauenarbeit[xxix] oder ihre Verantwortung. Wir wollen die Geschlechtertrennung innerhalb und außerhalb des Hauses beenden und fordern, dass diese Arbeit in der breiteren Gemeinschaft organisiert wird, zum Beispiel durch kostenlose öffentliche Kinderbetreuung, Gemeinschaftswaschsalons und Kantinen. Dies hätte den Effekt, dass Frauen von dieser Arbeit befreit würden, es würde aber auch die Tür zu einer Gesellschaft öffnen, in der die Gemeinschaft für die Organisation der sozialen Reproduktionsarbeit verantwortlich ist, sexistische Vorstellungen über „Frauenarbeit“ versus „Männerarbeit“ können beginnen abzusterben. Frauen werden dann frei wählen können, welche Arbeit sie verrichten wollen, einschließlich der landwirtschaftlichen oder Umwelt- bzw. ökologischen Arbeit, die so viele bereits verrichten, so dass die gesamte Gesellschaft durch ihre Beiträge bereichert wird.

Im Gegensatz zum „essentialistischen“ Ökofeminismus betrachtet der ökosozialistische Feminismus die „Verbindung“ von Frauen zur Natur und zu unserer Umwelt als sozial konstruiert und aus materiellen Gründen verstärkt. „Frauen sind nicht ,einsʻ mit der Natur“, wir sind „in ein Bündnis (mit ihr) geworfen“ worden.[xxx]

Der Kapitalismus behandelt die Natur und die soziale Reproduktionsarbeit der Frauen als „kostenlose Geschenke“, die völlig außerhalb der formellen Wirtschaft liegen (und daher ohne Wert sind) und dennoch absolut zentral dafür sind, dass Gewinne generiert werden können. Zum Beispiel wird der Wert eines alten Waldes nicht berücksichtigt, wenn die Bäume gefällt werden und das Holz zur Herstellung von Möbeln verwendet wird. Im Kapitalismus basiert der Wert einer Ware (egal ob es sich um ein Hemd oder ein Haus handelt) auf der durchschnittlichen Menge an Arbeitskraft, die zu ihrer Herstellung eingesetzt wurde, einschließlich der Arbeit, die in die Beschaffung der Materialien geflossen ist, jedoch nicht auf dem „Wert“ der Rohstoffe an sich. Genauso verhält es sich mit der Hausarbeit. Die Arbeit im Haushalt ‒ das Kochen, Putzen und Einkaufen ‒ stellt sicher, dass die Arbeiter*in­nen fit und in der Lage sind, Tag für Tag am Arbeitsplatz zu placken; und die Arbeit, die für die Geburt und Pflege von Kindern erforderlich ist, stellt sicher, dass eine neue Generation von Arbeiter*in­nen darauf vorbereitet ist, den Arbeitsplatz aufzusuchen und für die Kapitalist*innen Reichtum zu schaffen. Dies alles wird in erster Linie von Frauen geleistet und ist für den Kapitalismus kostenlos. Diese „kostenlosen Geschenke“ ‒ von der Natur und den Frauen ‒ werden vom Kapitalismus „expropriiert“. Sie werden im Prozess der Kapitalakkumulation ohne Entschädigung genommen und verbraucht, was die Produktionskosten verbilligt und die realen Kosten auf den Rest der Gesellschaft abwälzt.[xxxi]

Für marxistische Ökofeministinnen ist die Vorherrschaft der Männer über die Frauen in der Gesellschaft und der Natur im Allgemeinen daher nicht allein ein Ergebnis patriarchaler Ideen. Ihre Fortführung und Nutzung durch den Kapitalismus hält die Spaltung zwischen Frauen und Männern (neben schwarz/weiß, heterosexuell/LGBTQ, cis/nicht-binär), Arbeiter*innen und armen Menschen aufrecht, um sicherzustellen, dass die Profite weiterlaufen und ihr verrottetes Klassensystem fortbesteht.

Ökosozialistische Feministinnen betonen ‒ und das ist ausgesprochen wichtig ‒ den entscheidenden Unterschied zwischen Frauen aus der Arbeiterklasse oder der Bauernschaft und Frauen, die es in die obersten Ränge der Macht schaffen. Der Ökofeminismus mag manchmal „Frauen und die Geschichte der Frauen überromantisieren“ und „ein ,totalisierendesʻ Bild einer universalisierten ,Frauʻ, (…) wobei die Unterschiede unter Frauen ignoriert werden“, behaupten.[xxxii] Während alle Frauen Sexismus erfahren, sind die Bedürfnisse und Forderungen von „Frauen“, sogar von Frauen der Arbeiterklasse und Bäuerinnen, nicht einheitlich. Die Frauen der Arbeiterklasse wurden nicht alle in die Rolle der Hausfrau gezwungen. Wie die schwarze revolutionäre Sozialistin Claudia Jones in ihrem Essay „Schluss mit der Vernachlässigung der Probleme der Negerfrau!“ erklärte, bedeutete der strukturelle Rassismus des Kapitalismus, dass schwarze Frauen in den 1940er Jahren oft die Haupternährerin in der Familie waren und lange arbeiten mussten, meist als Putzfrau oder Kindermädchen für weiße Familien, bevor sie nach Hause kamen, um für ihre eigene Familie zu arbeiten.[xxxiii]

