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Betrieb & Gewerkschaft

Freudenberg-Vliesstoffe KG Weinheim

Von Korrespondent Weinheim | 01.09.2006

Der Widerstand von Belegschaft und Betriebsrat sowie ein Spitzengespräch bringt ein Ergebnis. Seit Monaten hatten sich Betriebsrat und Belegschaft der Freudenberg-Vliesstoffe KG in Weinheim gegen den geplanten Personalabbau von ca. 350 Beschäftigten und gegen massive Einkommenskürzungen, aufgrund der beabsichtigten Überleitung in den Chemietarifvertrag, gewehrt.

Der Widerstand von Belegschaft und Betriebsrat sowie ein Spitzengespräch bringt ein Ergebnis.

Seit Monaten hatten sich Betriebsrat und Belegschaft der Freudenberg-Vliesstoffe KG in Weinheim gegen den geplanten Personalabbau von ca. 350 Beschäftigten und gegen massive Einkommenskürzungen, aufgrund der beabsichtigten Überleitung in den Chemietarifvertrag, gewehrt. Mitte Juli wurde nun, sozusagen als letzte Chance für eine Verhandlungsregelung, im Rahmen eines Spitzengesprächs unter Beteiligung eines Vertreters der Konzernleitung Freudenberg und dem Bezirksleiter der IG BCE BA-WÜ ein Ergebnis über die strittigen Punkte erzielt. Das Ergebnis stellt einen Kompromiss dar, der von allen Beteiligten zwischen-zeitlich akzeptiert worden ist.
Die wesentlichen Punkte des Kompromisses zusammengefasst:

  • ·    Begrenzung der noch anstehenden betriebsbedingten Kündigungen auf max. 142 Personen mit Verpflichtung zur weiteren Verringerung aufgrund möglicher freiwilliger Maßnahmen.

  • ·    Nachteilsausgleich aus der Tarifüberleitung. Die Besitzstandswahrung gilt allerdings ausschließlich für die bisher Beschäftigten. Alle Neueingestellten erhalten verschlech-terte Einkommensbedingungen.

  • ·    Erhöhung der bisherigen Arbeitszeit von 37 Std./Woche auf 37,5 Std./Woche durch Übernahme der Arbeitszeitregelung aus dem Chemie-Flächentarif. Gleichzeitig wird der Arbeitszeitkorridor auf minus 175 Stunden und plus 150 Stunden erweitert, sowie der Ausgleichzeitraum von 12 Monaten auf 18 Monate verlängert.

  • ·    Tarifabsenkung um 2% auf der Basis der derzeit gültigen Entgelttabelle für die chemische Industrie BA-WÜ.

  • ·    Die Zuständigkeit des Betriebsrats für die zum 1.7.2006 ausgegründeten Gesellschaf-ten bleibt mindestens für die laufende Legislaturperiode (bis 2010) erhalten.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Kompromiss mit Sicherheit nicht gut ist. Aber unter den gegebenen Umständen, die Geschäftsleitung wollte ursprünglich ihr Programm weitgehend ohne Abstriche durchziehen, ist das nun erzielte Ergebnis auch keinesfalls als Niederlage zu werten. Für den größten Teil der Belegschaft ist klar, dass dieses Ergebnis ohne die Arbeitsniederlegungen in Form von verlängerten Betriebsversammlungen und die sich anschließenden Demonstrationen durch den Freudenbergstandort und durch die Stadt Weinheim, in dieser Form nicht zu erreichen gewesen wäre. Ob damit das Ende der Auseinandersetzungen erreicht worden ist, lässt sich zur Zeit nicht voraussehen.

Die momentane Ruhe aufgrund des Abschlusses kann sich möglicherweise schnell ändern, wenn der Personalabbau ab dem 1. Quartal 2007 umgesetzt wird. Das Ende letzten Jahres gegründete „Solidaritätskomitee für die Erhaltung der Arbeitsplätze in Weinheim und Region“ wird jedenfalls auch in den nächsten Monaten mit Aktionen und Veranstaltungen auf die Auswirkungen der Arbeitsplatzvernichtung aufmerksam machen und falls notwendig auch betriebliche Aktionen unterstützen. im Februar 2007 ist vor diesem Hintergrund auch ein Solidaritätsfest in Weinheim geplant. 

 

Aus  dem  Flugblatt  des  RSB  Rhein-Neckar
Freudenberg Weinheim – Gemeinsamer Widerstand gegen Arbeitsplatzabbau, 40-Stundenwoche und Lohnsenkung
Im vierten Jahr in Folge hat der Freudenbergkonzern die Gewinne steigern können. Trotzdem will man den Arbeitsplatzabbau am Standort Weinheim fortsetzen. Rund 350 Kolleginnen und Kollegen sind nach Auffassung der Konzernleitung allein bei der Vliesstoffe KG in Weinheim “überflüssig”.
Betriebsspaltung, Produktionsverlagerung, Fremdvergabe, “Kostensenkung” und Personalabbau sind die bekannten Methoden der Konzernleitung zur Profitsteigerung. Jetzt soll die Gangart nochmals verschärft werden. Unter anderem sollen niedrigere Tarife und längere Arbeitszeiten die Freudenberg-Kasse füllen.
Dies ist nicht zu rechtfertigen. Denn Freudenberg ist ein profitables Unternehmen.

 Jahr 2004 2005 
 Freudenberg-Umsatz
(in Milliarden €)
 4,418  4,836
 Freudenberg-Gewinn
(in Mio. €)
 184,3  202,2


Mit Hilfe dieser Gewinne wird die Freudenberg-Gruppe weltweit und ausschließlich unter dem Gesichtspunkt des maximalen Profits “umgebaut”. Dieser Konzernumbau erfolgt mittels Gründung neuer Standorte, “strategischer Partnerschaften”, Firmen- und Firmenzukäufe. Für diese Strategie sollen einmal mehr die Beschäftigten bezahlen, mit deren Arbeit der Konzern “groß” und die Eigentümer reich geworden sind.
(…)
Unsere einzige Chance – Widerstand à la France
Nur gemeinsam sind wir stark. Deshalb dürfen wir uns nicht in einzelne KG-Belegschaften oder unterschiedliche Beschäftigten- und Interessengruppen spalten lassen. Denn egal, wo der Anfang gemacht wird, die anderen KG’en werden folgen. Die aktuelle Konzernstrategie trifft alle. Sagen wir daher gemeinsam NEIN! Nein zu fortgesetztem Personalabbau, nein zu Arbeitszeitverlängerung und nein zu weiteren Kostensenkungen.
Die begonnenen Aktionen (mehrtägige Betriebsversammlung, Demonstrationen in die Stadt usw.) müssen fortgesetzt werden. KG-übergreifend und über Freudenberg hinaus. Dabei muss die solidarische Unterstützung anderer Belegschaften und der Öffentlichkeit gewonnen werden.
Statt Belegschaftsopfer gemeinsame Aktionen:

  • •    Gegen Arbeitszeitverlängerung – für Arbeitszeitverkürzung bis alle Arbeit haben!
  • •    Verbot von Entlassungen!

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