Wir müssen auch bedenken, dass der Ruf nach mehr Frauen, deren Stimme zu vernehmen ist, innerhalb des Kapitalismus nur allzu leicht auf die Josepha Madigans[xxxiv], Angela Merkels und Ursula von der Leyens der Welt hinausläuft. Die neue Biden-Administration in den USA mit der ersten schwarzen und asiatischen Vizepräsidentin und der ersten indigenen Frau an der Spitze des Innenministeriums ist das jüngste Beispiel hierfür.

Der Aufstieg der neuen Frauenbewegung parallel zu einer wachsenden Bewegung für Klimagerechtigkeit gibt ökofeministischen Ideen Auftrieb, was (trotz der essentialistischen Argumente, gegen die deutlich Einspruch erhoben werden muss) insgesamt positiv ist. Doch solange private Eigentumsrechte aufrechterhalten werden, damit Konzerne ungestraft mit Wäldern, Land und Wasser machen können, was sie wollen, und solange Staaten in ihrem Interesse gegen unsere Interessen handeln[xxxv], ob nun Männer oder Frauen Hand anlegen, wird weiter die Natur zerstört, das Klima gestört, und Frauen werden unverhältnismäßig stark darunter leiden (wobei arme, schwarze und braune sowie marginalisierte Frauen am schlimmsten leiden). Wir müssen viel weiter gehen und einen Ökofeminismus fordern, der unbeirrbar antikapitalistisch und sozialistisch ist und sich in Richtung eines ökosozialistischen Feminismus bewegt, der unsere Arbeit als den Anfang des Auswegs sieht. Im patriarchalen und rassischen Kapitalismus[2] plagen sich arbeitende Frauen und Bauern im Haus und außerhalb des Hauses ab. Diese Doppelrolle gibt ihnen einen Einblick in die Untragbarkeit und den zerstörerischen Charakter des Kapitalismus. Das ist der Grund, warum trotz der zusätzlichen Hindernisse, die uns im Weg stehen, so viele Bewegungen für radikale Veränderungen von Frauen angeführt werden. Wir haben aber bei unserer Arbeit an den Arbeitsplätzen und dort, wo wir für das Kapital produzieren, die meiste Macht, um zu kämpfen und zu gewinnen.

Wie der Treibstoff für den Motor ist der Profit das, was den Kapitalismus antreibt, und aller Profit kommt von unserer Arbeit am Arbeitsplatz. Ob wir die Böden putzen, die Kasse bedienen oder die Maschinen am Fließband bedienen ‒ unsere Arbeit hält das kapitalistische System am Laufen. Wenn wir uns entscheiden, kollektiv aktiv zu werden, unsere Arbeit zu verlangsamen oder eine Stunde, einen Tag lang oder auf unbestimmte Zeit sogar zu streiken, kämen Unternehmen, Städte und sogar ganze Länder zum Stillstand. Das bedeutet, dass Arbeiter*innen, die die ausgebeutete und unterdrückte Mehrheit bilden, eine enorme potentielle Macht haben, wenn sie organisiert sind.

Arbeiterinnen haben an der Seite der Männer an ihren Arbeitsplätzen ihre Macht genutzt, um sich wie die Arbeiterinnen bei McDonaldʼs[xxxvi] gegen den Sexismus zu wehren, den sie erfahren, und um wie die Lehrer*innen in [dem US-amerikanischen Bundesstaat] West Virginia[xxxvii] gegen Big Oil vorzugehen. Als die irische Krankenschwestern- und Hebammengewerkschaft INMO 2019 in den Streik trat[xxxviii], machte sie deutlich, dass ihre Forderungen nach Bezahlung und Weiterbeschäftigung direkt mit der unzureichenden Gesundheitsversorgung zu tun haben, die wir erhalten, und obwohl sie nicht alle Forderungen durchsetzen konnten, haben sie mehr gewonnen, als die Regierung ursprünglich angeboten hatte[xxxix]. Wir müssen uns auf diese und zahllose andere Beispiele aus der Geschichte stützen, unsere Verbindungen in den Betrieben wie auch in der Gemeinschaft stärken und uns organisieren, um den patriarchalen Kapitalismus in Frage stellen, wo immer er das Leben, die Gesellschaft und unsere Umwelt angreift.

Aus dem Englischen übersetzt von Wilfried. Dieser Artikel ist unter dem Titel „Women and Nature: Towards an Ecosocialist Feminism“ im Frühjahr 2021 in Nummer 3 der Zeitschrift Rupture Eco-Socialist Quarterly, die von der Strömung RISE herausgegeben wird, https://rupture.ie/articles/women-and-nature.

Eine stark gekürzte Fassung, übersetzt von Angela Klein, ist in der Sozialistischen Zeitung (SoZ), Juni 2021, erschienen (https://www.sozonline.de/2021/06/frauen-und-natur-fuer-einen-oekosozialistischen-feminismus/).

Jess Spear hat als Naturwissenschaftlerin für das Coastal & Marine Science Center in St. Petersburg, Florida, Teil der Behörde United States Geological Survey, in der Forschung und anschließend als Mikopaläontologin am Burke Museum of Natural History and Culture der University of Washington in Seattle gearbeitet. Sie zog 2017 aus den USA nach Irland um und war Mitglied der Socialist Party (Ireland). Sie ist Redakteurin der Vierteljahreszeitschrift Rupture sowie Organisationssekretärin von RISE (Revolutionary Internationalist Socialist Environmentalist).
RISE entstand im September 2019, versteht sich als marxistisches Netzwerk und ist seit März 2021 Teil der sowohl in der Republik Irland als auch in Nordirland aktiven sozialistischen Partei „People Before Profit“ (PBP).

Literatur

Boyce Davies, Carole: Left of Karl Marx. The Political Life of Black Communist Claudia Jones, Durham u. London: Duke University Press, 2007. ‒ XXVII, 311, [1] S.

d’Eaubonne, Françoise: Le Féminisme ou la mort, Paris: Horay, 1974, (Femmes en mouvement, Bd. 2). ‒ 274 S.
Neue Ausg.: Le Féminisme ou la mort, mit einem Vorwort von Myriam Bahaffou u. Julie Gorecki, Paris: Le passager clandestin, 2020, (Boomerang).

d’Eaubonne, Françoise: Feminismus oder Tod, aus dem Französischen übersetzt von Gina Giert, München: Frauenoffensive, 1975. ‒ 221 S.
2. Aufl., 1977; 4. Aufl. 1981.

Ehlert, Stefan: Wangari Maathai ‒ Mutter der Bäume. Die erste afrikanische Friedensnobelpreisträgerin, mit einem Vorwort von Klaus Töpfer, Freiburg i. Br., Basel, Wien: Verlag Herder, 2004, (Herder spektrum, Bd. 5580). ‒ 160 S.

Foster, John Bellamy: Marx’s Ecology. Materialism and Nature, New York: Monthly Review Press, 2000. – X, 310 S.

Foster, John Bellamy: „Marxʼs Theory of Metabolic Rift: Classical Foundations for Environmental Sociology“, in: American Journal of Sociology, Chicago, Bd. 105, Nr. 2, September 1999, S. 366–405.

Foster, John Bellamy / Clark, Brett: „Women, Nature, and Capital in the Industrial Revolution“, in: Monthly Review. An Independent Socialist Magazine, New York, Jg. 69, Nr. 8, Januar 2018, S. 1‒24.
Überarbeitete Fassung als Kapitel 3 in John Bellamy Foster / Brett Clark, The Robbery of Nature. Capitalism and the Ecological Rift, New York: Monthly Review Press, 2020, S. 78‒103.
monthlyreview.org/2018/01/01/women-nature-and-capital-in-the-industrial-revolution/

Foster, John Bellamy / Clark, Brett / York, Richard: Der ökologische Bruch. Der Krieg des Kapitals gegen den Planeten, aus dem Englischen übersetzt von Klaus E. Lehmann, Hamburg: Laika Verlag, 2011, (Laika Theorie, Bd. 6). – 494 S.
Originalausgabe: The Ecological Rift. Capitalism’s War on the Earth, New York: Monthly Review Press, 2010.

Jones, Claudia: „An End to the Neglect of the Problems of Negro Women“, in: dies., Beyond Containment. Autobiographical Reflections, Essays, and Poems, hrsg. von Carole Boyce Davies, mit einem Nachwort von Alrick X. Cambridge, Banbury, Oxfordshire: Ayebia Clarke Publishing, 2011, S. 74‒86.
Zuerst: „An End to the Neglect of the Problems of the Negro Woman!“, in: Political Affairs, New York, Juni 1949.
Ebenfalls nachgedruckt (falsch datiert auf 1930) in: Margaret Busby (Hrsg.), Daughters of Africa. An International Anthology of Words and Writings by Women of African Descent from the Ancient Egyptian to the Present, London: Jonathan Cape, 1992, S. 262‒265.

Ledda, Rachele: „Women’s Presence in Contemporary Italy’s Environmental Movements, with a Case Study on the Mamme No Inceneritore Committee“, in: Genre et environnement. La revue de l’Association Mnémosyne (elektronische Zeitschrift), Nr. 22, Herbst 2018, https://journals.openedition.org/genrehistoire/3837.

Marx, Karl / Engels, Friedrich: „Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten“, in: MEW, Bd. 3, 1958, S. 9‒530.
Geschrieben im wesentlichen September 1845 bis Sommer 1846; zuerst vollständig veröffentlicht: Berlin: Marx-Engels-Archiv Verlag, 1932, (MEGA, Erste Abteilung, Bd. 5).

Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals, Berlin: Dietz Verlag, 1962, (Karl Marx / Friedrich Engels, Werke, Bd. 23). – 955 S.
1. Ausg.: Hamburg: Verlag von Otto Meissner, 1867; 2. dt. Ausg.: Hamburg: Verlag von Otto Meissner, 1872; 3. dt. Ausg.: Hamburg: Verlag von Otto Meissner, 1883; 4. dt. Ausg.: Hamburg: Verlag von Otto Meissner, 1890.

Marx, Karl: „Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844“, in: Karl Marx / Friedrich Engels, Werke, Bd. 40, Berlin: Dietz Verlag, 1985, S. 465–588.

Maathai, Wangari: Afrika, mein Leben. Erinnerungen einer Unbeugsamen, aus dem Englischen übersetzt von Ursula Wulfekamp, Köln: DuMont Buchverlag, 2008. ‒ 399, [1] S.
Originalausgabe: Unbowed. A Memoir, New York: Alfred A. Knopf, 2006.

Mellor, Mary: „The Politics of Women and Nature: Affinity, Contingency or Material Relation?“, in: Journal of Political Ideologies, Abingdon, Jg. 1, Nr. 2, Juni 1996, S. 147‒164.

Mellor, Mary: Wann, wenn nicht jetzt. Für einen ökosozialistischen Feminismus, aus dem Englischen übersetzt von Ursula Gramm, Hamburg: Argument-Verlag, 1994, (Coyote-Texte. Feminismus als Gesellschaftskritik, hrsg. von Frigga Haug u. Kornelia Hauser; Argument-Sonderband, Neue Folge, Bd. AS 216). – 288 S.
Originalausgabe: Breaking the Boundaries. Towards a Feminist Green Socialism, London: Virago Press, 1982.

Mies, Maria / Shiva, Vandana: Ecofeminism, neue Ausg., mit einem Vorwort von Ariel Zalleh, London u. New York: Zed Books, 2014, (critique ‒ influence ‒ change, Bd. 5). ‒ XXX, 328 S.
1. Ausg.: Halifax, Nova Scotia: Fernwood Publications; London u. Atlantic Highlands, New Jersey: Zed Books, 1993.

Saito, Kohei: Karl Marx’s Ecosocialism. Capitalism, Nature, and the Unfinished Critique of Political Economy, New York: Monthly Review Press, 2017. ‒ 308 S.

Saito, Kohei: Natur gegen Kapital. Marx’ Ökologie in seiner unvollendeten Kritik des Kapitalismus, Frankfurt a. M. u. New York: Campus Verlag, 2016. ‒ 328 S.

Shiva, Vandana: „Das Freiheitskonzept der Chipko-Frauen“, in: Maria Mies / Vandana Shiva, Ökofeminismus. Beiträge zur Theorie und Praxis, aus dem Englischen übersetzt von Andrea Hunziker u. Margrit Klingler-Clavijo, Zürich: Rotpunktverlag, 1995, S. 325‒330.

Shiva, Vandana: Das Geschlecht des Lebens. Frauen, Ökologie und Dritte Welt, mit einem Vorwort von Susan George, aus dem Englischen übersetzt von Inge Presser, Berlin: Rotbuch Verlag, 1989. ‒ 256 S.
Originalausgabe: Staying Alive. Women, Ecology and Development, London u. Atlantic Highlands, New Jersey: Zed Books, 1989.

Shiva, Vandana: „Das indigene Wissen der Frauen und die Erhaltung der Biodiversität“, in: Maria Mies / Vandana Shiva, Ökofeminismus. Beiträge zur Theorie und Praxis, aus dem Englischen übersetzt von Andrea Hunziker u. Margrit Klingler-Clavijo, Zürich: Rotpunktverlag, 1995, S. 229‒240.

Shiva, Vandana: Staying Alive. Women, Ecology and Development, London u. Atlantic Highlands, New Jersey: Zed Books, 1989. ‒ XX, [1], 234 S.
Indische Ausg.: New Delhi: Kali for Women, 1989.

Shiva, Vandana: „Women’s Indigenous Knowledge and Biodiversity Conservation“, in: Maria Mies / Vandana Shiva, Ecofeminism, neue Ausg., mit einem Vorwort von Ariel Zalleh, London: Zed Books, 2014, S. 164‒173.

Spear, Jess: „Lesser-spotted comrades: Claudia Jones“, in: Rupture. Eco-Socialist Quarterly, Dublin, Nr. 2, Herbst 2020, S. 106/107.


[1] Das heißt, die Fähigkeit zur Fortpflanzung soll Deine Rolle im Haushalt und am Arbeitsplatz bestimmen als das, was als „Frauenarbeit“ gilt ‒ Kinderbetreuung, Kochen, Putzen, Unterrichten, Krankenpflege usw. ‒ (und in vielen Fällen darauf beschränken).

[2] Der Ausdruck „rassischer Kapitalismus“ verweist darauf, dass die Entwicklungsgeschichte des Kapitalismus eine Geschichte der brutalen Sklaverei, des Völkermords an indigenen Völkern und der immensen Zerstörung der natürlichen Welt war. Das Kapital, schrieb Marx im ersten Band des Kapital, kam „von Kopf bis Zeh, aus allen Poren, blut- und schmutztriefend“ zur Welt (Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, MEW, Bd. 23, 24. Kapitel, S. 788.).


[i] Bill Corcoran, „Murder of South African anti-mining activist highlights dangers for campaigners“, in: The Irish Times, 3. November 2020, https://www.irishtimes.com/news/world/africa/murder-of-south-african-anti-mining-activist-highlights-dangers-for-campaigners-1.4399212.

[ii] Bridget Pitt, „The struggle for Mfolozi and the murder of Fikile Ntshangase: Who is blackmailing who?“, in: Daily Maverick, Johannesburg, 19. November 2020, https://www.dailymaverick.co.za/article/2020-11-19-the-struggle-for-mfolozi-and-the-murder-of-fikile-ntshangase-who-is-blackmailing-who/.

[iii] Berta Cáceres (1973‒2016) war eine honduranische Umweltaktivistin, die wegen ihrer verschiedenen Kampagnen, die sich u. a. gegen illegale Bauprojekte, Plantagenbesitzer, zuletzt die Errichtung eines Staudamms nach zahlreichen Entführungs- und Morddrohungen im Auftrag von Unternehmern und staatlichen Sicherheitskräften ermordet wurde. Sie war 1993 eine der Mitbegründer*innen des „Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras“ (COPINH), einer Organisation, die sich für die Rechte indigener Völker, insbesondere der Lenca, und den Erhalt ihrer natürlichen Umwelt einsetzt. 2016 wurden in Honduras 13 weitere Umwelt- und Landrechts-Aktivist*innen ermordet. Siehe http://copinhenglish.blogspot.com/ (Anm. d. Übers.)

[iv] Pallavi, „Remembering Chipko Movement: The Women-led Indigenous Struggle“, FII, 11. Juli 2019, https://feminisminindia.com/2019/07/11/chipko-movement-indigenous-women-movement/.
[Zu der Chipko-Bewegung, einer Bewegung von Dorfbewohner*innen – vor allem Frauen – in der Bergregion Uttaranchal (seit 2007 Uttarakhand) im Norden von Indien, die sich mit der Methode, Bäume zu umarmen, um deren Fällung zu verhindern, gegen die kommerzielle Abholzung und die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen kämpften, siehe: Vandana Shiva, „Das Freiheitskonzept der Chipko-Frauen“, in: Maria Mies / Vandana Shiva, Ökofeminismus. Beiträge zur Theorie und Praxis, Zürich: Rotpunktverlag, 1995, S. 325‒330; Vandana Shiva, Das Geschlecht des Lebens. Frauen, Ökologie und Dritte Welt, Berlin: Rotbuch Verlag, 1989, S. 81‒92 (Originalausgabe: Staying Alive. Women, Ecology and Development, London u. Atlantic Highlands, New Jersey: Zed Books, 1989, S. 67‒77); M. Mellor, Wann, wenn nicht jetzt, 1994, dt. S. 81/82; https://de.wikipedia.org/wiki/Chipko-Bewegung.]

[v] Rachele Ledda, „Women’s Presence in Contemporary Italy’s Environmental Movements, with a Case Study on the Mamme No Inceneritore Committee“, Genre et environnement. La revue de l’Association Mnémosyne (elektronische Zeitschrift), Nr. 22, Herbst 2018, https://journals.openedition.org/genrehistoire/3837.

[vi] In den Appalachen, einem bewaldetes Gebirgssystem im Osten von Nordamerika, das sich über eine Länge von 2400 Kilometer von den Long Range Mountains an der Westküste der kanadischen Insel Newfoundland bis in den Norden des US-Bundesstaates Alabama erstreckt, finden sich große Steinkohlevorkommen. Diese werden per „Mountaintop Removal Mining“ (Bergbau durch Gipfelabsprengung) abgebaut. Dabei werden zunächst die Bergkuppen, unter denen die Steinkohle ansteht, gesprengt und abgetragen, anschließend die Steinkohle im Tagebau gewonnen. Insgesamt wurden so in den Appalachen auf einer Fläche von 5700 Quadratkilometern ca. 500 Bergkuppen abgetragen, die Landschaft dabei gravierend verändert und durch Bergbaurückstände langfristig belastet. (Nach Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Appalachen#Wirtschaftliche_Bedeutung, https://de.wikipedia.org/wiki/Mountaintop_Removal_Mining.) (Anm. d. Übers.)

[vii] Mary Mellor, „The Politics of Women and Nature: Affinity, Contingency or Material Relation?“, in: Journal of Political Ideologies, Jg. 1, Nr. 2, Juni 1996, S. 147.
[Ähnliche Ausführungen im zweiten Kapitel „Frauen und Natur: Die Herausforderung des Ökofeminismus“ in dem einzigen Buch von Mary Mellor, das auf Deutsch vorliegt: Wann, wenn nicht jetzt. Für einen ökosozialistischen Feminismus, Hamburg: Argument-Verlag, 1994, (Coyote-Texte), S. 55‒83.]

[viii] Deutsche Ausgabe: Françoise d’Eaubonne, Feminismus oder Tod, München: Frauenoffensive, 1975. (Anm. d. Übers.)

[ix] Zu der Kenianerin Wangari Muta Maathai (1940‒2011) und dem von ihr initiierte „Green Belt Movement“ siehe Wangari Maathai, Afrika, mein Leben. Erinnerungen einer Unbeugsamen, Köln: DuMont Buchverlag, 2008 (Originalausgabe: New York: Alfred A. Knopf, 2006); Stefan Ehlert, Wangari Maathai ‒ Mutter der Bäume. Die erste afrikanische Friedensnobelpreisträgerin, mit einem Vorwort von Klaus Töpfer, Freiburg i. Br. usw.: Verlag Herder, 2004. (Anm. d. Übers.)

[x] Vanessa Nakate (Jg. 1996) ist eine ugandische Klimaaktivistin. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre und begann im Januar 2019 anfangs alleine mit Protesten vor dem Parlament von Uganda. Sie gründete die Youth for Future Africa und das afrikanische Rise Up Movement. Im Dezember 2019 nahm sie an Aktivitäten aus Anlass der COP25 im Spanischen Staat teil, im Januar 2020 nahm sie an Protesten aus Anlass des World Economic Forum in Davos teil. Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Vanessa_Nakate.

[xi] Maura Harrington (Jg. 1953) ist Schulrektorin im Ruhestand und Sprecherin der Kampagne „Shell to Sea“ (S2S), die sich seit 2005 gegen den Weiterbau einer Erdgas-Pipeline in der Barony Erris, County Mayo, im Westen von Irland richtet. Der Bau wird von den Firmen Royal Dutch Shell, Statoil (seit 2018 Equinor ASA) und Vermilion Energy Trust betrieben; die Pipeline soll ein Erdgasfeld im Meer westlich von Irland mit einer im Inland gelegenen Raffinerie verbinden. Siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Maura_Harrington; https://en.wikipedia.org/wiki/Shell_to_Sea; https://en.wikipedia.org/wiki/Corrib_gas_controversy. (Anm. d. Übers.)

[xii] Saoirse McHugh war ein prominentes Mitglied der irischen Green Party und Kandidatin bei der Europaparlamentswahl 2019 und der Parlamentswahl im 2020. Nach dem besten Resultat, das die Partei jemals erhielt (sie wurde zur viertgrößten Partei der Republik, 2016 hatte sie 2 Mandate im Parlament gewonnen, nun 12), ging sie mit Fine Gael und Fianna Fáil in eine Regierungskoalition. Saoirse McHugh kritisierte das Regierungsprogramm, das sei kein Green New Deal, sondern „greeener business as usual“, und sie verließ die Partei im Juli 2020. Siehe https://www.irishtimes.com/news/politics/saoirse-mchugh-and-three-others-appeal-to-green-members-to-reject-deal-1.4284612. (Anm. d. Übers.)

[xiii] Mary Mellor, „The Politics of Women and Nature“, 1996, S. 148.

[xiv] Carolin Cordes, „Women, Climate Change and the Rise of Eco-Feminism“, 16. August 2018, https://greennews.ie/women-climate-change-rise-ecofenanism/

[xv] Care Work and Care Jobs for the Future of Decent Jobs, Geneva: International Labour Office, 2018, https://www.ilo.org/wcmsp5/groups/public/—dgreports/—dcomm/—publ/documents/publication/wcms_633135.pdf.

[xvi] Mark Hilliard „Irish ,spend over 30 hours a weekʻ doing unpaid care, housework“, The Irish Times, 9. Juli 2019, https://www.irishtimes.com/news/social-affairs/irish-spend-over-30-hours-a-week-doing-unpaid-care-housework-1.3951214.

[xvii] Rebecca McCray, „New study shows women bore brunt of Flint water crisis, but they’ve also led fight against it“, Women’s Media Center, 2. Oktober 2017, https://womensmediacenter.com/news-features/new-study-shows-women-bore-brunt-of-flint-water-crisis-but-theyve-also-led-fight-against-it.

[xviii] „Why Women“, Women’s Earth & Climate Action Network, International, https://www.wecaninternational.org/why-women.

[xix] SDG 13: Take urgent action to combat climate change and its impacts“, UN Women, https://www.unwomen.org/en/news/in-focus/women-and-the-sdgs/sdg-13-climate-action.

[xx] „COVID-19 will widen poverty gap between women and men, new UN Women and UNDP data shows“, 2. September 2020, https://www.undp.org/press-releases/covid-19-will-widen-poverty-gap-between-women-and-men-new-un-women-and-undp-data.

[xxi] Vandana Shiva, „Women’s Indigenous Knowledge and Biodiversity Conservation“, in: Maria Mies / Vandana Shiva, Ecofeminism, neue Ausg. mit einem Vorwort von Ariel Zalleh, London: Zed Books, 2014, S. 168.
Auf Deutsch: „Das indigene Wissen der Frauen und die Erhaltung der Biodiversität“, in: Maria Mies / Vandana Shiva, Ökofeminismus. Beiträge zur Theorie und Praxis, Zürich: Rotpunktverlag, 1995, S. 234.

[xxii] Esther Vivas, „Feminism and the global fight for food sovereignty“, Climate & Capitalism, 26. Oktober 2012, https://climateandcapitalism.com/2012/10/26/feminis-food-sovereignty-2/.

[xxiii] Annette Aurélie Desmarais, La Vía Campesina. La globalización y el poder del campesinado, Madrid: Editorial Popular, 2007, S. 282; zitiert nach E. Vivas, „Feminism and the global fight for food sovereignty“, https://climateandcapitalism.com/2012/10/26/feminis-food-sovereignty-2/.

[xxiv] Mary Mellor, „The Politics of Women and Nature“, 1996, S. 160.

[xxv] Siehe Marx’s Ecology: Materialism and Nature von John Bellamy Foster (New York: Monthly Review Press, 2000) und Karl Marx’s Ecosocialism: Capitalism, Nature, and the Unfinished Critique of Political Economy von Kohei Saito (New York: Monthly Review Press, 2017; dt. Ausg.: Natur gegen Kapital. Marx’ Ökologie in seiner unvollendeten Kritik des Kapitalismus, Frankfurt a. M. u. New York: Campus Verlag, 2016).

[xxvi] Der Ausdruck „metabolic rift“ geht auf eine Stelle im dritten Band des Kapital zurück, an der er schreibt: Das „große Grundeigentum“ erzeugt „Bedingungen, die einen unheilbaren Riß hervorrufen in dem Zusammenhang des gesellschaftlichen und durch die Naturgesetze des Lebens vorgeschriebnen Stoffwechsels“ (Karl Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Dritter Band, 47. Kapitel, MEW, Bd. 25, S. 821).
Vgl. John Bellamy Foster, „Marxʼs Theory of Metabolic Rift: Classical Foundations for Environmental Sociology“, in: The American Journal of Sociology, Bd. 105, Nr. 2, September 1999, S. 366–405; ausführlicher: John Bellamy Foster / Brett Clark / Richard York, Der ökologische Bruch. Der Krieg des Kapitals gegen den Planeten, aus dem Englischen übersetzt von Klaus E. Lehmann, Hamburg: Laika Verlag, 2011 (Originalausgabe: The Ecological Rift. Capitalism’s War on the Earth, New York: Monthly Review Press, 2010).
Vgl. auch https://en.wikipedia.org/wiki/Metabolic_rift. (Anm. d. Übers.)

[xxvii] Karl Marx, „Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844“, in: MEW, Bd. 40, S. 516. (Anm. d. Übers.)

[xxviii] Karl Marx, „Die deutsche Ideologie. Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten“, in: Karl Marx / Friedrich Engels, Werke (im Folgenden: MEW), Bd. 3, S. 46. (Anm. d. Übers.)

[xxix] Elle Hunt, „The eco gender gap: why is saving the planet seen as women’s work?“, The Guardian, 6. Februar 2020, https://www.theguardian.com/environment/2020/feb/06/eco-gender-gap-why-saving-planet-seen-womens-work.

[xxx] Mary Mellor, „The Politics of Women and Nature“, 1996, S. 160.

[xxxi] John Bellamy Foster / Brett Clark, „Women, Nature, and Capital in the Industrial Revolution“, in: Monthly Review. An Independent Socialist Magazine, Jg. 69, Nr. 8, Januar 2018, S. 1‒24, https://monthlyreview.org/2018/01/01/women-nature-and-capital-in-the-industrial-revolution.
[Überarbeitete Fassung als Kapitel 3 in John Bellamy Foster / Brett Clark, The Robbery of Nature. Capitalism and the Ecological Rift, New York: Monthly Review Press, 2020, S. 78‒103.]

[xxxii] Mary Mellor, „The Politics of Women and Nature“, 1996, S. 160.

[xxxiii] Vgl. Jess Spear, „Lesser-spotted comrades: Claudia Jones“, in: Rupture. Eco-Socialist Quarterly, Nr. 2, Herbst 2020, S. 106/107.
[Der Artikel „An End to the Neglect of the Problems of the Negro Woman!“ erschien im Juni 1949 in der Monatszeitschrift Political Affairs, die von der kommunistischen Partei der USA herausgegeben wurde.
Nachgedruckt unter anderem in: Claudia Jones, Beyond Containment. Autobiographical Reflections, Essays, and Poems, hrsg. von Carole Boyce Davies, Banbury, Oxfordshire: Ayebia Clarke Publishing, 2011, S. 74‒86.
Einige Informationen über die in Trinidad geborene Claudia Jones (1915‒1964), die 1937 der CPUSA beitrat, nach dem Zweiten Weltkrieg Sekretärin ihrer Frauenkommission war und von 1924 bis zu ihrer Deportation 1955 in den USA und danach in London lebte: https://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Jones; ausführlicher: https://en.wikipedia.org/wiki/Claudia_Jones; Carole Boyce Davies, Left of Karl Marx. The Political Life of Black Communist Claudia Jones, Durham u. London: Duke University Press, 2007.]

[xxxiv] Josepha Madigan (Jg. 1970) ist eine irische Rechtsanwältin und Politikerin der Partei Fine Gael, sie wurde 2016 in das Parlament gewählt, von 2017 bis Juni 2020 war sie Ministerin für Kultur, 2018 wurde sie Leiterin der Kampagne von Fine Gael vor dem Referendum über die Abschaffung des Abtreibungsverbots in der Republik Irland, seit Juli 2020 ist sie Staatsministerin für Sondererziehung und Inklusion. (Anm. d. Übers.)

[xxxv] „Indigenous leader from Ecuador saves 500,000 acres from oil extraction“, The Optimist daily, 4. Dezember 2020, https://www.optimistdaily.com/2020/12/indigenous-leader-from-ecuadorean-amazon-wins-goldman-environmental-prize/.

[xxxvi] Alexia Fernández Campbell, „Women who work at McDonald’s plan walkout Tuesday over sexual harassment“, Vox, 18. September 2018, https://www.vox.com/2018/9/13/17855198/mcdonalds-strike-me-too.

[xxxvii] Sarah Jones, „The West Virginia Teachersʼ Strike Takes Aim at Coal and Gas“, The New Republic, 2. März 2018, https://newrepublic.com/article/147266/west-virginia-teachers-strike-takes-aim-coal-gas.

[xxxviii] „Nurses and midwives first strike on January 30th“, Irish Nurses and Midwives Organisation, 8.1.2019, https://www.inmo.ie/Home/Index/217/13444.
[Zu der 24stündigen Streikaktion vom 30. Januar 2019, die in der Öffentlichkeit positiv aufgenommen wurde, siehe auch https://en.wikipedia.org/wiki/Irish_Nurses_and_Midwives_Organisation#INMO_in_the_21st_century.]

[xxxix] Jo Tully, „Nurses: The Return of Militancy“, Rebel, 12. März 2019, https://www.rebelnews.ie/2019/03/12/nurses-the-return-of-militancy/.

Artikel teilen
Kommentare auf Facebook
Zur Startseite